Dies ist eine Fortsetzung! Die Geschichte beginnt hier: https://belletristica.com/de/books/17559-writeinktober-2019/chapter/65204-01-gold
Möglichst leise schleiche ich durch den Garten des Anwesens. Das Überqueren der Mauer war dank des Risses keine Herausforderung – die erwarten mich erst jetzt!
Langsam schiebe ich mich an das Fenster in der Gartentür heran und spähe ins Innere. Noch ist alles still, doch ich muss herausfinden, wann die Söldnerpatrouille diesen Teil des Gebäudes kontrolliert. Sie benötigen ungefähr zehn Minuten, um ihre Runde zu laufen, und wechseln sich nach einer Wartezeit von fünf Minuten beständig damit ab. Falls sie sich nachts nicht anders verhalten als tagsüber, sollte ich also jede Viertelstunde mit ihnen rechnen.
Mein Zeitgefühl behauptet, dass ich ungefähr sieben Minuten gewartet habe, bis sie die Räume links und rechts des Gangs zum Garten kontrollieren. Kaum sind sie um die nächste Ecke verschwunden, nutze ich Fugxeas exzellente Dietriche, um die Gartentür aufzuschließen. Ich sende Phex ein Bittgebet um Glück, spüre meine Karmalenergie erneut abnehmen, und ziehe die Tür auf – ihre innenliegenden Angeln sind gut geölt und sie schwingt lautlos auf. Eilig schlüpfe ich ins Innere, schließe die Tür und spähe um die nächste Ecke.
Der Gang vor mir ist leer. Phex ist mit mir!
Auf leisen Sohlen stehle ich mich die Treppe hinauf. Meine Erkundung am Vormittag hilft mir, mich trotz der Dunkelheit zurechtzufinden, und ich kann außer den in einiger Entfernung flüsternden Stimmen der nicht patrouillierenden Wachen nichts hören. Dennoch weiß ich genau, dass die beiden anderen Wachhabenden vor Kurzem diese Treppe hinaufgegangen sind – ich kann den Geruch, den ihre gewachsten Uniformen verströmen, noch in der Luft vor mir wahrnehmen.
Die Patrouille passiert mich, ohne Verdacht zu schöpfen. Sie tragen eine Lampe, was ihre Augen gegenüber Bewegungen in der Dunkelheit unempfindlich macht, sodass sie mich in meinem Versteck nicht entdecken. Ein triumphierendes Lächeln legt sich auf mein Gesicht, als sie ahnungslos weitergehen.
Dann beeile ich mich, zum Arbeitszimmer zu kommen. Die Türangeln liegen außen, und ich öle sie sicherheitshalber mit dem Ölfläschchen, das ich mitgebracht habe, bevor ich das Schloss knacke und eintrete.
Die kleine Kerze, die ich entzünde, enthüllt mir einen ausladenden Schreibtisch mit Schubladen, einen Schrank und ein großes Bücherregal. Rasch durchsuche ich alles – doch nirgendwo sind Goldmünzen zu finden ...
Ratlos sehe ich mich um. Es gibt keine weiteren Verstecke hier! Das Gold wird wohl kaum unter dem Teppich oder hinter einem Gemälde ... oder doch? Neugierig ziehe ich am einzigen Bild im Raum, einer nichtssagenden Landschaft – und tatsächlich verbirgt sich dahinter ein in die Mauer eingelassener, verschlossener Schrank! Auch sein Schloss hält Fugxeas Dietrichen nicht stand, und als ich ihn öffne, wird das Licht meiner Kerze von zahlreichen Golddukaten zurückgeworfen und erhellt den Raum.