Vom 14.02.2021 Nachgeschrieben am 21.03.2021
Über den Himmel zog ein Band, bestehend aus warmen Farben, die allmählich in schmutziges Grau übergingen und dahinter folgte die Nacht, mit einem undurchdringlichen Schleier. Maria kannte es aus ihrer eigenen Kindheit, wie ihre Mutter sie zur Schlafenszeit in ihr Zimmer brachte, sie in das Bett legte und mit einem liebevollen Kuss zudeckte.
Auch konnte sich Maria noch ganz genau daran erinnern, wie sie nach einer Geschichte gequengelt hatte, mit großen Augen hatte sie ihre Mutter angebettelt, bis diese auch nachgab und ein Märchen über große Zauberer, eine Fabel über sprechende Tiere oder ein Gedicht erzählte. Es war ein fast abendliches Ritual geworden.
Die kuschelige Decke bis zum Gesicht gezogen lauschte sie jener Stimme, die sie in den Schlaf begleitete. Und wenn sie eingeschlafen war, kam es manchmal vor, das sie Teil dieser Geschichten wurde.
Sie träumte von einem feuerspeienden Drachen, der ein friedliches Dorf heimsuchte und befreite die braven Bürger von diesem Unheil. Sie half armen Bauern gegen die tyrannische Herrschaft eines Königs aufzubegehren. In einer weit, weit entfernten Galaxis half sie Sklaven zu befreien, weil Jedi-Ritter dafür zu beschäftigt waren.
Unzählige Abenteuer hatten sie verzaubert und Maria entschied sich auch ihren Kindern am Bett Geschichten zu erzählen, wie auch an diesem Abend. Mit klatschenden Händen lag die kleine Laura im Bettchen und sah zu ihrer Mutter hinauf, die mit wissendem Blick ihre Lippen befeuchtete.
„Erzähl mir eine Geschichte, Mama“, leuchteten die Augen von Laura freudig, aber wohnte in ihnen auch Erschöpfung.
Maria zupfte die Decke ein wenig zurecht und nahm auf dem Stuhl neben des Bettes platz und begann zu erzählen.
„Es war einmal in einem längst vergessenen Land, da lebte ein König mit seiner Königin...“
Während Maria erzählte, blinzelte Laura immer mehr und bald fielen ihr die Augen zur Gänze zu und sie war eingeschlafen.
Maria wurde plötzlich von einem lauten Fiepton unterbrochen und ihr Herz begann zu schmelzen. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkel und kullerten ihr über die Wange, während sie alleine mit ihrer verstorbenen Tochter im Krankenzimmer saß.
Es war der Herzenswunsch ihrer Tochter.