Es war Nacht und der Burghof lag beinahe im Dunkeln. Genau richtig für Ritter Sewolts heimliches Unterfangen. Leise schlich er hinüber zum Stall. Still war es, alle schienen zu schlafen. Nur der Mond stand einsam am Himmel und sah auf ihn hernieder.
Sewolt schlich weiter, hinein in den Stall. Er sah die Leiter gleich im fahlen Mondlicht stehen. Keuchend schleppte der tapfere Ritter die lange Leiter über den Hof. Er blickte hinauf zu dem Fenster, hinter dem er seiner liebsten Mathilde Schlafgemach wusste. Schnell das Steiggerät angelehnt und hinaufgeklettert. Welch eine grausame Qual. Sewolt schwitzte, der Schweiß rann in Strömen.
„Hoffentlich stinke ich nicht wie ein Schwein“, dachte sich der eitle Ritter und schnüffelte an sich.
Fast war es geschafft, das Fenster schon nah. Jetzt sah der Ritter drinnen beim Kerzenscheine im dünnen Nachthemde seine Schöne bei einer Stickerei sitzen. Leise klopfte er an den hölzernen Laden.
Mathilde schaute auf und wunderte sich über die späte Störung. Noch einmal klopfte Sewolt und hatte Glück. Die Lade ging auf und die Schöne blickte heraus.
Flugs stieg der Ritter die restlichen Stufen hinauf. Nur schnell zur Mathilde und mit ihr zu Bette. Wenn nur das lästige Gesteige nicht wäre.
Da sagte die Mathilde mit zarter Stimme fein: „Aber edler Ritter, mein, warum kommet Ihr nicht zur Türe herein? Sondern müht Euch hier ab, mit der Leiter die steile Wand herauf. Wenn Ihr herunterfallt, welch Graus!“
„Wie?“, fragte der Ritter, der nichts verstand.
„Die Tür ist auf, mein Gatte ist nicht zu Haus.“
© Brida Baardwijk / 13.07.2018