Vom 07.03.2021 Nachgeschrieben am 21.03.2021
Der Herbst hat begonnen, er zeigt sich von seiner schönen Seite. Die Blätter an den Bäumen sind bunt und fallen vereinzelt von den Ästen. Es hat gerade geregnet, die Luft ist klar und frisch, strömt leicht in meine Lungen.
Durch meine Venen strömt Wut. Während ich dem Waldweg folge. Nein, ich habe keine Klausur verhauen, auch keinen blauen Brief. Es liegt an meinem Vater. Er hat meiner Mutter hintergangen. Joggen hilft mir normalerweise, aber heute lässt sich der Unmut einfach nicht weg-rennen. Es ist wie ein Toxin, das meinen Verstand vergiftet.
Ich beiße die Zähne zusammen, so kämpfe ich gegen die Tränen an. Johanna soll sie nicht sehen. Wenn sie merkt, dass etwa nicht mit mir stimmt, dann stellt sie fragen und das möchte ich umgehen. Wie hat Gimli mal gesagt? Atmen ist der Schlüssel. Ja klar.
»Hast du vielleicht Lust, nächsten Monat mit mir ins Kino zu gehen?«, fragt sie und schließt zu mir auf. Ihre Kondition ist ein wenig schlechter, deshalb schnauft sie doch schon deutlich. Was für eine belanglose Frage. Ich habe größere Probleme. Noch immer höre ich sie sich anschreien.
»Ist alles in Ordnung?« Ist ja klar. Die klassische Frage. Ich senke den Kopf ein wenig, sodass meine Haare mein Gesicht verdecken. Sie soll die Tränen nicht sehen, die nun doch aus ihrem Gefängnis gelassen werden. Sie werden sich scheiden lassen. Ganz bestimmt. Scheiße. Ich will nicht in diesen Club. Am Wochenende mein Vater. Unter der Woche meine Mutter. Ich lege einen Zahn zu und lasse sie hinter mir, fair ist das nicht, ich will aber alleine sein. So viel Dampf hat sie nicht, ich weiß das. Nach etwa fünfhundert Metern bin ich alleine und selbst dann, ignoriere ich die Schmerzen in meiner Lunge. Ich bin ein Sportwagen, der voll ausgefahren wird. Ja, ich habe den Tiger im Tank. Ein Eichhörnchen nimmt mir die Vorfahrt und ich gerate aus dem Takt. Dann stolpere ich über meine eigenen Füße und küsse den weichen Waldboden. Ich spüre nicht, gar nichts, während ich mich auf den Rücke drehe und zum grauen Himmel hinaufschaue. Es regnet wieder.
Die Tropfen fallen durch die Kronen der Bäume. Ein besonders großer fällt auf meine Stirn. Ich bleibe hier liegen, für immer.