Mathilde saß verzweifelt auf dem Bett in ihrer Kammer. Bereits seit drei Wochen weilte ihr Gatte Herold nicht in der Burg. Genau so lange musste sie diesen fürchterlichen Keuschheitsgürtel tragen, der überall zwickte und ihre zarte Haut reizte.
Voller Wut warf sie ihren Weinbecher gegen die Wand, dass es schepperte. Der Rest Wein, der noch drinnen war, spritzte durch den Raum. Erschrocken schaute ihre Magd herein, die wie immer im Nebenraum darauf wartete, dass ihre Herrin nach ihr rief.
„Raus hier“, brüllte Mathilde das Mädchen an. Sofort verzog es sich, sie war wieder allein.
„Womit habe ich das nur verdient“, haderte die Schöne mit sich selber. „Mein Gatte weiß, wie sehr ich ihn liebe. Immerhin bin ich die Verbindung mit ihm freiwillig eingegangen.“ Während er sich auf Reisen mit irgendwelchen Metzen vergnügte, musste sie auf der Heimatburg bleiben und sich mit diesem Keuschheitsgürtel abquälen. „Ich liebe ihn doch“, seufzte Mathilde. „Wenn er mit meinen Gefühlen spielt, dann tue ich es ihm gleich. Er wird schon sehen, was er davon hat.“
Aufgeregt sprang die schöne Mathilde auf und lief hin und her. Ihre Gedanken flogen zu Sewolt, dem tapferen, aber leider etwas eitlen Ritter.
„Dieser Schlüssel muss her“, sagte die Burgherrin zu sich selber. „Ich bin mir sicher, irgendwo gibt es noch einen. Ich muss ihn finden.“ Sie musste lächeln, als sie erneut an Sewolt denken musste. Er würde ihr Spielzeug werden, das Spielzeug, nachdem sie sich schon so lange sehnte. Und ihr werter abtrünniger Gatte, der würde das Nachsehen haben.
© Brida Baardwijk / 04.05.2018