Vom 01.12.2019
Nachgeschrieben am 21.03.2021
Es ist mitten im Dezember. Freitag-Abend. Meine Freundin und ich sitzen im Bus, der die Hauptstraße entlang fährt.
»Wo fahren wir denn hin?«, frage ich, da ich es wirklich nicht weiß. Sie hat die letzte halbe Stunde ein Geheimnis darum gemacht. Hat mir nur Anweisungen gegeben, in welches Bus ich einsteigen muss, die Nummer und Uhrzeit. Seit die Stadtverwaltung, vor zwei Wochen, die Pläne umgestellt hat, weiß ich gar nichts mehr. Sie ist dann dazu gestiegen.
»Lass dich überraschen.« Ich mag Überraschungen überhaupt nicht, sie weiß es ganz genau, ihr Grinsen hilft auch nicht. Es bereitet mir Unbehagen. »Habe ich dich schon mal in eine unangenehme Situation gebracht?«
Da ich nicht antworte, presst sie die Lippen aufeinander und hebt eine Augenbraue. Ihre braunen Augen sehen mich streng an. Natürlich weiß ich es, deshalb nicke ich leicht. »Na also.« Ihre Lippen berühren meine Wange. Ich kuschele mich an sie, während sie ihre Hände unter meine Jacke verschwinden lässt, da sie in letzter Zeit ständig kalt sind.
Mittlerweile geht es die gebogene Brücke hinauf, die uns in die Stadtmitte bringen wird, beziehungsweise zum Bahnhof, dort ist die Fahrt aber nicht zu Ende, wie ich feststelle, sie bedeutet mir sitzen zu bleiben. »Noch weiter?« Meine Frage entlockt ihr ein kurzes Nicken. Kurz schweigt sie, öffnet dann aber den Mund. »Wir machen uns einfach einen schönen Abend. Ob es jetzt wirklich spät wird, darüber müssen wir uns keine Gedanken machen, schließlich fahren die Nachtbusse.«
Ich rühme mich immer damit, ziemlich logisch zu denken und gut zu kombinieren, aber heute habe ich wohl meinen begriffsstutzigen Tag. Nach einem kurzen Stopp fährt der Busfahrer weiter, in den südlichen Teil der Stadt, der erhöht liegt. Hier geht etwas älter zu, was man an den Häusern entnehmen kann. Sie werden punktuell von Straßenlaternen beleuchtet.
»Alter Marktplatz«, sagt die Stimme irgendwann, die die Haltestellen ansagt. Meine Freundin deutete mir an aufzustehen. Der Bus hält an und wir treten hinaus, auf die Straße. Unser Atem ist deutlich zu sehen, löst sich aber so schnell wieder auf. Sie nimmt mich an die Hand und zieht mich über den Zebrastreifen. Nach einem kurzen Fußmarsch erkenne ich ein großes Schild, das über einem Holztor thront.
"Die Stadt begrüßt alle Gäste auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt" Ich bin so beschränkt. Natürlich, er findet jedes Jahr an der Burgkirche statt. Ich freue mich wirklich, toll, ich mag Weihnachtsmärkte. Die Stimmung, die Musik, verschiedene Gerüche, kleine Stände, die Honigkerzen anbieten, andere arbeiten mit Glas und stellen Figuren her. Nun kann ich es kaum erwarten und ziehe sie nun hinter mir her. Leider sehe ich schon das erste Grüppchen, das mitten auf der Gasse steht und sich unterhält. Die klassischen Glühweintrinker, wie ich sie doch hasse.