Du bist Arthrax Sundergeer.
Du stemmst dich aus dem Sand hoch. Ein Feuer wird schon niemandem schaden! Während Allyster euch kopfschüttelnd folgt, rennst du mit Aji über den Strand und in den Palmenwald. Das Gelände steigt an, da ihr euch auf die Klippen hinauf bewegt. Schnell verlierst du den Jungen in der Dunkelheit aus den Augen. Mit stechenden Seiten und keuchend kämpfst du dich voran. Als Allyster droht, dich zu überholen, beißt du die Zähne zusammen und wirst noch einmal schneller.
Oben angekommen findet ihr Aji auf einem Kahlschlag, wo die Bäume am Rand der Klippe entfernt wurden. Vielleicht hat ein Sturm sie umgeknickt, denn du kannst dir nicht vorstellen, dass Bauholz an einem so ungünstigen Ort geholt worden wäre. Der Wald unten ist viel näher am Dorf.
Aji ist bereits dabei, Äste für ein Feuer zusammenzusuchen. Du kniest dich an die Klippen und schichtest die Scheite übereinander. Das gibt dir die nötige Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Dabei behältst du das Schiff im Blick. Dessen Lichter nähern sich eurer Position in hoher Geschwindigkeit. Sie werden ziemlich direkt unter euch gegen die Steine prallen!
Aji schüttet Reisig und trockene, zerkrümelte Palmblätter zwischen die Scheite, Allyster auf der anderen Seite beugt sich herab und murmelt ein Wort, worauf Funken aus seinen Fingerspitzen springen und rasch Nahrung finden.
Atemlos tretet ihr an den Rand der Klippen und seht herab. Das Feuer flackert schnell höher. Der Ausguck muss es inzwischen sehen können und erraten, dass sich hier Klippen erheben. Doch die Lichter werden nicht langsamer. Stattdessen werden sie immer größer.
Du runzelst die Stirn. Irgendetwas an diesem Bild ergibt keinen Sinn. Die Form des Schiffes ist merkwürdig.
Neben dir springt Aji auf und ab und schreit: „Dreht um! Hier ist Festland!“
„Die werden dich nicht hören, Aji“, murmelt Allyster, der finster nach unten starrt. „Höchstens, wenn es zu spät ist.“
„Wir müssen es doch wenigstens versuchen!“, protestiert der Junge.
„Wir können nichts vom Schiff hören. Keine Rufe, kein Knarzen, nicht die Segel …“
Jetzt, wo Allyster es sagt, fällt es dir auch auf. Während der Fahrt mit Siwa waren die Geräusche des Schiffes euer ständiger Begleiter. Solche Gefährte sind nicht gerade leise.
Dann schreckst du zusammen, so heftig, dass du fast nach vorne gestolpert wärst. Allyster stoppt dich mit einem harten Griff um deinen Oberarm. „Pass doch auf!“
„Die Wellen!“, ruft du. „Ich kann die Wellen hören.“
„Na u…“ Allyster unterbricht sich. „Scheiße!“
Ihr könnt die Wellen weit unten deutlich hören, wie sie gegen die Klippen branden. Aber vom Schiff, das immer näher kommt, hört ihr noch immer nichts. Erschrocken seht ihr zu den Lichtern, und du begreifst, was dich an ihnen störte: Sie werden größer, aber sie gehen nicht weiter auseinander. Im Gegenteil, sie ziehen sich zusammen, als würde das Schiff schrumpfen. Und nun siehst du auch, dass die Lichter nach oben kommen, statt über den Wellen zu bleiben.
Es kommt auf euch zu!
Du stolperst rückwärts, zusammen mit deinen Gefährten. Die Lichter hinter euch verlassen ihre feste Formation, breiten sich aus und umkreisen euch mit einem Mal. Es ist ein gutes Dutzend, offenbar leuchtende Kugeln, die jetzt nicht mehr wie flackernde Laternen, sondern blutig rot aussehen.
In der Nähe eures Feuers scheinen sie anzuwachsen. Trotz der blendenden Helligkeit kannst du Formen im Licht erkennen. Es sind kleine, rundliche Wesen, die schmale, flossenähnliche Ausläufer besitzen, mit denen sie wedeln und sich wohl fortbewegen. Wie Fische, die durch die Luft schwimmen. Leuchtende, brennende Fische.
Sie umkreisen euch, einer schwebt auch immer wieder über eure Köpfe, während der Rest etwa auf Hüfthöhe bleibt, sodass ihr nicht hoffen könnt, aus dem Kreis auszubrechen.
„Was ist das?“, fragt Aji ängstlich.
Ihr antwortet nicht. Als dunklere Schemen erkennst du die Umrisse von großen, vorspringenden Zähnen in breiten Mäulern. Mäuler, so breit wie ein Arm.
Den ersten Angriff seht ihr nicht kommen. Ein Fisch stürzt sich auf euch, als er über euch durch die Luft kreuzt, und bohrt die Zähne in Allysters Schulter. Die langen, dolchartigen Zähne durchschlagen das Schulterblatt und die Brust des Zauberers. Mit einem Ächzen geht Allyster in die Knie. Du schlägst zu, aber deine Axt gleitet einfach durch den Fisch hindurch. Trotzdem flitzt er zurück in den Ring, doch nun brechen drei Fische aus und jagen auf euch zu.
Aji umfasst seinen Schöpferstein und du schlägst mit der Axt zu, aber du kannst nur zwei Fische abwehren, ehe der dritte seine Zähne in dein Bein schlägt und dich mit seinem Schwung zu Boden reißt. Du drehst dich auf den Rücken. Der Leuchtfisch zerrt dich auf den glühenden Ring zu.
Du trittst zu, bis er dich loslässt, dann krabbelst du zurück. Nur noch Aji steht. Allyster liegt reglos auf der Erde, die Roben voller Blut. Dein eigenes Bein sieht nicht viel besser aus.
Plötzlich steht Allyster doch wieder auf. Ungläubig siehst du den Zauberer an. Mehrere Halbbögen seines Fleisches fehlen, wo die Fische ihm Stücke herausgerissen haben. Wie kann er sich noch bewegen?
Dann fällt dein Blick auf Aji. Er hat den Ametrin in der Hand, den Stein der Toten. Deine Hoffnungen sinken, als dir klar wird, dass Allyster keineswegs noch lebt. Dann kommen mehrere Fische von hinten über dich. Ob Aji es schafft, sich noch einen untoten Krieger zu sichern, kriegst du nicht mehr mit. Was ein Segen ist.
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hier keine Fortsetzung.
Allerdings gibt es ein Multiversums-Ende, eine längere Kurzgeschichte, die dieses Ende ausbaut.
- "Des toten Manns Kiste"
[https://belletristica.com/de/chapters/350325/edit]
Um das Canon-Ende für Arthrax‘ Teil der Geschichte zu erreichen, musst du das Geisterschiff ignorieren.
Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!