Ich wurde durch die Türe gestoßen. Hinter mir kam der Elf und meine Mum herein. Mir blieb die Luft weg. Der Raum, in dem ich stand, war wunderschön! Der Boden bestand aus blauem glattem Gestein. Ich wusste nicht genau was es war aber es wunderschön! Die Wände waren weiß, genauso wie die Säulen, die die Decke stützten. An der Wand rechts von mir gab es ein riesiges Fenster, von dem man das ganze Königreich überblicken konnte. Am anderen Ende des Raumes stand ein riesiger goldener Thron, auf dem ein Elf saß. Ich schnappte Luft! Der Elf hatte ein Geweih! Plötzlich riss sich Mum von den Elfen los und rannte zu dem Elf mit dem Geweih. Vor dem Thron ließ sie sich auf die Knie herab und fing an zu sprechen: „Falk! Erkennst du mich noch? Ich bin May Greene.“ Was! Mum kannte diesen Kerl? Das war unmöglich! „Falk! Du kennst mich! Erinnerst du dich noch an die schönen Sonnenuntergänge, die wir damals zusammen genossen haben? Und als du mir immer davon erzählt hast, dass du dich an den Schlosswachen vorbeischleichen musstest, um mich zu sehen?“, erzählte Mum weiter. Was! Ich traute meinen Ohren kaum! Das klang, als ob sie und dieser Falk einmal ineinander verliebt waren. „Ja, ich erinnere mich“, sagte er mit tiefer Stimme. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Mum einmal mit diesem Kerl zusammen war! Obwohl, wenn die paar Falten nicht wären und er nicht so einen ernsten Gesichtsausdruck machen würde, dann würde er gar nicht so abschreckend aussehen. Er hatte braune kürzere Haare und braun grüne Augen. Seine Augen kamen mir irgendwie bekannt vor. „Was willst du hier May? Haben wir uns nicht dazu entschlossen, dass du hier nichts mehr zu suchen hast?“, sprach Falk weiter. „Ja, aber… also…“, druckse Mum herum. „Was?“, donnerte er mit lauter Stimme und stand auf. „Erinnerst du dich noch an die eine Nacht?“, fragte Mum und stand ebenfalls auf. „Ja“, sagte Falk gedehnt. Ihm schien dieses Thema etwas unangenehm. „Du hast mir doch dort diesen Trank gegeben“, meint Mum und sah ihm direkt in die Augen, „ich glaube damals hat der Trank nicht gewirkt.“ „Was!“, rief Falk. Mir fuhr ein Schauer über den Rücken! Nun wusste ich, wieso ich die Augen von Falk kannte. Aber das konnte doch nicht wahr sein! Nein, das durfte nicht wahr sein! Mum drehte sich zu mir um und auch Falk blickte zu mir herüber. Er schien mich zuvor gar nicht gesehen haben. „Darf ich vorstellen, das ist deine Tochter Saskia“, sagte Mum. Ich war erstarrt. Ich war die Tochter eines Elfen! Das konnte nicht wahr sein! Am liebsten hätte ich den Elf neben mir gefragt ob er mich kneifen könnte aber mein Mund war so trocken, dass ich nichts sagen konnte. Ich starrte Falk einfach nur an und er starrte mich an. Nach mehreren Minuten Stille räusperte sich Falk und wandte sich an Mum: „Warum bringst du sie jetzt? Du hättest schon viel früher kommen sollen!“ „Sie hatte nie die Merkmale einer Elfe, also dachte ich, sie ist bei mir besser aufgehoben“, antwortete Mum trocken. „Außerdem wusste ich, dass wenn ich sie hier her bringe, dass du sie mir dann wegnimmst“, ergänzte sie leise. „Warum kommt ihr dann jetzt?“, wollte Falk wissen. Er hatte sich mittlerweile wieder auf seinen Thron gesetzt. „Ja sieh sie dir an! Heute sind die ersten Elfenmerkmale aufgetreten! Wir wollten fragen ob du sie wieder wegmachen kannst?“, meinte Mum bittend. „Meine güte May! Was verlangst du immer alles von mir? Wenn du dich danach nicht mehr blicken lässt, mache ich das. Aber glaube nicht, dass wenn Saskia entführt werden sollte, dass ich mich dann darum kümmere“, meinte er. Was war das den für ein Fiesling. Ich mochte ihn nicht! „Saskia, komm her“, wies er mich mit lauter Stimme an. Ich war nicht schwerhörig! Trotzig fragte ich: „Gehen dann die Äste auf dem Kopf auch wieder weg?“ Mum, Falk und der Elf hinter mir gefroren in der Bewegung ein. „Was ist denn jetzt los?