Nachgeschrieben am 11.01.2020
Tobi eine Kurzform für Tobias griff wohl zum zwanzigsten Mal in seine Hosentasche, um sicher zu sein, das sich das kleine Objekt weiter hin an Ort und Stelle befand.
„Hier ist es echt schön“, sagte Kim begeistert, während sie an der Strandpromenade entlang schritten. Er schwieg, nickte aber lächelnd. Wieder griff er in die Tasche.
Nervosität konnte er gekonnt überspielen, obwohl sein Herz ein wenig schneller schlug. Immer weiter versank die Sonne im Meer und verwandelte den Himmel damit in einen Feuersturm, der einen hartgesotten Romantik-Muffel erweichen ließe. Sie liebte Sonnenuntergänge und das wusste er. Mit der anderen Hand griff Tobi nach ihrer und zog sie ein wenig näher an sich. Ihre Augen strahlten und die Härchen auf ihrem Nacken stellten sich auf.
„Ich kann mich einfach nicht daran satt sehen.“ Seine Stimme klang fast ehrfürchtig, als wäre es das letzte Mal, das die Sonnte unterging und damit das Ende der Welt einleitete. Sie strich sich eine braune Strähne aus dem Gesicht und wandte sich nun ihm zu.
„Sie mal“, zeigte zum Horizont, „ein Segelschiff.“ Schwarz hob es sich ab, wie man es von alten Puppenspielen kannte, die mit Licht arbeiteten.
Sie sah nun zum gezeigten Punkt. „Es scheint, als wäre es ein Spielzeug.“ Wieder ein kurzer griff in die Tasche. Nun war wohl der Moment gekommen, solange sie noch das Schiff beobachtete und er kniete sich hin, brachte einen Ring zum Vorschein.
„Willst du mich heiraten?“ Sie schaute perplex zu ihm herab, dann bildeten sich Tränen in ihren Augen. Ihr versagte die Stimme, deshalb nickte sie nur, versuchte es erneut und brachte ein ersticktes, „ja“, hervor. Dann steckte er ihr den Ring an den Finger. Er erhob sich wieder und sie küssten sich leidenschaftlich. Sie gingen noch weiter, bis sie an ein gemütliches Café gelangten.
„Lass es uns feiern“, sagte sie. Er war ganz Gentleman und rückte ihr den Stuhl zurecht, dann setzte er sich hin.
„Eine Flasche Champagner, von ihrem besten“, bestellte Tobi in perfektem Französisch. Der Kellner verschwand. Die Tische, die draußen standen wurden von einem seidenen Vorhang vom Inneren getrennt und verliehen Café einen offenen Touch. Kurz darauf stand eine sündhaft teure Flasche auf dem Tisch und sie stießen an und tranken einen Schluck.
„Ich liebe dich“, hauchte sie. „Ich liebe dich auch“, erwiderte er und sie küssten sich, dabei hielten sie Händchen. Er hatte versprochen seine Frau für sie zu verlassen, doch Kim wusste nicht, während sie kurz für kleine Mädchen ging, das Tobi nicht im geringsten daran dachte, es ging ihm nur ums Geld und Kim schwamm darin und die Flitterwochen würde sie nicht überleben. Der Plan war Perfekt, quasi Kugelsicher und bis ins Letzte ausgeklügelt. Er blickte über das Meer, das die Sonne fast verschluckt hatte, er legte die Stirn in Falten. „Warum zieht sich das Wasser so schnell zurück?“, fragte er sich, während der Vorgang immer schneller von statten ging und am Horizont eine regelrechte Wasserwand entstand.