Kapitel 8-
„Versuch mir gar nicht einzureden, dass Damian ein guter Freund ist!“ Ich verschränkte die Arme, wie ein trotziges Kind.
„Ich weiß, er ist nicht einfach zu Händeln…“ Kiran griff nach meinen Händen und hielt sie fest, während er mir tief in die Augen schaute.
Der erste Schultag war vorbei. Niemand hat mir die Augen ausgekratzt, auch wenn eine Versucht war, dies zu tun.
Ich habe mir noch keine Feinde gemacht, zumindest wusste Damian noch nicht von seinem Glück. Hätte Kiran mich nicht so unter Kontrolle, wäre ich wahrscheinlich explodiert. So war es in meiner Vorstellung. In der Realität hätte ich mich wahrscheinlich, weinend in der Toilette eingeschlossen.
Kiran und ich standen vor unserer Wohnungstür im Treppenhaus. Die Wohnung befand sich im letzten Stockwerk, weswegen ich immer etwas außer Atem war und deswegen die Diskussion gar nicht gewinnen konnte.
„Vertraust du mir?“ Fragte Kiran mich mit weit geöffneten Augen. Wie hätte ich bei diesem Blick auch nur an ein „Nein“ denken können.
„Ja Kiran, natürlich vertraue ich dir.“ Ich senkte meinen Kopf und mir huschte ein grinsen über die Lippen.
„Was hab ich dir zum Thema Weggucken gesagt?“ Er drückte seinen Körper an meinen, ich spürte seine wärme durch meine Kleidung. In den Moment, war ich für den tiefen Ausschnitt Dankbar. So konnte ich einen kleinen Teil seiner Haut auf meiner spüren. Was waren das für perverse Gedanken für eine Jungfrau?
Kiran drückte eines seiner Beine in meinen Schritt, während ich mit meinem ganzen Rücken an die Wand gepresst war. Ich wollte ihn noch näher an mir haben, auch wenn wir kaum noch Luft zum atmen zwischen uns hatten. Kiran umfasste meine Taille, mit seinen Händen und legte seine Stirn an meine. Der Geruch von Holz, mit einer Ambra und Moschusnote, nahm mich völlig ein. Mir war kalt und warm zugleich. Mein Herz pumpte kaltes Blut durch meine Adern und ich begann zu zittern. Ich hielt meine Augen geschlossen und atmete schwer und unregelmäßig. Kirans Finger streichelten meine Wange und ich spürte, dass er ungeduldig wurde. Meine Augen machten sich selbstständig und öffneten sich, nur einen Spalt groß und ich sah, wie angespannt er vor mir stand und wie jede Faser seines Körpers zu vibrieren schien.
An seinen auf und absteigenden Schultern konnte ich sehen, dass es ebenso schwer atmete.
Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von meinen entfernt und meine Augen, schlossen sich wieder.
Ungeduldig wartete ich, den ersten Schritt würde ich nicht wagen.
Kirans Nase berührte sanft meine und stupste sie an, sodass ich meinen Kopf, etwas weiter nach oben richten musste. Er bräuchte sich eigentlich keine Mühe machen, ich würde jeder seiner Anweisungen Folge leisten.
Ich hörte förmlich, wie er schluckte und spürte, wie er mir langsam, immer näher kam. Seine Finger glitten von meinen Wangen, an meinem Hals herunter, bis zu meiner Hand, die er ergriff.
Seine andere Hand, wanderte von meiner Taille zu meiner Hüfte. Er drückte seinen Körper noch stärker an mich und seine Lippen, legten sich zärtlich auf meine. Erst küsste er meine Oberlippe und dann meine untere. Er griff mir, mit einer Hand unter die Haare und zog mich an sich heran. „Irgendwas an dir Ina, macht mich verrückt, irgendwas an dir, lässt mich die Kontrolle verlieren.“
Nun stand ich mit meinem Rücken, an die Wohnungstür gepresst. Er nahm seine Hand von meiner Hüfte und öffnete die Tür. Ich stolperte und sah mich schon fallen, als mich Kiran schnell an der Taille packte. Er grinste, ich spürte sein Lächeln auf meinen Lippen. „Keine Sorge, die Reflexe eines Jägers, versagen nie.“
Er hob mich über die Türschwelle und schloss die Tür hinter sich, mit seinem Bein. Dann brachte er mich in die Küche und setzte mich auf einer der Theken ab. Seine Hände berührten meine Oberschenkel, ich war froh, dass ich saß.
