„Diener, bringt Er mir schnellstens diesen Hofmarschall her“, brüllte Siegfried seinen Bediensteten an, kaum dass seine Gemahlin das Gemach verlassen hatte. Sofort eilte der Mann davon, um den Auftrag zu erledigen.
„Was ist Er für ein elender Versager“, begrüßte Siegfried seinen Hofmarschall grimmig, der kurz darauf das Kabinett betrat. „Ich nahm an, Er hätte eindeutige Beweise für die Untreue meiner Gemahlin.“
„Aber Herr. Ich erfuhr aus sicherer Quelle, sie empfing diesen Ritter Sewolt nachts in ihrem Schlafgemach, während Ihr auf Reisen wart“, wehrte der Hofmarschall die Beschuldigung ab.
„Und trotzdem gibt sie nichts von ihrem Geheimnis preis. Dabei bin ich mir sehr sicher, sie ist mir untreu“, schimpfte der Ritter weiter. „Wer ist dieser unwürdige Tropf, der solch Unsinn erzählte?“
„Meine Quellen möchte ich nicht preisgeben“, wehrte der Hofmarschall ab.
„Ich könnte Ihn foltern lassen, um Ihm dieses Geheimnis zu entlocken“, knurrte der Ritter ihn an.
Nun wurde der Hofmarschall blass. „Herr, Ihr werdet mir doch wohl keine Folter zumuten.“ Der Mann weinte fast und bebte vor Angst.
„Natürlich würde ich dies“, frohlockte Siegfried. „Ich bin der Herr dieser Burg und kann mit meinen Untergebenen tun und lassen, was ich will. Auch foltern!“
Der Vasall fiel auf die Knie. „Bitte Herr. Ich tue alles, was Ihr von mir verlangt. Verschont mich.“
„Dann bringe mir Beweise für die Untreue meiner Gemahlin! Lüfte das Geheimnis. Was verschweigt sie mir? Ich will alles wissen!“ Siegfried mühte sich, ruhig zu bleiben. „Das ist Seine letzte Chance!“
Wie ein geprügelter Hund schlich der Hofmarschall davon.
© Brida Baardwijk / 02.09.2018