Thomas ging die Straße entlang, die nass vor ihm lag. In manchen Pfützen spiegelte sich der Vollmond, der hell am schwarzen Himmel hing. Abermals zog er an seiner Zigarette. Sie war fast nur noch ein Stummel, er schnippte sie weg und vergrub dann seine Hände in den Jackentaschen. Er verließ die Hauptstraße und bog in eine Seitengasse ein, die von zwei Häuserwänden gebildet wurde. Er hatte es nicht mehr weit. Nur noch über zwei Querstraßen und dann war er da. In seiner Brust schmerzte es, dabei hatte er sich geschworen, es nicht so weit kommen zu lassen, aber Gefühle hatte er noch nie gut verstecken können. Dabei durfte er sich keine leisten.
In der ferne bellte ein Hund, während er den Kopf hob. Nun wurden seine Schritte immer kürzer. Es war nicht mehr weit. Ein kurzer Windhauch kroch unter seine Jacke und er begann zu frösteln. Der Winter war noch nicht ganz angekommen, aber schon jetzt waren die Nächte kalt. Schnee würde es später fallen, wenn überhaupt. Letztes Jahr waren es im Dezember dreizehn Grad gewesen, wirklich verrückt. Auf der anderen Straßenseite ging ein Mann mit seinem Hund spazieren und wieder bellte er, es war der selbe. Vielleicht hatte er irgendetwas aufgeschreckt, eine Katze. Die Leine war gespannt und so zog er sein Herrchen die Straße herunter. Thomas achtete nicht weiter darauf, ihn beschäftigten anderes Dinge. Zum Beispiel sein Ziel. Im laufen dachte er nach.
Sollte er sich das wirklich an tun? Schließlich war es nicht mal ein Jahr her, aber irgendwie zog es ihn dort hin. Wie das Licht die Motte anzog. Die Zeit war reif. Er musste und wollte es, damit er endlich einen Schlussstrich ziehen konnte. Er steckte sich eine weitere Zigarette an und inhalierte den blauen Rauch. Es beruhigte ihn ein wenig, wobei die Straße in die er nun einbog das Gegenteil bewirkte, es waren keine dreißig Meter mehr. Seine Schritte wurden langsamer. Wieder der Schmerz in seiner Brust. Dann erschien die Mauer aus der Dunkelheit. Er schritt sie entlang, bis er zu einem schmiedeeisernen Tor kam, vor dem er stehen blieb. Wieder schnippte er den Stummel weg und umfasste dann das kalte Metall. Tränen bildeten sich in seinen Augen und der Schmerz in seiner Brust nahm ungeahnte Züge an.
Die Haftstrafe hatte abgesessen und war wieder ein freier Mann, doch was war das für ein Neuanfang. Mit der Schuld musste er zurechtkommen, da half ihm niemand. Das Kind war tot und er trug die Schuld. Jeden einzelnen Tag, wünschte er sich, er hätte das Telefonat mit seiner Tochter, während er hinter dem Steuer saß, nie angenommen.