Vom 17.03.2021 Nachgeschrieben am 18.03.2021
»Bei einer Cessna geht ein Badfenster kaputt«, sage ich, während der Nachrichtensprecher im Radio weitere Nachrichten verliest. Eine Kollegin kommt ins Büro. »Was hast du gesagt?« In ihren Händen hat sie eine Tasse. Keinen Zweifel, Pfefferminze-Tee. Ich rümpfe die Nase, habe ich nie gemocht. Ingwer sagt mir da mehr zu. »Der Typ meint, es ist in New York etwas passiert. Eine Cessna soll in ein Hochhaus geflogen sein.«
Sie runzelt die Stirn und erwidert: »Ach das, die sprechen ja über gar nichts anderes mehr.« Im Nebenraum, ein kleines Zimmer, unsere Küche, nimmt sie sich einen Löffel aus der Schublade und gesellt sich dann wieder zu mir. »Damals hat die New York-Times als Schlagzeile nur zwei Worte.« Ich hebe eine Augenbraue und sehe sie fragend an. »Titanic sunk«, gibt sie mir zu verstehen. Stimmt, die haben nicht lange gefackelt. Hätte aber auch schief gehen können und die hätten sich ins Knie geschnitten. Zeitungsente und so. Während die Schlagzeile geändert wurde, war fast nichts bekannt, außer, das die Titanic einen Eisberg getroffen hatte. Die Geburtsstunde des Sensationsjournalismus. Nichts war wie zuvor. Schicksale wurden regelrecht vermarktet. Ich grübele. Die Titanic war der Weckruf. Zwei Jahre später brach der erste Weltkrieg aus. Das goldene Zeitalter war vorbei. Der Jingle der Nachrichtensendung ertönt.
Ein Lied ertönt und zerstreut meine Gedanken wieder.
Später am am Abend sitze ich geschockt vor dem Fernseher. Immer wieder werden die Bilder gezeigt. Die Welt ist geschockt. Es war keine Cessna. Nie.