Vom 10.03.2021 Nachgeschrieben am 19.03.2021
Der Film ist vorbei. Der Abspann beginnt. Namen der Produzenten und derer, die mitgearbeitet haben, um den Streifen zu realisieren, flimmern in weißen Lettern über das schwarze Bild.
»Der war gar nicht schlecht«, sage ich, dabei stehe ich überhaupt gar nicht auf Fantasy. Mit dem Kram kann man mich normalerweise JAGEN. Auch im Buchladen. Ein Drache auf dem Cover. Ich gehe weiter.
»Habe ich doch gesagt.« Johanna nimmt den Controller an sich und beendet NETFLIX. Das bekannte Menü der Playstation 4 erscheint. Es ist schon spät, wie ich der Uhrzeit entnehme, die oben rechts angezeigt wird.
»Noch ein wenig FIFA 18«, fragt sie und hält mir ein zweites Eingabegerät hin. Ich schüttele mit dem Kopf.
»Sorry, muss morgen noch lernen. Für Geschichte.«
Na ja, heute ist schon Sonntag. Aber wem erzähle ich etwas. Sie und ich gehen in die gleiche Klasse. In die 9A. Wir kennen uns seit der fünften Klasse. Haben uns auf Anhieb verstanden und sind auch für jeden Mist zu haben. Letztes Jahr im Winter haben wir einen Naruto-Marathon veranstaltet. Fünf Tage, davon einen Tag geschlafen. Was hat Edward Norton in Fight Club gesagt? Wenn man drei Tage nicht geschlafen hat, wird die Welt zu einer Kopie, einer Kopie. In Wahrheit ist es noch viel schlimmer. Wir haben am Ende gar nichts mehr verstanden. Es hat auch nicht geholfen, einige Folgen waren mit englischen Untertiteln. In Echtzeit übersetzen und der Handlung folgen. Kartoffelpüree im Kopf.
Sie verdreht die Augen. Johanna hasst Geschichte, aber in Mathe ist sie ein echtes Ass. »Na denn, man sieht sich am Montag.« Ich nicke ihr zu und verlasse ihr Zimmer. Eigentlich ist es ein Abstellraum mit Badezimmer. Reicht ihr aber. Über ihr wohnen ihre Eltern. »Ja, bis denne.« Ich gehe raus und schwinge mich auf mein Rad und rolle aus dem Hof. Alles wirkt alt und etwas heruntergekommen, bis auf die Front am Ende. Sie ist sauber, hinter den Glasscheiben stehen die Computer und die Drucker. Ihr Vater macht irgendetwas mit Design.
»Hey, hast du vielleicht Lust heute bei mir zu übernachten?«, fragt sie etwas zögerlich und in diesem Moment beginnt der Eisregen. Es stört mich nicht, bin schon durch schlimmeres Wetter gefahren. »Danke, nein, ich schaffe das schon.«
Ihre Miene strahlt leichte Enttäuschung aus. Sie tut mit leid, aber ich kann nicht. Schließlich habe ich einen Freund. Ich weiß es, sie hat sich in mich verliebt, ein blinder mit einem Krückstock würde das sehen, aber es darf nicht sein. Ich muss es ihr schonend beibringen.