Nach der Arbeit holte mich Lucius ab. Tatsächlich an meinem Arbeitsplatz. Ich verdrehte die Augen. "So, ich habe Nathan versprochen, ihn anzurufen", sagte Lucius. Ich nickte. Natürlich hatte Nathan ihn gebeten, Bescheid zu sagen. Sie sprachen kurz miteinander, dann gab Lucius auch mir mal kurz das Telefon: "Benimm dich, Kleines.", sagte Nathan.
Dann fuhr ich mit Lucius zusammen zu ihm nach Hause. Lucius war alleine in seiner Wohnung und ich fühlte mich etwas unwohl ganz alleine bei Lucius zu sein. "Ich muss noch bisschen arbeiten. Warte doch auf meiner Dachterrasse, ja?", bat mich Lucius. Ich nahm meine Tasche. Oben klappte ich meinen Laptop auf. Weil ich keine anderen Anweisungen bekommen hatte, begann ich etwas zu schreiben. Nathans starke Emotionen vorhin am Telefon hatten auch starke Emotionen bei mir ausgelöst. Ich konnte nur schreiben, wenn in meinem Kopf Chaos war. Als würden da alle Gedanken wie bunte Seidentücher umherwirbeln. Die Geschwindigkeit des Wirbelns war mein Antrieb. Je schneller sie wirbelten, umso dringender musste ich schreiben. Aber sobald ich es geschafft hatte, sie durchs Schreiben zu beruhigen und zu entwirren, glätteten sich die Wogen.
Und hier auf Lucius Dachterrasse zu sitzen, ganz ohne meinen Freund, wühlte mich zusätzlich auf. Deswegen schaffte ich es, so lange an meinem Buch zu schreiben, bis Lucius mit einer Pizza kam.
"Ich dachte, du hast vielleicht Hunger", sagte der große Mann und kratzte sich am Kopf.
"Danke", flüsterte ich.
"Gern", er nickte und setzte sich zu mir an den Tisch. Warum standen alle von Nathans Freunden darauf, mir beim Essen zuzusehen? Vielleicht war das so ein Domding, keine Ahnung. Ich aß.
Als ich fertig war, sagte Lucius: "Ich war damals so eifersüchtig auf Nathan, als er dich kennenlernte." Ich zog die Augenbrauen hoch. "Du bist hübsch, wahnsinnig hübsch. Aber du hast diesen Wirbel in der Augenbraue, der dein Gesicht interessanter macht. Du hast kleine Narben am ganzen Körper, die zeigen, dass du eine behütete Kindheit hattest, aber getobt hast, wie eine Verrückte. Und dann sind da deine Augen. Sie können einen so unfassbar herausfordernd anstarren. Außer wenn Nathan den Raum betritt. Dann sind deine Augen wie kleine Magnete, die sich an ihn heften und ihm überall hin folgen.
Gott, wie oft habe ich mir gewünscht, dass sich deine Augen so an mich heften, wie sie es mit Nathan tun."
Lucius war sogar größer als Nathan. Er hatte sicher stärkere Oberarme. Ich wusste, dass er viel trainierte. Ob er mehr Geld hatte, wagte ich zu bezweifeln. Aber er war auch gebildet und las. Alles Eigenschaften, die einen Mann sehr attraktiv machten. Aber ich hatte nie darüber nachgedacht, meine Augen von Nathan abzuwenden, um einen anderen Mann unter die Lupe zu nehmen. Wozu auch? Nathan war der Mond, da waren die Sterne um ihn herum uninteressant.
Nun aber war ich mit Lucius alleine, der mich anstarrte, als wäre ich der leckerste Kuchen in der Vitrine und die Bedienung wäre gerade mit einem anderen Kunden abgelenkt, weswegen er mit sich rang, sich den Kuchen einfach zu nehmen.
Ich hatte fast ein bisschen Angst hier alleine mit Lucius.
Ich meine, wer hätte keine Angst, wenn er abhängig von der Vernunft eines anderen ist und dieser andere mit dem Penis denkt? Penisse treffen grundsätzlich nicht die besten Entscheidungen.
Aber Nathan vertraute Lucius, also vertraute ich ihm auch.
