Die zweite Woche der Experimente ging langsam dem Ende zu. Heute sollte das dreizehnte Experiment stattfinden. Anna saß wie immer auf den Professor wartend in ihrer Zelle und las. Wo blieb er bloß? Sonst dauerte es nur ca. drei Stunden bis sie von ihm abgeholt wurde. Der Dämon verbachte mit ihnen immer genau eine Stunde. Nun wartete Anna schon viel länger. War etwas dazwischengekommen?
Nach einer Wartezeit von sechs Stunden kam der Professor endlich zu ihr. Er sah gehetzt und sehr gestresst aus. Was war geschehen? Als Anna etwas sagen wollte meinte der Professor nur, dass sie sich beeilen sollten, um mit dem Experiment schnellstmöglich beginnen zu können. Sie war verwirrt und fragte sich immer noch, was geschehen war. Am besten wäre es, wenn sie die drei Jungs nachher Fragen würde.
Anna erwachte wie immer in der Dunkelheit. Sie ging auf den hell erleuchteten Schrein zu. Alles würde wie immer sein. Der Dämon und sie würden Go spielen, wenn Anna Fragen hatte, würde der Dämon diesen ausweichen, aber Anna müsste alle Fragen ganz genau beantworten. Nachdem der Dämon gewonnen hatte, würde er sie wieder aus dem Schrein werfen. Anna würde wütend im Labor des Professors aufwachen. Langweilig!
Das alles war nach fast zwei Wochen tierisch langweilig geworden. Anna hatte keine Lust mehr Go zu spielen, denn gewinnen konnte sie ja eh nicht. Zudem wollte sie auch etwas über den Dämon wissen. Er wusste mittlerweile gefühlt alles von ihr. Was ihre Hobbys waren, wie ihre Familie so tickt, was für Bücher sie gerne las… er wusste einfach alles.
Als Anna die Tür des Schreins öffnete, erwartete sie den Dämon wie immer bereits höhnisch grinsend am Go Brett sitzen, aber heute lief dieser sichtlich genervt in seinem Raum auf und ab. Als er Anna bemerkte, sah er sie wütend an. „Da bist du ja endlich! Wo warst du so lange?“ „Was ist denn los?“, fragte Anna verwirrt. „Du bist zu spät! Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet, aber du bist nicht rechtzeitig gekommen. Das ist inakzeptabel!“, schrie der Dämon sie wütend an. „Es tut mir leid, der Professor…“, begann Anna zu sagen, doch der Dämon unterbrach sie. „Komm mir jetzt nicht mit Ausreden! Du wolltest bestimmt nicht kommen! Oder? Bist du etwa von mir gelangweilt?
Ich merke doch, dass deine Züge undurchdacht und chaotischer werden. So wirst du mich nie besiegen! Du bist seit kurzem nicht mehr ganz bei der Sache!“ Anna sah den Dämon erschrocken an. Er hatte es also bemerkt, dass sie gelangweilt war? Aber dass sie deshalb nicht mehr zu ihm kommen wollte stimmte nicht. Anna wollte nur auch etwas von ihm erfahren. Mehr mit dem Dämon reden! Sie fühlte sich missverstanden. Wieso spielte der Dämon sich nur so auf?