Er ließ keinen Blick von mir ab und versuchte ernst zu wirken, doch seine Grübchen verrieten ihn.
„Du bist wunderschön Ina. Ich glaube, du bist sogar das schönste Wesen auf diesem Planeten, dass ich je gesehen habe.“
Ich konnte darauf nicht antworten, ich wusste nicht, was man in solchen Momenten sagte oder tat. Komplimente habe ich immer nur von meiner Mutter, oder Verwandten bekommen. Und ein einfaches „Danke“ erschien mir Kiran gegenüber nicht gerechtfertigt.
Stattdessen legte ich meine Arme um seine Schultern und starrte ihn an. Ich wusste, dass er in meinen Augen laß, was ich ihm nicht fähig war zu sagen.
Wie jeden Morgen, weckte mich ein nerv tötendes Geräusch. Und wie jeden Morgen, war Kiran bereits wach und bereitete das Frühstück zu.
Es waren zwei Wochen vergangen. Ich hatte mich bereits ganz gut in dieses Projekt hineingelebt. Kiran und ich, sind uns noch einige Male näher gekommen, aber nie zu nahe. Vielleicht hatte es etwas damit Zutun, dass ich mich noch immer, an keines meiner früheren Leben erinnerte. Mir machte das langsam auch zu schaffen, aber vor einigen Tagen, hatte Kiran die Idee, mein Blut zu testen. Möglicherweise würde uns das mehr Auskunft geben. Andererseits hätte es der Bund sowieso bald gefordert, denn auch er, tappte langsam im Dunkeln.
Mein Übergang zur Jägerin, war sowieso anders, als alle anderen.
Erstens, ich musste gefunden werden und kehrte nicht eigenständig zur Basis. Weswegen ich sie auch noch nie betreten habe.
Zweitens, mein Alter. Ich war mittlerweile 18 Jahre alt, was nicht in die Norm passte. Außerdem hatte ich erfahren, dass es vor mir, noch keinen anderen gegeben hat, der erst so spät zum Reisenden wurde.
Und Drittens, der wohl mysteriöseste Punkt, der jedem, inklusive mir, fragen aufwarf, war die Tatsache, dass mein Leben durch ein Anderes, vollständig ersetzt wurde. Ganz so, als hätte ich nie wirklich existiert und als hätte diese Kopie von mir, nur darauf gewartet, meinen Platz einzunehmen und alle Erinnerung an mich auszulöschen.
Schmollend saß ich mittlerweile am Tisch und zeichnete Linien in meinen Kakaoschaum. Ich schnaufte und mein Blick ging ins Leere.
„Bläst du wieder Trübsal?“ Kiran war aufmerksam wie immer. Allerdings erdrückte mich seine Fürsorge langsam, denn ich konnte nicht einfach mal traurig sein, ohne dass es ihm nicht auffiel.
„Nein, mir geht’s gut. Wie geht es dir?“ Ich setzte ein Lächeln auf die Lippen und gähnte, um zu unterstreichen, dass ich nur müde war.
„Ich fühle mich fantastisch.“ Kiran grinste.
„Du fühlst dich immer fantastisch.“
„Na dann siehst du mal, welchen Einfluss du auf mich hast.“ Er stellte mir Eier und Speck auf den Tisch und reichte mir dazu eine Gabel.
Kiran war süß, schlau, heiß und ganz geschweige, war er auch noch ein Dämonenjäger. Was könnte man sich noch wünschen? Er hatte alles und auch wenn ich jede Sekunde genoss, die ich mit ihm teile, so fehlte da doch was zwischen uns.
Lag es daran, dass wir keinen Sex hatten? War es das, das ich wollte? -Keine Ahnung.
Der Morgen war wie immer, zumindest bis ich im Bad verschwand. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich irgendetwas beobachtete. Kiran konnte es nicht sein, das war nicht seine Art.
Ich wusch mir die Hände und dann das Gesicht. Als ich nach dem Handtuch griff, spürte ich eine Hitze in meinen Fingern, doch mein Blut gefror. Es war, als hätte ich jemanden berührt. Ich riss die Augen auf und starrte ins Nichts.
Keiner war da, nur ich und mein Spiegelbild.
