"ich liebe ihn", sagte Anna. "Ich liebe ihn wirklich." Ich mochte Anna. Das war wohl der einzige Grund wieso Nathan versuchte mit ihrem Dom eine Freundschaft aufzubauen. Damit ich sie sehen konnte. Annas Dom Gert war nicht die Art Mann, die ihre Sub ohne sich weggehen ließ. Manchmal musste ich sogar meine Freunde sehen. Nathan versuchte die Abhängigkeit was das soziale Umfeld betraf möglichst gering zu halten, aber natürlich war ich abhängig von ihm.
In jeder Beziehung baut man einen gewissen Grad der Abhängigkeit auf, das ist normal.
Mein Armband war an und ich wusste genau, dass Nathan das hören konnte, wenn er wollte. Aber das war nicht schlimm. Ich vertraute ihm schließlich.
"Ich mag es, dass Gert dominant ist und älter als ich und ich fühle mich so sicher bei ihm. Ich glaube dass man sich das kaum vorstellen kann. Er macht mich glücklich."
Ich musste lächeln. Ich wusste, wieso sie so empfand und fand es auch wirklich schön, so von ihr zu hören.
Anna war ein kleiner Sturkopf. Sie war unglaublich schlau und wir hatten viele gemeinsame Themen.
Sie promovierte gerade und war einfach die interessanteste Dame, die ich in so einer Konstellation kennengelernt hatte. Sie war ganz und gar nicht das graue, verängstigte Mäuschen, die Sicherheit brauchte und auch überhaupt nicht das psychisch kranke Mädchen, welches es ohne ihren Dom nicht hinbekam, ihr Leben zu organisieren. Das waren die beiden Personengruppen, die ich am häufigsten unter den tpe Subs antraf. Sonst ließ man sich wohl selten auf so eine extreme Lebensform ein. Schließlich sind die Entscheidungen, die wir treffen das, was uns zu den Personen macht, die wir sind.
"Aber ich werde mich trotzdem von Gert trennen."
Ich sah Anna erschrocken an. Das war ein Plottwist für mich gewesen. "Wieso das denn?", fragte ich schockiert.
"Ich liebe ihn", wiederholte sie. "Ich bin zum ersten Mal glücklich und erfüllt in dieser Beziehung. Ich liebe es, zu gehorchen. Meine mentalen Kapazitäten sind frei für meine wissenschaftliche Arbeit. Das ist wunderbar. Aber sobald ich meine Arbeit verteidigt habe, werde ich mich trennen."
Ich runzelte die Stirn: "Das ist aber keine Antwort auf meine Frage", sagte ich also.
"Ich liebe ihn wirklich", versprach Anna. "Das habe ich verstanden", langsam wurde ich doch ungeduldig.
"Er ist mein Traummann. Aber er ist nicht der Traumvater für meine Kinder. Wie soll man normale Beziehungen lernen und sich normal entwickeln, wenn der Vater so dominant und herrschsüchtig ist?"
So hatte ich das noch nie betrachtet. "Die würden niemals normale Auseinandersetzungen und Konflikte sehen.", erklärte sie weiter. "Alles, was sie sehen würden, wäre eine devote aber liebevolle Mutter, die dem Vater niemals widerspricht. Wir sind nicht mehr in den 50er Jahren. Außerdem möchte ich selbst entscheiden, wie ich meine Kinder erziehe. Und deswegen kann ich mit einem Dom keine Familie gründen."
Nathan kam zu uns rüber und setzte sich neben mich. "Hey ihr zwei", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Worüber redet ihr gerade? Gert holt schnell deine Medikamente aus dem Auto." Anna nickte. Sie hatte Diabetes seit sie ein kleines Kind war und Gert kümmerte sich liebevoll um sie. Er war Arzt, aber mit der Promotion stand sie seiner Bildung in nichts nach. "Wir sprachen über Kinder", sagte ich keck und grinste Nathan an. "Und wie es möglich ist, sie in einem Verhältnis wie diesem großzuziehen." Mein Freund schmunzelte.
Dann sagte er: "Und?"
"Wir wissen noch nicht, ob es möglich ist."
Er neigte nachdenklich den Kopf. Dann sagte er: "Da denke ich auch schon lange drüber nach. Seit wir angefangen haben, unsere Beziehung zu intensivieren, Lil. Du bist die Frau meines Lebens. Ich möchte mit dir Kinder großziehen. Das war mir immer schon klar, aber wie soll man Kinder großziehen, wenn man keine eigenen Entscheidungen treffen kann?" "Genau!", stimmte Anna ihm zu. Nath legte den Arm um mich und ich lehnte den Kopf an seine Schulter.
"Es gibt doch mehrere Möglichkeiten", sagte Nathan. "Man kann einfach aufhören eine tpe Beziehung zu führen, oder man nimmt die Erziehung des Kindes und alle Erziehungsfragen raus, oder man legt hinter den Kulissen sozusagen ein Erziehungskonzept fest, in dem beide Partner dann unabhängig agieren können. Zu dem ist es natürlich wichtig, dass keine sexuellen oder unterwürfigen Akte vor dem Kind durchgeführt werden. Man kann Codes verwenden, zum Beispiel kann man kleine Rituale einführen, an die sich die Mutter hält, ohne dass es fürs Kind schädlich ist. Zum Beispiel kann sie dem Vater immer einen Kuss auf die Wange gehen, bevor dieser geht. Das wirkt aufs Kind einfach wie eine liebevolle Geste. Alle direktiven Kommunikationsformen finden hinter geschlossenen Türen statt, so dass vor den Augen des Kindes normale Unterhaltungen geführt werden können. Es gibt viele Möglichkeiten das zu gestalten."
Anna seufzte, nickte. Dann sagte sie: "Ich möchte aber nicht, dass es irgendwie doch rauskommt."
"Ach ihr redet konkret darüber. Bist du schwanger, Anna?", fragte Nath, sichtlich überrascht. "Nein, bin ich nicht. Aber ich möchte nicht schwanger werden, von Gert." "Ach nein?", Gert war auf einmal wie aus dem Nichts hinter ihr aufgetaucht. "Ich dachte, dass du das nicht zu entscheiden hättest", sagte Gert. Seine Dominanz machte mir Angst. Wenn ich sowas gesagt hätte, würde Nathan mit mir zu einem geschützten und ruhigen Ort gehen und mit mir darüber reden, was ich denn wirklich wollen würde. Das ist alles Verhandlungsspielraum.
Annas Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie wurde wieder verschlossener. "Natürlich habe ich das nicht.", sagte sie nur.
Nathan sah mich an, raunte mir ins Ohr: "Keine Sorge, ich rede mal mit ihm, mach dir keine Gedanken, ich kümmere mich." Dann lächelte er wieder in die Runde, Gert und Anna hatten das Thema scheinbar abgehakt, aber für mich war es nicht ganz so einfach es wieder zu vergessen.
Ich war mir sicher, dass wenn ich Kinder bekommen wollte, dann mit Nathan. Er war der einzige Mann auf dieser Welt, mit dem ich diese Verantwortung teilen wollte. Er war der einzige Partner, mit dem ich mir so eine innige Beziehung wünschte und ich war mir sicher, dass er ein liebevoller, zugewandter Vater werden würde, der seinen Kindern weniger Schaden zufügen würde, als die meisten Menschen da draußen.
Nathan ließ den Arm um mir liegen, selbst als Gert und Anna aufstanden um anderen im Club hallo zu sagen, blieb er neben mir sitzen, so als würde er spüren, dass ich gerade seine Nähe brauchte. Er würde mich nicht alleine lassen. Wir werden eines Tages mal gute Eltern.