Der Dämon wurde immer wütender und wütender. Je wütender er wurde, desto unheimlicher wurde die Atmosphäre in dem Raum. Das Zimmer war nun richtig düster. Die hellen Farben, die den Raum freundlich gestalteten wurden dunkler und dunkler. Anna bekam Angst. Was passierte hier gerade? Auch der Dämon begann sich zu verändern. Seine Augenfarbe verwandelte sich von einem angenehmen Kupferton zu einem blutigen Rotton. Seine Zähne wurden immer spitzer, wie Fangzähne von Raubtieren. Die Fingernägel wurden spitzer und die Hände formten sich zu Klauen. Der Dämon sah erschreckend aus. Er sah nun aus, als wollte er sich auf sie stürzen und Anna zerfetzen! Anna lief bei dem Anblick ein kalter Schauer den Rücken herunter. Irgendwas war geschehen, dass den Dämon bis aufs Blut gereizt hat. Aber was war es? Der Dämon sah sie immer noch wütend an. Er begann gefährlich zu grinsen. „Oh, kleines Mädchen, hast du etwa vor mir Angst? Wenn ich du wäre, dann würde ich ganz schnell vor mir weglaufen. Lauf so schnell du kannst“, sagte der Dämon nun gefährlich leise zu Anna. „Lauf weg, bevor dich meine Klauen noch erwischen!“ Anna wich einen Schritt vor dem Dämon zurück. Sollte sie rennen? Nein! Anna durfte und wollte jetzt nicht wie ein ängstlicher kleiner Hase davonlaufen! Irgendetwas begann in ihr kräftig zu lodern. Es war aber keine Angst! Es war Wut. Anna war wütend. Warum durfte sich der Dämon über sie so aufregen, aber sie nicht über ihn? Anna hatte viel mehr Gründe, warum sie wütend auf ihn sein konnte als er auf sie! Und nun wollte sie sich das Ganze nicht mehr gefallen lassen!
„Sag mal hast du sie noch alle? Ich werde jetzt nicht vor dir weglaufen!“, sagte Anna laut und entschlossen. „Ich habe es satt, von dir behandelt zu werden, als wäre ich dein Spielzeug! Lass mich ausreden!“, schrie Anna den Dämon an, als er etwas erwidern wollte. „Es tut mir leid, dass ich heute zu spät bin und auch, dass du das Gefühl hattes, dass du mich langweilst. Wir müssen hier etwas ändern und zwar sofort!“ Der Dämon zuckte erstaunt zurück, als er von Anna angeschrien wurde. Seine Augen wurden nun wieder kupferfarben.
„Weits du, ich war die ganze Zeit immer zuvorkommend und nett zu dir. Ich habe mich nie beschwert, dass du mich immer ohne zu zögern aus dem Schrein wirft oder nie auf eine meiner Fragen antwortest. Selbst als ich all deine Fragen ohne zu zögernd beantwortet habe, hast du nie eine meiner Fragen einer Beachtung geschenkt.“ Nun verwandelte sich auch der Rest des Dämons wieder zu seiner ursprünglichen Gestalt zurück. „Aber ab heute wird das alles ganz anderes laufen! Ich sehe es einfach nicht mehr ein! Du wirst mir all meine Fragen, die ich dir ab jetzt stelle beantworten, ist das klar! Ich war auch nur so abwesend und gelangweilt, weil ich mit dir nie ein vernünftiges Gespräch führen durfte! Nachdem ich die aufgekommenen Fragen von dir beantwortet hatte, war das Gespräch für dich nämlich beendet! Dann war die ganze Konzentration von dir wieder auf das Spiel gerichtet. Ich finde das unfair von dir! Behandle mich ab jetzt bitte wie ein normaler Mensch!“
Nun war Anna mit ihrer Standpauke zu ende. Auch ihre Wut war verflogen. Dafür war sie nun aber leicht heißer. Sie hatte die ganze Zeit entweder laut mit viel Kraft geredet oder geschrien. Auch der Dämon sah nun nicht mehr wütend aus. Er sah Anna eher schuldig und leicht beschämt an. „Ich weiß nicht, was dir heute so schlechte Laune bereitet hat, aber bitte lass sie nicht an mir aus!“, sagte Anna nun viel ruhiger. „Ich habe dich schon wieder unterschätzt!“, sagte der Dämon. Anna sah ihn an. Er sah sehr verdattert aus. Anna musste bei diesem Anblick lachen. Nun sah er sie leicht gekränkt und verwirrt an. „Hast du den Verstand verloren?“, fragte er sie. „Nein, habe ich nicht. Aber du sahst gerade zum einen sehr verdattert und goldig zugleich aus. Da musste ich einfach lachen.“ Der Dämon wurde rot und schaute zu Boden. „Das ist nicht witzig!“ „Es tut mir leid! Wir haben bis heute immer dasselbe in unseren gemeinsamen Sitzungen gemacht, da tat, dass heute sehr gut. Ich konnte heute meinen Gefühlen endlich einmal freien Lauf lassen.“, sagte Anna immer noch leicht lachend. „Wir verbringen hier sehr viel Zeit miteinander und du weist gefühlt schon alles über mich was es zu wissen gibt. Aber ich weiß so gut wie nichts über dich! Bitte erzähl mir doch etwas über dich.“ Der Dämon sah bedrückt auf den Boden und schwieg.
