Dies ist ein Ausschnitt aus dem Leben meines Hauptcharakters Talfan, erzählt mit Hilfe der writeInktober-Prompts aus dem Jahr 2019. Wer mehr über ihn erfahren will, kann in meinem DSA-Regal (https://belletristica.com/de/users/3230-viktoria#works) den ersten Teil seiner Hintergrundgeschichte nachlesen. Den zweiten Teil schreibe ich gerade und lade ihn im November hoch.
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Frustriert trete ich nach einem weggeworfenen Stück Stoff, das der kühle Herbstwind über den Marktplatz treibt. Die schwatzenden Händler bauen ihre Stände für die Nacht ab, und das Gedränge, das mir tagsüber solches Unwohlsein bereitet, hat sich endlich aufgelöst. Der Geruch nach Pferdeäpfeln liegt in der Luft, und ich weiche automatisch den Hinterlassenschaften der Tiere aus, die die Wagen mit den Waren wieder zurück zu ihren Besitzern ziehen.
Ich bin schon seit Tagen hier in Warunk, aber nichts, rein gar nichts ist geschehen! Warum hat Phex mich zu einem seiner geheimen Priester weihen lassen, wenn er mir keine Aufgabe gibt?
Irgendetwas muss es hier für mich zu tun geben. Die Hinweise, die mich nach Warunk leiteten, waren mehr als deutlich. Hier müssen Herausforderungen existieren, die zu meistern Ehre bringen – warum lässt er mich warten? Habe ich meine Fähigkeiten nicht ausreichend unter Beweis gestellt? War eine meiner Entscheidungen nicht phexgefällig?
Oder hat mein Gott keine Verwendung für mich, so wie die Leute in Perainefurten?
Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen. Man hatte mir ausreichend Freiraum gelassen, ich hatte mich im Griff, habe getan, womit ich beauftragt wurde, alle Regeln befolgt ... Und doch hat man mich verstoßen. Weil ich bin, wie ich bin.
Rasch schiebe ich den Gedanken beiseite, versuche, meinen täglich wachsenden Zorn zu beherrschen. Dabei bräuchte ich dringend eine Möglichkeit, mich abzureagieren. Die Fähigkeiten der hiesigen Kämpfer sind wohlbekannt, der große Rondratempel zieht Personen aus einem weiten Umkreis an, die sich ausbilden lassen – da müsste sich doch eine Gelegenheit finden lassen ...
„... dabei soll dieser arrogante Pfeffersack jede Menge Gold in seinem Haus bunkern.“ Dieser Gesprächsfetzen reißt mich aus meinen Gedanken. Gold?
Doch ich spüre nicht die typische Erregung, die mich erfasst, wenn ich einen Fingerzeig Phexens gefunden habe. Es war nicht er, der meine Schritte lenkte, sodass ich Zeuge dieses Gesprächs wurde.
Ein verbittertes Lächeln legt sich auf meine Züge. Wenn Phex mir keine Aufgabe zuweist, suche ich mir eben selbst eine! Ich lausche weiter, erfahre den Namen der Familie und sogar, dass Söldner zur Bewachung des Anwesens abgestellt wurden.
Mein Vorhaben ist gefährlich. Aber falls Phex an mir liegt, wird er es schon gelingen lassen – und wenn er mich nicht mehr will, ist mein Leben ohnehin nichts wert. Meine Hände ballen sich zu Fäusten – ich habe mich entschieden!
Ich werde den anderen Geweihten am Phex-Schrein nichts von meinem Plan erzählen und mir das Gold alleine vornehmen – zu Ehren Phexens!