Dies ist eine Fortsetzung! Die Geschichte beginnt hier: https://belletristica.com/de/books/17559-writeinktober-2019/chapter/65204-01-gold
Ich wasche mir den Schweiß vom Körper und ziehe meine Kleidung an, die man gewaschen und sogar geflickt hat. Der Bereich um die Naht, die sich jetzt an der Einstichstelle findet, ist überraschend erfolgreich gereinigt worden, und nur ein leichter Schatten trübt das dunkle Grün dort, wo einst der große Blutfleck war.
Mit aufrichtigem Dank verabschiede ich mich von den Geweihten, die im Krankensaal Dienst tun, ziehe in einem unbeobachteten Moment den Rucksack aus seinem Versteck und verlasse auf kürzestem Weg den Tempel Peraines. Mein Ziel ist klar – ich muss unbedingt zu Alfons, den ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe! Ich war in letzter Zeit so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht einmal an ihn gedacht habe!
Er ist alleine, als ich den Stall der Herberge betrete. Offenbar fühlt er sich hier sehr wohl, denn er liegt ganz gegen seine Gewohnheit ausgestreckt im Stroh und schläft. Lächelnd betrachte ich ihn für einen Moment, bevor ich nähertrete.
Das Geräusch meiner Schritte weckt ihn, und er hebt neugierig den Kopf. Sofort knie ich mich neben ihn und schlinge meine Arme um seinen Hals, drücke mich fest an seinen warmen Körper. „Du hast mir gefehlt“, flüstere ich in eins seiner Ohren und kraule liebevoll seinen Hals. Der warme Atem, den er gegen meine Haut schnaubt, fühlt sich so herrlich vertraut an, und seine weiche Nase verteilt Feuchtigkeit auf meinem Gesicht, als ich ihn endlich freigebe.
Lachend schiebe ich seinen Kopf beiseite. „Ich bin froh, dass es dir gut geht!“, raune ich ihm zu, nachdem ich mein Gesicht mit dem Ärmel des frisch gewaschenen Hemdes getrocknet habe. Ich rieche ohnehin schon überall nach Esel, da kommt es darauf auch nicht mehr an.
Ich gebe ihm den Apfel, den ich im Perainetempel mitgenommen habe, strubble ihm nochmals durch sein Fell und gehe die Besitzerin der Herberge aufsuchen. Ich schulde ihr mindestens fünf Nächte, in denen sie sich um Alfons gekümmert hat, ohne auch nur von mir gehört zu haben.
„Gut, dass Ihr wohlbehalten zurück seid! Ich hatte schon Sorge, der Esel sei nun herrenlos!“, begrüßt sie mich. Mit all meinem Charme bedanke ich mich für ihre Großzügigkeit und Geduld, erkläre, was geschehen war, ohne allzu viele Details zu nennen, und bezahle ihr die ausstehenden Kosten sowie im Voraus drei zusätzliche Nächte. Dann begebe ich mich zurück zu Alfons, um mein weiteres Vorgehen zu planen.
Ich werde kaum nochmals um Mitternacht ins Anwesen einsteigen können. Selbst die dümmsten Wachen fallen selten zweimal auf denselben Trick herein. Außerdem ist mein Vorrat an göttlicher Energie so gut wie aufgebraucht, mehr als einen simplen Glückssegen werde ich nicht mehr wirken können.
Wie es aussieht, muss ich mich bei meinem neuen Vorhaben allein auf meine Geschicklichkeit verlassen. Was für eine interessante Herausforderung! Ganz wie vor meiner Weihe. Ich habe schon eine Idee, wie ich es diesmal anstellen werde ...