„Es tut mir leid, aber ich kann dir nichts über mich erzählen. Selbst, wenn ich es wollte könnte ich nicht, denn ich kann mich nur an die Dunkelheit erinnern. An die Dinge, die ich früher einmal getan oder gesehen habe kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur manchmal kann ich Erinnerungen in Form von vereinzelnd auftauchenden Bildern in meinem Kopf sehen. Ich kann sie leider nicht wie ein Puzzle zusammensetzen. Das was ich sehe sind keine Stücke, die zusammenpassen, sondern ganz verschiedene Bilder. Irgendwann habe ich es aufgegeben die Stücke zusammenzusetzten.“ Der Samurai sah nun vom Boden auf und Anna direkt in die blauen Augen. „Das einzige, was ich dir mit hundertprozentiger Sicherheit sagen kann, ist, dass ich hier raus möchte. Ich möchte die Welt so sehen, wie sie heut zu tage ist!“
Anna hörte dem Dämon gebannt zu. Dieser sah sie an und forderte sie dann auf sich mit ihm hin zu setzten. Als die beiden saßen sprach er weiter. „Anna, seit dem Tag, als du in mein eingesperrtes Leben getreten bist, kamen immer mehr solcher Bilder in meinem Kopf zum Vorschein. Irgendwas an deinen Erzählungen von diesem Japan und seiner Kultur und Geschichte, die du so sehr liebst, zeigten mir ganz neue Bilder, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Du versuchtest mir mehrmals die Landschaft zu erklären und sofort hatte ich ein Bild davon in meinem Kopf. Ich begann wieder damit anzufangen die Stückchen zusammenzuordnen. Aber bis jetzt bin ich immer wieder gescheitert. Ich würde so gerne wissen wer ich einmal war. Als du mir den Schrein hier gezaubert hast und ich zum ersten Mal das Go Brett angeschaut habe, da kamen mir sehr viele Bilder in den Sinn, wo ich auf eines dieser Bretter schaute. Auch die Regeln vielen mir wieder ein und all die Trickzüge die ich anscheinend früher einmal konnte. Ich wusste auf einmal wieder, dass ich Go früher sehr gerne gespielt habe.“, der Dämon sprach immer begeisterter und freudiger zu Anna. Er hatte seine ganze Wut, welcher er bis gerade eben noch hatte vollkommen vergessen. „Anna ich möchte dir danken. Du warst der Auslöser dafür, dass ich mich an ein paar Bilder mehr erinnern kann. Vielen Dank!“ Anna lächelte dem Dämon an. Er tat ihr leid. Was würde Anna nur tun, wenn sie sich an nichts mehr erinnern könnte. Sie würde sehr wahrscheinlich verzweifeln, sich in eine Ecke ihres Zimmers verkriechen und nie wieder herauskommen. Anna beschloss ihm zu helfen!
