Für die Dämonenkönigin war der grosse Tag gekommen. Seit Monaten plante sie, wie sie das Königreich Belletristica zu Fall bringen könnte und heute war es endlich so weit, ihre Pläne in die Praxis umzusetzen.
Die Queen schaute auf die lange Liste an Dingen, die sie alle langsam, eines nach dem anderen abgehakt hatte.
Sie hatten die Fanfictions aus dem System ausgekoppelt und sie somit sozusagen getötet. Mit Hilfe der kleinen Biester, die sie von Talvi bekommen hatte, war es ihr gelungen, herauszufinden, wie sie ihre Waffen präparieren musste. Und im Notfall könnten sie ausserdem als Druckmittel eigesetzt werden.
Eine riesige Armee wartete nur darauf, zu kämpfen und wenn sie letztens nicht von diesen miesen, kleinen Bugs angegriffen worden wären, dann würde es jetzt alles noch viel besser sein.
Als sie an Deck trat, war von der Sonne noch nichts zu sehen. Sie lag nach wie vor hinter dem Horizont verborgen.
Die Königin seufzte erleichtert auf, als ein eisiger Windhauch über ihren nackten Arme strich.
Wie sie die Kälte doch liebte!
Talvi und seine besten Männer standen bereits in voller Rüstung an Bord und grinsten hämisch.
„Alles bereit?“, wollte die Dämonin wissen.
„Natürlich, Euer Ehren. Die Männer sind bereits in den Beibooten und das Portal ist jeden Moment einsatzbereit.
Mit einem knappen Nicken wandte sich die Königin an ihre Dämonen. Sie liess einen kalten Hauch über die versammelte Menge streifen, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Hört mich an, ihr tapferen Krieger! Heute ist der glorreiche Tag gekommen, an dem wir Belletristica für ein und allemal besiegen werden!“
Die Krieger schlugen rhythmisch auf ihre Schilde und grölten, voller Vorfreude auf das anstehende Gemetzel.
In Gänsemarsch gingen die Dämonen in Einerkolonne hintereinander her, die Schilde und Schwerter wachsam erhoben.
Der Nebel an der Küste Belletristicas war zu dieser Jahreszeit so dicht, dass niemand den steinernen Bogen bemerkt hatte, den die Dämonen dort schon vor Wochen aufgestellte hatten.
Jetzt schimmerte er in einem geheimnisvollen, bläulichen Licht und wirkte, als wäre er nicht von dieser Welt.
Das war er eigentlich auch nicht. Er war älter als die Winterdämonen, älter als Belletristica und älter als all die Feen der Insel.
Nun teilten sich die Krieger in kleine Grüppchen auf und postierten sich in einem Halbkreis um das magische Portal herum.
„Schickt die Fledermäuse vor!“, befahl die Königin.
Wie aus dem nichts tauchte ein Schwarm gespenstischer Fledermäuse aus schwarz glänzendem Eis aus dem Nebel auf und sausten geradewegs durch den Steinbogen hindurch. Aber statt auf der anderen Seite wieder heraus zu fliegen, zischte es leise und die Fledermäuse waren verschwunden.
Ein paar Sekunden passierte nichts, aber dann veränderte den Nebel sich. Er breitete sich aus, wurde dunkler und kälter.
„Mit Verlaub, meine Königin, aber was habt Ihr gerade getan?“, fragte der Kapitän verunsichert.
„Ich habe mit Hilfe der kleinen Biester, die Sie mir von Ihrer letzten Reise mitgebracht haben, die Grundmateria der Insel analysiert und die Fledermäuse durch die abgekoppelten Enden der Fanfictionfiguren direkt ins Herzen des Systems geschickt. Dort sind sie zu feinem Eisstaub explodiert, den ich jetzt kontrollieren kann.“
„Das ist genial! So halten wir es kalt auf der Insel und wir können uns ungehindert bewegen.“
„Genau, mein Lieber. Du hast es erfasst.“ Die Königin schien zufrieden.
„Und was machen wir jetzt? Reicht das etwa schon, um sie Insel einfach so zu übernehmen?“
„Du Dummkopf! Natürlich nicht. Du erinnerst dich doch bestimmt noch an all diese Wachtürme und Festungen, die überall auf dieser Insel stehen, oder? Jeder von ihnen ist bis zu einem bestimmten Teil aus ***stein gebaut. Aus dem gleichen Material wie das Portal. Das heisst, dass wir uns mit diesem Portal direkt in ihren Festungen hineinzaubern können. Gegen einen Angriff von aussen sind sie gut gerüstet, ja. Aber niemand von ihnen rechnet mit einem Angriff innerhalb ihrer Verteidigung.“
Talvi machte grosse Augen.
Die Königin hatte nicht mehr als ein müdes Lächeln für ihn übrig. „Jetzt halte deine Männer bereit. Gleich geht es los“
Eine Gruppe nach der andern bekam ein Ziel zugewiesen und wurde durch den Bogen geschickt.
Sie machten sich auf den Weg zu Sharis Wachturm, zu Andersons Kloster, in den Märchenwald, zum Crossroads, in die Bücherstadt und an alle andern Orte auf Belletristica.
Bald schon, war das gigantische Heer auf eine kleine Gruppe Dämonen geschrumpft.
„Talvi? Bist du bereit?“
„Natürlich, Eure Majestät. Wohin werden wir gehen?“
„Du wirst deine Gruppe in die Taverne führen. Das wird ein harter Kampf. Die Luft dort kann man kaum atmen, vor lauter Kreativität“
Der General bemühte sich, die Angst, die ihn packte, nicht zu zeigen und ging mutig auf den Torbogen zu. Kurz, bevor er ihn betrat drehte er sich noch ein letztes Mal um.
„Wo werdet Ihr hingehen, meine Königin?“
Diese Lächelte nur. „Ich werde mich um einen ganz besonders Schmuckstück kümmern, bevor ich der Mistkönigin der Garaus mache.
Leise summte sie, als sie sich für den Kampf wappnete: „Stirb das Kleine, stirbt ihr Mut, erlischt für immer die ewige Glut.“