Ich schrieb Nathan am Abend eine Nachricht. Dann zeigte Lucius mir das Wohnzimmer. Auf dem Boden war ein Körbchen. "Geh auf deinen Platz!", befahl Lucius und zeigte aufs Körbchen. Ich lachte. "Du hast mir nichts zu sagen!", sagte ich dann. Er nickte, wählte Nathans Nummer, so wie ich dachte und sagte: "Darf ich deiner Freundin Befehle geben?" Er warte kurz. Dann sagte er: "Also gut, Lilly, geh auf deinen Schlafplatz!"
Ich seufzte und machte, was er gesagt hatte.
"Nathan mein Junge, wir haben ja die Vereinbarung, dass ich sie nicht anfassen darf. Aber sie darf doch nackt schlafen oder?" Ich zog die Augenbrauen zusammen. Das hatte ich nicht erwartet. "Hörst du Lilly, du sollst dich ausziehen!", sagte Lucius. Ich war sprachlos. Aber wenn mein Dom das wollte, dann tat ich es natürlich. "Ich darf sich nicht anfassen, aber sonst alles mit ihr machen, ja?", fragte Lucius. Ich war schon auf ein paar Events gewesen, in denen ich Reizwäsche getragen oder nackt gewesen war. Lucius hatte mich so schon mal gesehen. Trotzdem schämte mich, als ich so nackt vor ihm saß. Lucius legte auf.
Dann zog er ein Stuhl heran. Ich rollte mich im Körbchen zusammen. "Ich werde hier so lange sitzen, bis du eingeschlafen bist!", sagte Lucius. "Man muss ja sicher gehen, dass es dir gut geht!"
Ich nickte artig. Ich wollte mich wehren, so war es nicht. Aber Nathan hatte das sicher abgesegnet.
Und jetzt lag ich in einem Körbchen auf dem Fußboden, die Augen geschlossen und fragte mich, ob er sich einen auf mich runterholen würde, sobald ich eingeschlafen war.
Als ich mit total verspannten Nacken am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich nur, wie froh ich war, dass er nur noch eine Nacht weg sein würde.
Isa war die heißeste Frau, die ich kannte.
Es wunderte mich total, dass Isa ausgerechnet für mich Zeit hatte. Isa hatte zwar eine Sub, die auch ihre Freundin war, aber sie kam zu uns nach Hause und war deswegen alleine. Sie war mir gegenüber äußerst korrekt und freundlich, aber ich erinnerte mich an den Geburtstag an dem Nathan mir einen Abend zu Isas Füßen geschenkt hatte.
Ich hatte mir das immer gewünscht und er hatte es so sehr genießen konnte.
Sie war wunderschön.
Aber sie fasste mich nicht falsch an, auch wenn ich es mir ersehnte. "Letztes Mal als ich dich getroffen habe, hatte ich danach blaue Flecken am Arsch", erinnerte ich sie. "Habe ich dir erlaubt zu sprechen?", fragte sie mich. "Nein, hast du nicht", lenkte ich ein. "Aber ich dachte, du denkst gerne daran zurück, was man alles mit einem Rohrstock anstellen kann." "Ich weiß du willst damit nur bezwecken, dass ich dir wieder den Arsch versohle, aber das werde ich ganz gewiss nicht ohne Nathans Anwesenheit machen. Das verstehst du doch, nicht wahr?"
Ich verzog das Gesicht.
"Ich will doch gar nicht, dass wir was ohne Nathans Zustimmung und schon gar nicht hinter seinem Rücken machen. Ich wollte nur in guten Erinnerungen schwelgen."
Die letzte Nacht ohne Nathan war besser, weil ich zumindest in meinem eigenen Bett schlafen konnte, in dem es nach ihm roch.
Ich arbeitete wieder, wie es sich gehörte und auch wie es ausgemacht war. Als ich nach dem langen Arbeitstag zum Parkplatz kam, stand dort Nathan. Ich rannte auf ihn zu und sprang in seine Arme.
"Oh mein Schatz! Ich habe dich doch sooooo vermisst", seufzte er, während er mich herumwirbelte.