Dies ist eine Fortsetzung! Die Geschichte beginnt hier: https://belletristica.com/de/books/17559-writeinktober-2019/chapter/65204-01-gold
Mit rasendem Herzen erwache ich, setze mich keuchend auf, nur, um von der Bauchwunde sofort daran erinnert zu werden, dass das gerade keine gute Idee ist. Dennoch bin ich dem Schmerz dankbar – er beweist, dass ich dem Traum entkommen bin.
Das bin ich doch, oder? Ja. Das leise Schnarchen und gelegentliche Husten im Dunkel um mich lässt keinen Zweifel daran, dass ich immer noch im Perainetempel bin.
Vorsichtig lasse ich mich wieder aufs Bett sinken, schiebe die schweißnasse Decke von mir, um mir ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Selbst der Verband ist durchgeschwitzt.
Mit meinem Herzschlag beruhigen sich auch meine Gedanken langsam wieder. Es war nur ein Traum! Dennoch bleibt ein Nachhall der Panik, die er in mir hervorrief.
Ich war allein in einer fremden Stadt, bei nasskaltem Wetter im Freien. Gardisten hatten mich festgenommen und brachten mich zum Verlies – und ich hatte es verdient. Verdient, weil ich rücksichtslos Leute überfallen hatte, nicht nur ohne jeglichen Respekt vor den Besitztümern, die sie zum Leben brauchten und die ich ihnen mitleidlos genommen hatte, sondern auch ohne Respekt vor ihnen selbst. Es war mir egal, ob sie meine Überfälle überlebten. Ich war ohnehin verloren, der Gnade der Zwölfe beraubt, von ihnen verstoßen. Von allen – selbst von Phex. Er half mir nicht mehr.
Die Erinnerung an die vollkommene Einsamkeit, die ich in diesem Traum verspürt habe, schnürt mir die Kehle zu. Wieder beschleunigt sich mein Puls, jagt Blut und Adrenalin durch meine Adern, nährt die erneut aufkeimende Panik.
Was hatte ich im Traum falsch gemacht, dass die Götter mir ihre Unterstützung versagten? Ist er eine Erklärung, eine Warnung? Habe ich die wesentlichen Teile des Traums, den Ursprung der göttlichen Missbilligung, vergessen? War es eine Vision?
Nein, ich habe die Liturgie, die für Zukunftsvisionen nötig ist, nie erlernt. Es muss also ein Traum gewesen sein. Mein Unterbewusstsein zeigt mir, was ich fürchte.
Das ist es. Ganz bestimmt.
Aber was, wenn Phex mich wirklich verlassen hat? Ich habe fast meine gesamte göttliche Energie für meine Mission aufgebraucht, und er hat sie nicht als Karmalqueste anerkannt. Er hat mich nicht vor dem Messerangriff bewahrt. Er überließ es Firun, mich über die Mauer zu schaffen, und Peraine, mich vor dem Tod zu bewahren.
Ich wollte ihm mit dieser Mission beweisen, dass ich seines Vertrauens würdig bin, doch es scheint, als habe ich das genaue Gegenteil erreicht.
„Phex, was habe ich falsch gemacht?“ Obwohl man den Fuchs nicht laut anrufen muss, flüstere ich die Frage dennoch ins Dunkel, nur um ganz sicherzugehen, dass mein Stoßgebet nicht ungehört bleibt.
„Ist das nicht offensichtlich?“, fragt eine tadelnde leise Stimme aus der Finsternis zurück.