Sie stand von ihrem Platz auf und ging ein paar Schritte auf den Dämon zu. Dann sah sie sich seine Kleidung etwas genauer an. Der Dämon sah sie bei ihrem Vorgehen sehr skeptisch an. „Was machst du da Anna?“ „Ich schaue dich etwas genauer an. Du bist ein Samurai und diese gab es nur in Japan. Das heißt, dass du auch aus Japan stammen musst. Deshalb auch die Bilder von meinen Erzählungen in deinem Kopf.“ Anna ging nun einmal ganz langsam um den Samurai herum. „Deine Rüstung ist sehr prachtvoll. Daraus kann man auch schon etwas schließen. Früher waren solche Rüstungen sehr teuer. Die meisten Samurai hatten da viel Schlichtere, da sie sich solche Rüstungen wie du eine hast nicht leisten konnten. Das bedeutet, dass du zum Kriegeradel früher gehörtest. Zudem gab es eine genaue Zeit, in der Samurai lebten. Ich glaube gelesen zu haben, dass es die ersten Samurai in der Sengoku-Zeit gab. Die letzten Samurai gab es glaube ich im 19. Jahrhundert.“ Nun stand Anna direkt vor dem Dämon und lächelte ihn an. „Das ist doch schon einmal ein Anfang. Wir werden bestimmt noch viel mehr über deine Vergangenheit herausfinden!“ Der Dämon sah sie überrascht an. „Wir werden es herausfinden? Bedeutet das, dass du mir dabei helfen möchtest?“, sagte er. Anna nickte. Nun erwiderte der Dämon ihr lächeln. Anna setzte sich nun wieder auf ihren Platz zurück.
Anna sah den Dämon direkt in seine kupferfarbenen Augen. „Ich habe jetzt noch eine sehr wichtige Frage an dich! Wenn du dich nicht an dein früheres Leben erinnern kannst, kannst du dich dann wenigstens an dein bisheriges Leben als Dämon erinnern?“ Der Dämon sah sie lange und eindringlich an. Dann nickte er. „Ja, ich kann mich daran erinnern! Möchtest du wirklich wissen, was ich als Dämon alles erlebt habe? Ich kann dir nicht versprechen, dass dein sanftes kleines Herz und deine zerbrechliche Seele diese Geschichte überstehen werden! Glaubst du, dass du meiner Erzählung standhalten kannst?“ „Das ist mir egal! Ich möchte dich kennenlernen, das bedeutet, dass ich alles von dir wissen möchte dazu gehört auch dein Leben als Dämon! Also schieß los!“
Der Dämon begann sie an zu grinsen. „Das hatte ich mir schon gedacht! Also gut ich beginne. Als ich aufwachte befand ich mich in gleisendem Licht. Eine Stimme erklärte mir, dass ich Tod sei, aber meine Seele verflucht sei für immer auf der Erde zu bleiben. Sie sagte auch, dass ich zu meinen Lebzeiten ein Dämon in Menschengestalt war. Anscheinend war ich früher sehr blutrünstig und gefährlich. Deshalb wurde meine Seele ausgewählt und ich wurde zu einem echten Dämon. Das einzige Problem, welches es gab, ich hatte keinen Körper mehr. Es gab nur noch meine Seele, die in dieser Welt umherirrte. Die Stimme meinte, dass ich einen menschlichen Körper brauchte. Dazu sollte ich mir einen Wirt aussuchen und seinen Körper übernehmen. Das war aber nicht das einzige, was die Stimme mir erzählte. Ich würde gleich in ein Fragment eingesperrt werden und mit zwölf weiteren Dämonen in Fragmenten in einer alten Höhle darauf warten, dass uns jemand finden würde. Die Stimme erzählte auch etwas von unseren anderen Kameraden, die etwas anders wären als wir. Diese würden an einen anderen Ort eingesperrt werden genauso wie wir.“ Anna nickte aufmerksam. Dass mussten die sechs Teufel und die sieben Todsünden gewesen sein, von denen der Professor geredet hatte. „Du musst wissen Anna, eigentlich ist jeder von uns Dämonen mit derselben Kraft ausgestattet, dass was uns so gravierend voneinander unterscheidet ist der Wirt, den wir uns erwählen. Durch den Wirt werden erst unsere wahren Kräfte freigesetzt!“
