Der Trainer saß am Spielfeldrand und sah Friederike zu, wie sie sich bewegte. Aber irgendwie schien sie heute träge zu sein, auch ihre Körperhaltung war anders. Ihre Widersacherin war das genaue Gegenteil. Fokussiert bis in die Haarspitzen. Sein Schützling hatte Aufschlag und lag fünfzehn Punkte zurück. Sie hatte ihn in manchen Sätzen wirklich zur Weißglut gebracht, weil sie sich mehr schlecht als recht zurückgekämpft. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn, während sie in die Ausgangsstellung und warf den Tennisball dreimal zu Boden, hielt ihn dann zum Schläger und drosch ihn dann über das Netz.
Der Ball war kaum zu sehen und die andere Spielerin musste innerhalb einer Sekunde reagieren, doch mit übermenschlichen Reflexen nahm sie den Zug entgegen und schlug ihn nun ihrerseits. Aber in diesem Moment wusste sie schon, das der Ball nicht im Feld landen würde. Sie ging in die eingezeichnete Ecke, während der Schiedsrichter das "Gleichstand" ausrief. Ihr durfte nun kein Fehler mehr passieren. Friederike stattdessen, atmete durch, aber freuen wollte sie sich erst, wenn sie das Match gewonnen hatte. Dafür war es zu früh.
Abermals ging sie in Ausgangsstellung und wiederholte den Aufschlag. Erneut zischte der gelbe Ball durch die Luft und zerschnitt die Atmosphäre, trotzte der Schwerkraft. Sie hoffte, diesmal würde es nochmal so laufen, aber ihr gegenüber schlug den Ball auf die andere Seite und Friederike musste dort hin spurten, aber sie bekam ihn und legte alles in diesen Schlag, doch kurz davor, weil die andere schon auf dem Weg war, lupfte sie ihn über das weiße Netz, streifte die obere Kante und traf zweimal den sandigen Untergrund.
Friederike ließ ihren Schläger fallen drehte sich zu ihrem Trainer und schrie vor Freude. Sie hatte es geschafft. Das Finale wartete auf sie!
Die Zuschauer jubelten ihr zu, brachen in einen regelrechten Sturm aus. Ein Kontrast. Da es im Tennis eher ruhig zu ging, sie applaudierten bei guten Zügen, aber nur kurz. Jetzt waren aber alle Dämme gebrochen. Erschöpft drehte sie sich zu ihrem Freund und hob die Faust.
Sie hatte noch die Kurve bekommen, doch sie musste Tabula Rasa betreiben, für das nächste Training und das Finale!
So wie sie ihren Trainer kannte, würde das auch geschehen.