Was! „Heißt das nun, dass ihr wisst, was ich für eine Fähigkeit ausbilden weder?“, fragte ich hoffnungsvoll. „Nein, dazu brauchen wir noch die exakte Urzeit deiner Geburt. Kennst du die?“, fragte Althea mich. Ich schüttelte den Kopf. Mum hatte es einmal erwähn, aber daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. „Na gut“, sagte Falk und erhob sich von seinem Sessel, „dann werde ich deine Mutter aufsuchen lassen und sie fragen, wann genau du geboren wurdest.“ Ja, klar. Erst schickte er sie weg und nun wollte er wieder Informationen von ihr. Meine arme Mum! Sie würde sicher einen Herzinfarkt bekommen, wenn irgendwelche Elfen vor ihrer Türe auftauchten und ihr Fragen zu meiner Geburt stellen würden. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich war sehr neugierig, was meine magische Begabung war. Denn wenn ich schon ein Geweih auf meinem Kopf tragen musste, würde ich es nur fair finden, auch eine Magische Begabung zu bekommen. Da fiel mir plötzlich noch eine Frage ein, die Althea stellen wollte: „Warum habe ich eigentlich erst jetzt Elfenmerkmale bekommen?“ Althea musterte mich nun sicher schon zum zehnten Mal heute. „Ich vermute, das muss mit deiner Menschlichen Seite zu tun haben. Bisher wurden unsere Spezies noch nie vermischt.“ Sie warf Falk einen Bedeutenden Blick zu. Ihm schien dieses Thema anscheinend sehr unangenehm zu sein, weil er ganz interessiert auf die gegenüberliegende Wand starrte. Aber das geschah ihm ganz recht. Er war zwar mein Dad, aber ich weigerte mich weiterhin strikt dagegen, ihn als meinen Dad zu bezeichnen! Er hatte sich nämlich nicht gerade wie ein Dad verhalten, als ich ihn heute zum ersten Mal gesehen hatte. Am Anfang hatte er sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, mich besser kennen zu lernen. Er hätte mich auch einfach wieder gehen lassen, hätte ich dort nur nicht meinen Geweihansatz erwähnt. „Aber ich habe May damals das Elixier gegeben und alles genau so gemach, wie du es mir erklärt hast“, sagte Falk, aber er traute sich noch immer nicht, den Blick zu heben. Aber nun wurde auch mir etwas unbehaglich zu mute, als ich kapiert, dass er über die Nacht sprach. „Wie wäre es, wenn wir über etwas anderes sprechen?“, fragte ich deshalb, da ich wirklich nicht scharf darauf war, noch mehr Einzelheiten zu dieser Nacht zu erfahren. „Du hast recht“, sagte Althea, „Was passiert ist, können wir sowieso nicht mehr ändern. Ich würde dich jetzt gerne noch kurz durchchecken, um zu sehen, ob du auch wirklich gesund bist, und dann sind wir fertig.“ Ich nickte. Falk ging zur Türe, doch bevor er sie öffnete drehte er sich noch einmal zu mir um: „Wenn du hier fertig bist, Saskia, dann soll dich Elio auf dein Zimmer bringen. Ich werde mich nun darum kümmern, die Urzeit deiner Geburt heraus zu finden.“ Er wollte gerade gehen, doch dann drehte er sich abermals zu mir um. „Und Saskia, es tut mir leid, dass ich heute so grob herüber kam, aber bitte verstehe mich. Ich dachte, ich könnte nie Vater werden. Aber plötzlich spaziert deine Mutter mit dir ins Schloss und verkündet, dass du meine Tochter bist. Es ist ein überwältigendes Gefühl, wenn einem gesagt wurde, dass man nie dazu in der Lage sein wird, ein eigenes Kind zu bekommen und plötzlich seine eigene Tochter vor einem steht.“ Ich nickte nur, nicht in der Lage, etwas anderes zu machen. Hatte er gerade wirklich versucht, nett zu mir zu sein? Nein, so schnell würde ich nicht nachgeben! Er hatte mich von Mum getrennt. Da würde es definitiv mehr brauchen als ein paar Worte, damit ich ihm verzeihen würde. Aber es war ein Anfang. Dann öffnete Falk die Türe und ging hinaus. „Na dann wollen wir mal“, sagte Althea zu mir und untersuchte mich gründlich. Nach kurzer Zeit verkündete sie: „Du bist vollkommen gesund, aber du hast noch einiges von diesen Chemikalien in deinem Körper, die die Menschen immer nehmen, wenn sie krank sind.“ Ich nickte. Mum war nie ein großer Fan von Medizin gewesen und hatte mich am liebsten immer mit Kräutern oder anderen natürlichen Medikamenten oder Säfte behandelt. Aber Trotzdem musste ich hin und wieder zum Arzt gehen, der mich geimpft hat. „Ich gebe dir eine Flasche mit besonderem Wasser mit. Die trinkst du bitte heute vor dem Schlafen gehen komplett aus“, sagte Althea und reichte mir eine Flasche mit klarer Flüssigkeit. „Hast du sonst noch irgendeine Frage?“, wollte Althea wissen. Ich überlegte kurz. Eigentlich nicht. Obwohl… „Du Althea, was war das für ein Trank, den Falk ihr damals gegeben hat?