“, wollte ich wissen. Ich verstand die ganze Welt nicht mehr. Ich dachte, dass das auch so ein Merkmal war. Falk hatte doch gesagt, dass er mir das wieder wegmachte. Was war denn jetzt so schlimm daran. „Nehmt ihr die Mütze ab!“ donnerte Falk laut. Sofort kam der Elf und riss mir die Mütze vom Kopf. Mum fing wieder an zu weinen. „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“, schrie Falk Mum an. Die weinte nur. „Warum? Sag es!“, schrie er Fuchs Teufel wild! Was hatte ich jetzt schon wieder falsch gemacht? „Ich wollte, das Saski einfach ein normales Leben leben kann“, sagte Mum unter Tränen, „Ich möchte, dass sie wieder mit mir nach Hause gehen kann. Ich habe Saski lieb! Ich möchte nicht, dass ich sie nie wieder sehen kann, nur weil sie ein Geweih bekommt!“ Was! Mir wächst ein Geweih? Würde ich mich nun zu einem Hirsch entwickeln? Ich wollte endlich wissen was hier los ist! „Was ist hier los? Kann mir das einmal jemand erklären?“, rief ich deshalb. Doch da weinte Mum nur noch mehr. „Lasst Elio rufen!“, wies Falk den Elf hinter mir an. Wer war Elio? Dann wandte er sich wieder an Mum: „Gibt es sonst noch irgendetwas was ich wissen sollte?“ Unter Tränen schüttelte sie den Kopf. Falk wies zwei Wachen, die hereingekommen waren, an, Mum aus dem Wald zu bringen. „Was ist mit mir?“, wollte ich wissen, „Ich bleibe ganz sicher nicht hier!“ Mum kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange: „Du schaffst das! Ich werde einen Weg finden, dich nach Hause zu bringen! Ich habe dich ganz Doll lieb!“ Mir kullerten nun auch Tränen über die Wange. Ich wusste zwar noch nicht genau, was nun alles geschehen würde, aber Mum würde ich nun für lange Zeit nicht sehen können und das brach mir das Herz! Da kam ein Wache und zog sie von mir weg. Ich versuchte ihn aufzuhalten, aber mit den Händen am Rücken gefesselt funktionierte es nicht. Ich schrie den Wachen an, aber das war ihm egal. Und dann war Mum weg. Ich drehte mich zornig zu Falk um und schrie: „Du bist einfach nur gemein! Ich dachte ich dürfte jetzt mit Mum nach Hause aber nur weil ich irgendwelche Äste auf dem Kopf habe, muss ich hier bleiben!“ Ich sah ihn böse an. Im Böse Blicke zuwerfen war ich gut! „Das sind keine Äste! Das ist der Anfang eines Geweihs“, erklärte er. „Und jetzt? Das hättest du doch auch einfach wegmachen können!“, meinte ich immer noch sauer. Falk musterte mich. „Glücklicherweise hast du ein gutes Aussehen“, meinte er nur. „Was! Ich habe dir eine Frage gestellt und das Einzige was du sagst ist, dass ich gut aussehe. Ist das dein Ernst?“, fragte ich, aber ich klang leider nicht ganz so gekränkt, wie ich wollte. Ich hatte, außer von Mum und meinen Freunden, noch nicht oft Komplimente über mein Aussehen bekommen. Aber er sollte nicht denken, dass ich ihm, nur weil er ein bisschen schleimt, gleich zu Füßen liege. „Du hast recht. Also das Geweih symbolisiert, dass du die nächste Königin wirst. Sobald ich abdanke wirst du die Herrscherin dieses Reiches. Deshalb musst du bleiben!“, erklärte er. „Aber warum ich?“, wollte ich trotzig wissen. „Erstens, weil ich keine Kinder mehr bekommen kann da ich in einem Kampf schwer verletzt wurde und du noch vor diesem Kampf gezeugt wurdest und zweitens, weil ich nach deiner Mutter nie wieder eine andere Elfe geliebt habe“, meinte er. Plötzlich sah Falk nicht mehr sauer, sondern müde aus. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass er immer noch in Mum verliebt war aber es nicht zeigen wollte. „Also heißt das jetzt, dass ich so etwas wie eine Elfe bin“, fragte ich. Falk lachte auf: „Du bist mehr als eine einfache Elfe Saskia. Du bist die Prinzessin dieses Waldes, da ich der König bin.“ Ich musste das erst einmal verdauen. Ich hatte zwar vermutet, dass ich so etwas wie eine Prinzessin bin, aber es aus Falks Mund zu hören war nochmal etwas anderes. Da ging plötzlich die große Türe auf und ein Junge, der etwa ein bis zwei Jahre älter war als ich, betrat den Raum.