Ich sitze mit meiner Großmutter in ihrer Küche. Vor uns stehen Tassen, aus denen es dampft. Der Geruch von Ingwer erfüllt den Raum.
Sie sieht mich skeptisch an. »Du willst die Nacht im Gartenhäuschen verbringen?« Ich nicke nur, bringe keinen Ton heraus. Ich habe mich mit meinem Vater wieder einmal überworfen. Dies passiert öfters, seit Mutter nicht mehr lebt. »Es herrschen mindestens 10 Grad minus.« Ich zucke nur mit den Schultern. Lieber da drin, als bei ihm im Haus.
Mein Zimmer dort, ist heute auch nicht besonders beliebt in meiner Rangliste. Im Häuschen habe ich alles was ich brauche, außer einer Heizung. Großvater und ich haben zwar die Tür und das Fenster abgedichtet, aber irgendwie schafft es die Kälte doch, hineinzuströmen. Na ja, zwei warme Decken und Ohrenwärmer werden es wohl richten. Das Klappbett ist nicht sonderlich groß, erfüllt aber seinen Zweck. Ich nippe von meinem Tee. Er tut gut und wärmt. Vielleicht schadet eine Thermosflasche nicht.
Der Mann im Radio sagt: »Es ist viel zu kalt draußen, wieder sind zehn Zentimeter Neu-Schnee gefallen.« Ich ignoriere ihn und hoffe Oma tut es auch. Natürlich hat sie ein Gästezimmer, aber im Gartenhäuschen fühle ich mich einfach wohler. Es ist meine kleine Welt. Im Kerzenschein einfach zeichnen und meinen lieblings Radio-Sender hören. Ich freue mich schon darauf.
»Über was habt ihr euch denn gestritten?« Vielleicht schaffe ich es ihr morgen dies zu berichten, jetzt bin ich einfach zu aufgewühlt dafür. Mein Blick fällt zum Fensterbrett, draußen im Kasten möpeln die Winterrosen und trotzen der Kälte. Die Flocken werden immer dicker.
»…Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit diesem Klassiker.« Ich verdrehe die Augen. Natürlich. Wham: Las christmas. Wie viele Generationen werden damit noch gequält.
Oma weiß, ich werde es ihr schon erzählen, wenn ich dazu bereit bin, dafür bin ich dankbar. Ein Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen. »Wenn es dir aber zu kalt wird, kommst ins Haus«, bittet sie mich und ich nicke. Morgen ist Samstag. Keine Schule. Kein Stress. Ausschlafen. Ganz lange. Vielleicht doch nicht so lange. Wie schön ist es doch, morgens einen heißen Kakao zu schlürfen und ein Buch zu lesen, wenn draußen Schneegestöber herrscht. Einige Kerzen, die gemütliche Stimmung verbreiten.
Morgen muss ich aber auch mit Großmutter sprechen. Davor habe ich ein wenig Angst. Es muss aber sein. Ich kann es nicht mehr für mich behalten. Das überlasse ich aber meinem Zukunfts-Ich. Heute möchte ich einfach nur mit ihr hier in der Küche verweilen. Der gemütlichste Ort in ihrem Haus. Die Wände bestehen aus Holz. Als wären wir in einer Blockhütte. Ich liebe Holz. Ich kuschele mich in die Decke, die sie vorhin über die Lehne gelegt hat.
»Wie wäre es mit Schach?«, fragt sie und ich nicke erneut. Sie verschwindet im Wohnzimmer, um das Brett und die Figuren zu holen. Meine Laune bessert sich ein wenig. Vielleicht übernachte ich doch im Gästezimmer. Mal sehen.
PS: Das Wort möpeln ist ein Phantasiewort, ich habe es mir ausgedacht, es bedeutet, was immer ihr möchtet! Es mag vielleicht kindisch sein, ich möchte euch aber bitten, es nicht zu übernehmen, dass wäre sehr lieb von euch, danke!