Es ging Mathilde nicht aus dem Kopf. Eine Möglichkeit musste es doch geben, an den Schlüssel ihres Keuschheitsgürtels heranzukommen. Sie hielt es fast nicht mehr aus.
Ritter Sewolt hatte ihr Herz gestohlen und sie im Sturm erobert. So wie er sie eingenommen hatte, fegte die Sehnsucht nach einem Liebesspiel mit ihm wie ein tosender Orkan über sie hinweg. Wie sehr verzehrte sie sich nach dem eitlen Ritter. Sein Charme ließ ihr Herz zerschmelzen. Sein Gesang ähnelte den zarten Tönen einer Laute. Keine Minute länger wollte sie verzichten.
Zufällig hatte sie erfahren, es gab einen zweiten Schlüssel. Der eiserne Keuschheitsgürtel quälte sie arg. Ihr Gemahl ahnte wohl nicht, welch Grausamkeiten er ihr damit antat. Warum nur spielte er so abscheulich mit ihr?
Ungeduldig kramte die schöne Mathilde in der Kleidertruhe ihres Gatten. Jede noch so kleine Ritze und Falte untersuchte sie. Sie riss die edlen Kleidungsstücke heraus, schüttelte sie aus. Aber nichts. Keine einzige Spur des Schlüssels. Das Versteck musste doch irgendwo sein!
Aber was war das? Was blinkte da unter der Truhe hervor? Nur einen ganz winzigen, fast nicht wahrnehmbaren silbernen Schimmer entdeckte sie in einer Ritze. Hastig schob Mathilde das Möbelstück beiseite.
Sie glaubte es kaum, was sie zu Gesicht bekam. Da war der Schlüssel! Endlich! Hatte da womöglich der Teufel seine Hand im Spiel?
Ihr Herz pochte ganz wild in ihrer Brust. Schon fühlte sie, wie es ihr siedend heiß wurde. Sie sah bereits, wie Ritter Sewolt mit ihr spielte und sie ihm ihren gierigen Leib wollüstig entgegenbog.
© Brida Baardwijk / 04.05.2018