Von meinen eigenartigen Gefühlen, die mich momentan ständig begleiteten, erzählte ich Kiran nichts. Es war beängstigend, aber es war meine persönliche Angst und die wollte ich nicht Teilen. Schon damals, als ich Bilder vor meinen Augen gesehen hatte, sprach ich nie darüber. Und das würde sich auch nicht ändern und Kiran, war keine Ausnahme. Das hatte etwas mit mir zutun, nicht mit ihm. Ich wusste nur noch nicht was.
An Damians Anwesenheit, hatte ich mich gewöhnt. Er war in meinen Augen immer noch kein guter Umgang für Kiran, doch seine Rolle als mein Feind, behielt er gut bei.
Wir waren gerade aus dem Auto gestiegen und standen auf dem Schülerparkplatz. Ich empfand Damian als, nicht zuverlässig, doch er stand jeden Morgen auf derselben Stelle und wartete auf uns.
„Hey Damian!“ Rief Kiran und lächelte ihm freudig entgegen. Damian zuckte mit der Lippe und schenkte ihm ein nettes Nicken. Er war nicht gesprächig, zumindest nicht verbal. Seine Augen wendeten sich mir zu. „Na Flämmchen?“ Ich hasste diesen Spitznamen, er passte nicht zu mir. Vielleicht hasste ich ihn aber auch, weil Kiran mir keinen gab.
„Mir geht’s gut und dir?“ Als würde mich das interessieren
„Auch.“ Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Kiran. Es war, als würde er mich nur akzeptieren, weil ich zu seinem besten Freund gehörte. Ich hasste es, dass wir was gemeinsam hatten.
Die Schulglocken läuteten, mein Eierschalenweißer Pullover und meine schwarzen Boots, setzten sich in Bewegung. Die beiden Jungs waren noch in etwas vertieft und merkten gar nicht, dass ich gegangen war. Aber das empfand ich nicht als schlimm. Es war sogar ganz nett, mal alleine durch die Flure zu laufen und nicht die ganze Zeit, zwei Typen im Nacken sitzen zu haben. Ich dachte immer, mir würde die Gesellschaft von Leuten fehlen, zumindest sagte mir meine Mutter das immer. „Geh unter Leute Ina, du verpasst dein ganzes Leben Ina, wie willst du deinen Zukünftigen kennenlernen Ina?“ Heute wusste ich, dass ich zu viel Menschennähe nicht ertrug. Ich brauchte auch mal Zeit für mich, Zeit zum nachdenken. Ich liebte es, mir den Kopf über wirres Zeug zu machen. Jetzt hatte ich den Raum dazu. Ich glitt also den Flur entlang, zu meinem Spinnt und öffnete ihn. Plötzlich spritze eine Art blaugefärbtes Wasser über meinen Pullover. Ich war klitschnass, ließ meine Tasche zu Boden fallen und sah mir die Sauerrein an. Hinter der nächsten Ecke, konnte ich ein Gekicher hören. Ich drehte meinen Kopf sofort in die Richtung und sah sie, Chiara. Das Mädchen aus meiner Klasse, die dumme Kuh, die sich an Kiran ranmachte. Doch ich nahm noch etwas wahr. Für mich klang es so, als stünde sie in unmittelbarer Nähe, aber sie und ihre Freundinnen, waren am Ende des langen Flurs. Nahe genug um mich zu beobachten, allerdings so weit weg, dass ich sie hätte nicht mal bemerken dürfen.
Irgendwas kochte in mir, mein Puls schoss mir durch die Adern und meine Hände zitterten. Jede Zelle in meinem Körper vibrierte und die Welt um mich herum zog vor meinem Auge ins Weite. Ich drehte meinen Kopf langsam, aber unter voller Körperspannung in Chiaras Richtung. Ich spürte die Ader in meiner rechten Handfläche pulsieren, ich hatte keinen Einfluss darauf. Meine Augen fokussierten sie und alles andere verschwamm, gerade als ich meinen ersten Schritt machte, knallte die Tür meines Schließfachs zu und es riss mich, aus diesem Rausch.
„Flämmchen, zügel dich. Du wirkst verstörend auf die anderen.“
Ich schüttelte meinen Kopf und hielt mir Zeige und Mittelfinger an die Schläfe. Ich kniff meine Augen zusammen und sah Damian dann, direkt in seine.
„Sag mal? Verfolgst du mich?“ Rief ich ihm zu.
„Ich? Na hoffentlich nicht. Soll keiner glauben, ich hänge mit ‘nem Psycho rum.“ Ich sah ihn genauso Schnippisch an, wie er geantwortet hatte und gab dann, allerdings nach.
