Er genoss das Gefühl, wie der Wind durch seine Federn strich. Er genoss das Gefühl der Freiheit. Wieder war er mit seiner Patrouille unterwegs, wieder konnte er tief durchatmen, Kraft schöpfen. In dem Versteck der Adler stand er unter ständiger Beobachtung, das zehrte an seinen Nerven und an seiner Kraft. Die Adler seiner Patrouille bemerkten dies und begaben sich immer öfter mit Alec hinaus. Er dankte es ihnen.
Es wurde merklich kühler in den Bergen. Der Winter war im Anmarsch. Dann würde es für Adler immer schwieriger werden, Nahrung zu finden. Doch Alec schaffte es immer wieder mit seiner Patrouille genug Nahrung zu finden, so dass sie weitere Adler füttern konnten.
Folgten die Adler anfangs dem Anführer, so ließ diese Bindung nach. Die Adler fühlten sich vernachlässigt, sie hungerten, sie schwächelten. Alec wusste dies und versucht dies zu unauffällig zu nutzen, um den Adlern klarzumachen, dass hier etwas falsch lief, dass sie nicht frei waren. Seine Patrouille verstand ihn und half ihm, wo immer sie konnten. Sie waren eine Einheit – Freunde – geworden.
Daher führte auch mittlerweile Alec die Patrouille an, zumindest wenn sie das Versteck verlassen hatten. Für Alec war es ein ungewohntes Gefühl, doch es fühlte sich richtig an.
Er schrie, als er die Freiheit spürte. Als sie über Bergkuppen, Bergsattel und Täler flogen, waren sie die einzigen Adler weit und breit. Sie beobachteten gemeinsam als Patrouille die Gegend. Irgendetwas war anders heute. Alec spürte es, und seine Freunde ebenso.
Über einem bestimmten Tal stockte Alec. Ein Gefühl von Vertrautheit und Verbundenheit bemächtigte sich seiner. Er schrie, ehe sich gegen Boden stürzen ließ. Und tatsächlich! Da stand sie.
Als Mira ihn erkannte, lächelte sie und hob ihren rechten Arm, damit er darauf landen konnte. Alec breitete seine Schwingen aus, um den Sturzflug abzufedern und glitt geschmeidig, um auf seinem Stammplatz zu landen. Beide – Mensch und Tier – schlossen für einen Moment die Augen, genossen diese innige Verbundenheit. Alec spürte aber auch, dass sich etwas bei Mira getan hatte. Er öffnete die Augen, legte den Kopf schräg und schrie fragend.
Mira lächelte. Dann sah sie, wie die anderen Adler der Patrouille auf nahegelegenen Sträuchern landeten. Sie erkannte sie wieder. Sie hatten sie gemeinsam mit Alec vor dem Maskierten beschützt – damals auf dem Bergsattel.
„Danke“, sagte sie daher aufrichtig zu den Adlern. Diese schrien als Antwort.
Dann gab sie ein Zeichen und mehrere Männer traten hervor. Männer des Königs, wie Alec erkannte. Er schrie auf und wollte davonfliegen, als Mira ihn davon abhielt.
„Es sind die Männer des Königs, nicht Fredericks“, beruhigte sie den Adler. „Die meisten von Fredericks Männern haben wir in den letzten Wochen festsetzen können. Ihre Hinweise und Theodors Berichte haben uns hierhergeführt“, erklärte sie. Dann sah sie ernst zu ihrem Adler. „Kannst du die Adler aus dem Versteck führen?“
Alec sah Mira genau an. Sie hatten einen Plan und er verstand ihn, weil Mira ihn den Plan sehen ließ. Kurz sah er zu seinen Freunden. Es würde schwierig werden und einige Tage dauern. Und Alec befürchtete, es würde zu einem Kampf kommen. Doch da hatte er eine Idee. Er schrie Mira an und sie verstand. Dann schwang er sich in die Luft, und seine Freunde mit ihm.