“, fragte ich, unsicher ob ich die Antwort wissen wollte. Althea setzte sich neben mich. „Dieser Trank sollte eigentlich verhindern, dass May schwanger wird. Aber aus irgendeinem Grund hat er damals keine Wirkung gezeigt, was aber nichts Schlechtes war. Ansonsten hätten wir dich nun nicht. Außerdem war May die ganze Zeit dagegen, dass sie diesen Trank anwenden“, erzählte mir Althea. Ich fuhr herum. „Woher weißt du das? Ich dachte Mum und Falk hätten sich heimlich getroffen?“, sagte ich überrascht. Althea begann zu schmunzeln. „Naja, deine Mum war öfters hier, als sie hätte sein sollen. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie Falk sie immer wieder hier her geschmuggelt hat“, erzählte Althea und lächelte, „Deine Mum war immer sehr fasziniert vom Schloss und Falk liebte es, ihr die Schönsten Orte unserer Welt zu zeigen.“ Gebannt lauschte ich Altheas Erzählung. Anscheinend waren meine Mum und Falk wirklich sehr ineinander verliebt gewesen. Aber warum war er heute so fies zu ihr? „Aber was ist passiert?“, wollte ich wissen, „Warum sind sie nicht mehr zusammen?“ „Tja, das ist der nicht so schöne Teil der Geschichte“, stöhnte Althea. Ich hielt den Atem an und hoffte, dass sie weiter sprechen würde. „Die zwei wollten nicht mehr ohne einander leben, doch als Falk deine Mutter dem damaligen König vorstellte, wurde der Fuchs Teufel wild. Er drohte damit, Falk zu enterben und ihn zu verbannen, wenn Falk weiterhin mit deiner Mum zusammen sein würde. Falk hätte es auch in Kauf genommen, doch deine Mum wollte nicht, dass er enterbt werden würde und ein Leben als Schande der Elfen leben müsste. Deshalb entschieden sie sich dafür, dass deine Mum in der Menschen Welt und Falk hier bleiben würde. Doch bevor sie einander lebe wohl sagten verbrachten sie noch eine Nacht miteinander. Ich habe die beiden immer unterstützt und habe ihnen dann ein Elixier zusammengemixt, dass deine Mutter einnehmen musste. Bald danach brach ein Krieg mit König Iratus aus und damals wurde Falk so schwer verletzt, dass er nie mehr in der Lage sein würde ein Kind zu bekommen. Lange Zeit wusste deshalb niemand wie es mit unserem Königreich weiter gehen würde, bis heute.“ Ich traute meinen Ohren kaum. Das war beinahe wie Romeo und Julia. Nur ohne den Tod am Ende. „Aber warum war Falk dann so gemein zu ihr? Er ist doch jetzt König. Warum konnte er Mum dann nicht auch hier wohnen lassen? Sie hatte sich nie in jemanden verliebt und Falk anscheinend auch nicht. Vielleicht wären sie wieder zusammen gekommen“, sagte ich. Ich verstand das Handeln von Falk nun noch weniger. Althea stand auf und murmelte: „Weißt du Saskia, das ist alles nicht so einfach, wie du es dir vorstellst.“ Sie klang beinahe so, als hätte sie selber eine ähnliche Erfahrung wie Mum und Falk gemacht. Doch dann drehte sie sich zu mir um: „So, nun aber genug von den alten Geschichten.“ Althea klang betont fröhlich. Ich hingegen hätte nichts gegen mehr Geschichten. Plötzlich fiel mir etwas ein. Mum hatte mir früher, als ich noch klein war, immer Geschichten von einem Elfenpalst im Wald erzählt. Damals hatte sie auch immer von einem mutigen Elfenprinzen namens Falko erzählt. „Althea, Mum hat mir früher immer Geschichten von einem magischen Elfenpalast im Wald erzählt. In ihren Geschichten kam immer ein Elfen Prinz namens Falko vor. Glaubst du, sie hat mir sozusagen Geschichten von hier erzählt?“, fragte ich sie. Althea begann zu schmunzeln. „May hatte schon immer eine kreative Ader und sie wollte dir die Elfen anscheinend nicht vorenthalten. Dass sie uns in eine wunderschöne Märchen Geschichte verpackt hat, passt zu ihr“, sagte Althea schmunzelnd, „aber jetzt solltest du dich wirklich ausruhen gehen. Vergiss bitte nicht, die Flasche auszutrinken. Gute Nacht Saskia.“ Ich stand auf und wünschte ihr ebenfalls eine gute Nacht, bevor ich hinaus in den Flur trat. Draußen wartete Elio auf mich. „Na, was hast du dort drinnen so lange gemacht, Prinzessin? Dein Vater ist viel früher herausgekommen“, sagte Elio und grinste mich frech an. Der sollte lieber still sein. Ihn ging es überhaupt nichts an, was ich und Althea drinnen besprochen hatten. „Weißt du schon, was deine magische Begabung ist?“, bohrte er weiter. War der nervig! „Nein, ich weiß noch nichts über meine Begabung. Das Einzige was Althea gesagt hat, ist, dass ich im Zeichen des Schwans geboren wurde“, erklärte ich ihm, da er mich sonst noch den ganzen Abend genervt hätte. Elio klappte die Kinnlade herunter. Ha, dem hatte ich es gezeigt. Auch ich hatte Überraschungen auf Lager. „Kannst du mich bitte zu meinem Zimmer bringen?“, fragte ich ihn. „Äh, klar, komm“, sagte er und führte mich zu meinem Zimmer.