Anna war erstaunt, also musste der Dämon sich sehr gut entscheiden, damit er den bestmöglichsten Probanden als Wirt heraussucht. „Nachdem die Stimme alles erklärt hatte hüllte sie mich in die tiefe der Finsternis in der du mich gefunden hast. Aber wie ich dir schon bei unserer ersten Begegnung erklärt habe, gab es vor euren Experimenten schon einmal ein Forscherteam, dass versucht hatte uns in menschliche Wirte einzusperren. Vor ungefähr hundert Jahren hat dieses besagte Team die alte Höhle in den Karpaten entdeckt. Sie hatten diese Stelle anscheinend aus einem sehr alten Buch herausgesucht. In diesem Buch stand alles über uns Dämonen beschrieben. Ich weiß nicht, ob es dieses Buch noch gibt oder ob es schon längst zerstört worden ist. Aber es wusste alles! Das Forschungsteam führte wie euer Team heute verschiedene Tests mit menschlichen Testpersonen durch. Es starben sehr viele von diesen Probanden in dieser Zeit. Als sie es endlich geschafft hatten uns in Körper zu binden, entschlossen wir Dämonen die Testpersonen zu übernehmen, die Forschungseinrichtung zu zerstören und zu fliehen. Uns gelang es zu fliehen und gleichzeitig zerstörten wir auch die Einrichtung. Als wir dreizehn dann in Freiheit waren musste herausgefunden werden, wer von uns der Stärkste war. Dieser wurde dann ganz offiziell zu unserem Anführer. Am Ende gab es dann eine Hierarchie in unseren Reihen. Es gab drei sehr starke Dämonen. Diese hatten jeder eine unterschiedliche Augenfarbe. Einer von diesen Dreien wurde dann auch der Anführer. Dann gab es vier Dämonen mit roten Augen. Diese waren die zweit stärkste Partei. Die letzten sechs Dämonen hatten gelbe Augen und waren auch die schwächsten. Aber alles in allem waren alle dreizehn von uns sehr stark. Ich war einer der Dämonen mit den roten Augen. Aber ob das dieses Mal wieder der Fall sein wird weiß ich nicht. Denn wie ich schon gerade gesagt habe, hängt das alles von dem Wirt ab, den ich auswähle.“
Der Dämon sah Anna in die Augen. Diese war so in seiner Geschichte gefesselt, dass sie nichts mehr um sie herum wahrnahm. „Willst du wissen, was dann passiert ist?“ Anna nickte hastig und sah ihn erwartungsvoll an. „Nun gut. Ich erzähle weiter. Als nun die Rangfolge geklärt war zogen wir alle gemeinsam durch die Welt und verbreiteten Angst und Schrecken. Das alles, was man nun mal von richtigen Dämonen erwartet. Irgendwann griff dann die Kirche ein. Sie sande Exorzisten mit heiligen Waffen aus, um uns unschädlich zu machen. Ein Krieg zwischen diesen beiden Fronten entstand. Viele Exorzisten ließen dabei ihr Leben! Wir dachten, dass wir unschlagbar wären. Doch wir hatten die Kirche mit ihren Exorzisten unterschätzt! Die anderen und ich mussten zu unserem Entsetzten feststellen, dass die Kirche ein sehr mächtiger Gegner war. In einem einzigen gezielten Angriff auf uns starben fünf von unseren Kameraden.
