Vorsichtig schaute sich der Hofmarschall um. War ihm auch niemand gefolgt? Wie gut, der Burgherr hatte ihn entlassen, vorerst. Noch wusste er nichts von dem Geheimnis, das er vor ihm hegte. Nur was tun, sollte er ihn doch foltern. Er musste seine geliebte Mathilde vor dem Zorn ihres Gatten schützen.
„Mathilde, seid Ihr wach? Öffnet mir!“ Der Hofmarschall klopfte an die Tür des Schlafgemachs. Kaum um Einlass gebeten, wurde ihm bereits geöffnet.
„Welch Glück, Ihr seid es, geliebter Hofmarschall und nicht mein grimmiger Gatte“, begrüßte ihn die Schöne. „Mich ängstigt es sehr. Was, wenn er von unserem Geheimnis erfährt?“ Sie zitterte wie Espenlaub am ganzen Leib.
„Geliebte, ich werde Euch schützen. Wenn es sein muss, mit meinem Leben!“
„Was fällt Euch ein, Ihr Wicht, elender!“, schnorrte die erbost klingende Stimme Ritter Sewolts, der hinter einem Baldachin hervortrat. „Mathilde ist meine Geliebte, nicht die Eure!“
„Sewolt, so haltet ein. Ich liebe Euch beide, von ganzen Herzen!“, rief Mathilde aufgeregt dazwischen.
Verdattert schauten sich die Kontrahenten an. Wie konnte es sein?
„Sprecht Ihr die Wahrheit?“, wollten beide wissen.
„Aber natürlich!“, bekannte sich Mathilde. „Nichts täte ich lieber, als mit Euch zu fliehen, weg von meinem zornigen Gemahl und dieser dunklen Burg.“ Sie lächelte verführerisch, die Herren schmolzen dahin wie Butter in der Sonne.
„Wenn es dem so ist, werden wir Euch schützen, sogar mit unserem Leben“, ließen sich die Männer auf den Handel ein.
„Mein Dank an Euch wird ewig sein“, flötete Mathilde erfreut. „Bis dahin soll unser Bund ein Geheimnis sein.“
© Brida Baardwijk / 02.09.2018