„Du hast da was Blaues, Nasses Ina.“ Damian zeigte mit dem Finger auf meinen Pullover.
„Was wäre ich nur ohne deine Hilfe Damian.“ Ich verdrehte die Augenbrauen, nahm ein Taschentuch aus meiner Tasche und tupfte auf den Flecken rum.
„Vermutlich Tod.“
„Sehr witzig.“
„Ich hab noch nen Rat.“ Ich richtete meinen Blick auf ihn und hob die Augenbraue. Er steckte mir die Strähne, die mir im Gesicht hing, hinters Ohr. Diese heiße Haut.
„Das Tupfen wird dir nicht helfen.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Damian grinste dreckig.
„Dich ausziehen.“ Ich errötete, nicht vor Scham, sondern vor Entsetzung.
„Damian!“ Schrie ich, verpasste ihm einen Schlag mit der Faust und unterwarf ihn mit meinem fiesesten Blick.
„Haha schon gut… Komm mit.“ Er drehte sich um und erwartete, dass ich ihm sofort und unterlegen folgen würde und zu meiner Verbitterung, tat ich genau das.
Damians schnellen Schritten konnte ich kaum folgen, ich schaffte es gerade so, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Zwischen den ganzen Menschenmassen, wäre das sehr einfach geworden.
Schon von außen, roch es nach Schweiß und Socken, doch von innen, war es wie, als würde man neben Leichen stehen, die in der Sonne verwesten.
„Und du bist sicher, dass kein ganzes Basketballteam rein stürmt?“ Ich sah Damian besorgt an und hielt mir die Nase zu. Hier drinnen, war es kaum zu ertragen.
„Ja Ina, ganz sicher. Niemand wird reinkommen. Du kannst deine nassen Klamotten in der Dusche ausziehen.“
„Mir wäre eine abschließbare Kabine lieber.“ Wieder schoss mir das Blut in die Wangen und ich schaute weg. Trotzdem konnte ich Damians dreckiges Grinsen spüren.
„Teamgeist bedeutet, nackt voreinander zu sein, deswegen duschen mein Team und ich auch gemeinsam. Das fördert das Gemeinschaftsgefühl.“
„Aha…“ Was für ein Unsinn.
„Du glaubst es nicht hm?“ Damian kramte in seinem Spinnt rum.
„Doch, doch.“ Antwortete ich schnell.
„Du bist eine schlechte Lügnerin. Flämmchen.“ Damian holte ein kleines Packet hervor und drückte es mir in die Hand.
„Wenn du mir nicht glaubst, dann komm zu einem meiner Spiele.“ Ich hielt mich am Karton fest, ganz wohl war mir nicht bei der Sache.
„Kannst Kiran gleich mitbringen.“ Er zuckte mit seiner Lippe und deutete ein herausforderndes Grinsen an. Er dachte, ich sei abhängig von Kiran und könnte nichts alleine entscheiden.
„Na schön, wann und wo? Ich werde da sein!“ Was gab ich da von mir? Damians Auge zuckte und er beobachte mich eindringlich.
„Nur du also? Heute Nachmittag, 18 Uhr auf dem Feld.“
„Einverstanden.“ Ich ritt mich auch immer wieder in die Scheiße.
„Jetzt geh dich umziehen.“ Er setzte sich auf die Bank, spreizte die Beine und legte seine muskulösen Arme auf seinen Knien ab.
„Aber nicht gucken.“ Ich drehte mich bestimmt um und lief selbstsicher zum Duschraum.
„Wenn es doch nur was zu gucken gäbe.“ Damian lachte. Meine Schultern zuckten kurz, nur ein einziges Mal. Der Typ würde mich nicht aus der Fassung bringen.
Ich stand in der hintersten Ecke und öffnete den Karton. Mein erster Blick traf auf schwarz und mein zweiter auf Leder.
Was zur Hölle..?
„Damian..? Das kann nicht dein ernst sein.“
„Wieso? Schwarz macht schlank.“
Ich war entsetzt, als ich mit meinen Fingern über die Teile strich. Es war, als würde ich seine persönliche Sexphantasie berühren.
„Von wo hast du das?“ Fragte ich, ohne verstört zu wirken.
„Von meiner Ex, die stand auf das ganze Lederzeug.“ In dem Moment, wünschte ich mir, nicht gefragt zu haben.
„Vielleicht sollte ich doch lieber meine Sachen anziehen?“ Ich nahm das erste Teil aus dem Karton. Es war eine Lederhose, die am rechten Bein entlang, geschnürt war. Ich sah schon, dass man meine Haut dadurch sehen würde.