Wir hatten vergessen, dass unsere Körper immer noch die eines Menschen waren und nicht der eines Dämons. Es waren alle samt sehr zerbrechliche Körper. Nach und nach bezwungen sie einen nach dem anderen von uns, bis nur noch der Anführer und ich übriggeblieben waren. Mein Wirt bemerkte die brenzliche Situation in der wir uns befanden. Du musst wissen, Anna, ich hatte den Jungen nur in sein eigenes Unterbewusstsein verbannt. Ich mochte den kleinen Kerl, aber es musste sein. Aber als er die Situation bemerkte bekam er Angst. Diese Angst war so groß, dass er es schaffte mich zu überwältigen und seinen Körper sich wieder zu eigen zu machen. Als er nun wieder bei Bewusstsein war, flehte er die Exorzisten an, ihn zu verschonen. Er ging auf die Knie und weinte. Jedoch war das den Exorzisten egal. Er war nun mal nun ein Dämon und diese waren Sünder, denen kein normales Leben mehr gestattet war. Sie nahmen ihn mit und exekutierten ihn. Sein Kopf wurde mit einer Guillotine enthauptet. Als er starb, dachte ich, dass es nun auch mit mir aus wäre, aber ich stand dann schon wieder in dieser Dunkelheit. Nur mit einer Öllampe als Lichtspender. Ich war zurück in dem Fragment. Als letzter Überlebender konnte auch unser Anführer nichts ausrichten. Auch er wurde getötet. Die Exorzisten nahmen die dreizehn Fragmente in ihre Obhut. Sie schickten einen Missionar nach Japan, dieser hatte die Fragmente dabei. Dieser Missionar sollte eine geeignete Stelle finden um uns zu verstecken. Er sollte bei einer Ausgrabung dort helfen. Jedoch stürzte der ganze Komplex mit ihm und dem Ausgrabungsteam ein und verschüttete sie. Dort starb er und ließ uns dreizehn in einer Kiste wartend zurück. Vor ca. einem Jahr fand uns dann dieser Professor Eisenhardt. Das war meine Geschichte, mehr kann ich dir nicht erzählen!“ Der Dämon beendete seine Geschichte und sah Anna an. Diese war total fasziniert von seiner Vergangenheit. „Und du hast gemeint, dass du nichts über dich erzählen kannst.“, sagte Anna grinsend. „Das war doch schon eine ganze Menge!“ Der Dämon blinzelte, dann kratze er sich verlegen am Hinterkopf. „Wenn du meinst! Hat die Geschichte dir keine Angst eingejagt?“ „Nein! Ich frage mich eher, ob ihr auch dieses Mal die Körper eurer Wirte übernehmen wollt.“ Der Dämon begann hämisch zu grinsen. „Würdest du, dass wollen?“ „Nein, ich entscheide lieber für mich und meinen Körper selbst! Aber willst du, dass machen?“ „Wir Dämonen haben nach dem ersten Fiasko uns dagegen entschieden. Sollte uns jemals wieder ein Forscher finden haben wir uns dazu entschlossen, die Menschen, welche wir gewählt haben die Führung zu überlassen! Da wir die Körper nicht richtig spüren konnten, konnten wir auch nicht richtig darauf achtgeben. Wir haben gemerkt, dass wenn wir die Wirte unterdrücken und nicht auf ihre Gefühle und Körper achten, wir nie unsere volle Stärke erlangen können.
Die dreizehn Dämonen, darunter meine Wenigkeit, haben entschlossen uns im Hintergrund zu halten und nur unterstützend tätig zu werden. Wir lassen die Menschen uns dieses Mal kontrollieren! Dafür suchen wir sie nicht wie beim letzten Mal nach der Stärke aus, sondern wählen diejenigen, die uns am Meisten imponieren und beeindrucken. Also Anna beeindrucke mich, beeindrucke mich so sehr, dass ich dich wählen muss!“, sagte der Samurai herausfordernd. Anna sah ihn verwirrt an. Wie sollte sie das nur schaffen? Als der Dämon ihren hoffnungslosen Blick sah, sagte er: „Vielleicht reicht es ja fürs erste, wenn du mich im Go schlägst!“ Er begann höhnisch zu grinsen. „Nun musst du dich wieder anstrengen, sonst werden wir nie zu einem Ende kommen!“ Anna sah zum Go Brett. Sie musste sich wirklich wieder anstrengen, bis jetzt hatte sich nicht einen Hauch einer Chance. „Aber heute ist es zu spät für ein Spiel!“, sagte der Dämon leicht traurig. Er stand auf und reichte Anna seine Hand um ihr zu helfen. Gemeinsam gingen sie an die Tür des Schreins. Dieses Mal warf er sie aber nicht hinaus, sondern verabschiedete sie an der Tür und ließ sie einfach in die Dunkelheit gehen. Zum Abschied sagte er noch: „Bis bald kleine Anna. Wir sehen uns hoffentlich schon sehr bald wieder!“ Er grinste sie freundlich an und schloss dann die Tür hinter ihr.