„Hab dich nicht so, zieh´s an. Dein Pullover ist völlig blau und nass. Du kannst natürlich auch ohne alles durch den Tag spazieren.“
„Damian!“ Brach es aus mir heraus.
„Hey… Ich steh dir da nicht im Weg.“ Ich fasste es nicht. Wieso hatte ich mich überhaupt auf seine Hilfe eingelassen? Das war doch zum Scheitern verurteilt. Aber er hatte recht. Ich könne nicht den ganzen Tag nackt durch die Gegend laufen.
Also nahm ich die Hose und zog sie mir über. Komischerweise, passte sie wie die Faust aufs Auge. Sie schmieg sich perfekt an jede Kurve meines Körpers. Die Schnürrung an meinem Bein war gewagt, allerdings hatte es auch etwas stylisches, etwas gefährliches.
Als nächstes blieb mir die Spucke weg. Ich zog eine Korsage heraus, die an einen dünnen Pullover genäht war. An den Hüften der Korsage war rot verarbeitet und auf dieser zierten feine, schwarze Stickereien auf beiden Seiten. Das Dekolleté war einladend tief. Es sah aus, als würde die Brust von zwei spitzen Flammen gehalten werden, die unter meinem Schlüsselbein brannten. Die waren ebenfalls rot und überzogen mit derselben Spitze, wie die an den Hüften. Der Rote Teil wurde bis zum Bauchnabel immer schmaler, bis er sich mit dem schwarzen Lederteil vereinte.
Dazu gab es, ebenso aus der gleichen Spitze, passende, schwarze ¾ Ärmel.
„Das kann nicht dein Ernst sein Damian. Ich sehe aus, wie eine Nutte.“
„Beleidigst du gerade meine Ex?“ Ich geriet ins stottern
„eh…“
„Du hast völlig recht, die dumme Hure.“ Damian wirkte belustigt und dennoch ernst. Ich wusste nicht genau, was ich hätte darauf antworten sollen und entschied mich für einen lauten, aber weiblichen Seufzer.
„Zeig her Ina.“ Ich hörte, das Damian aufstand und auf den Duschraum zuging.
Noch bevor ich antworten konnte, stand er bereits in der Tür.
„Ich sehe aus, wie vom Strich Damian.“ Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn an.
„Ja, schon. Aber wie eine Edle.“ Hätte ich das als verschleiertes Kompliment annehmen sollen? Oder hatte er mich gerade als Prostituierte betitelt?
Ich sackte in mich zusammen und strich mir die strähnen aus dem Gesicht. Meine Augen waren voller Zweifel. Aus irgendeinem Grund, war ich hin und hergerissen. Einerseits fühlte ich mich unerwartet wohl, andererseits sah Damian mich wie einen Snack. Zumindest dachte ich das. Denn das Spiegelbild von seinem Gesicht, verriet mir was anderes. Seine dominante Haltung ließ nach, er steckte seine Hände in die Hosentasche und schien über etwas nachzudenken.
Als ich mich allerdings langsam umdrehte, war von dem weicheren Damian, keine Spur mehr zu sehen.
„Tu mir einen Gefallen Flämmchen.“ Er räusperte sich und kratzte sich den Bart. Seine Augen schienen großer und er sah ernst aus, verdammt ernst.
„Ja?“ Ich antwortete mit einer ungewöhnlichen Sanftheit in der Stimme und blickte ihn an.
„Ich fahr dich heute Heim und du gehst Kiran aus dem Weg, sonst grillt er mich und verfüttert meine Überreste an streunende Hunde.“ Ich konnte mir einen Lacher nicht verkneifen.
„Das würde Kiran doch niemals tun!“ Rief ich Damian lächelt zu.
„Oh, Kiran ist zu so einigem in der Lage!“ Und da war es. Das erste Grinsen, das ich auf Damians Gesicht gesehen habe.
Ich verstand, wieso er nicht oft lachte. Sein Lachen hatte was Trauriges. Erst jetzt, nahm ich die ganzen kleinen Fältchen auf seiner Haut wahr, die seine Augen zierten.
Wenn er lachte, war es echt. Aber seine Augen blickten ins Leere, auch wenn sie mich eindringlich ansahen. Er ließ sich nicht gerne in die Karten schauen, dass hatte ich in den letzen Wochen am eigenen Leib, oft erfahren müssen. Aber ab dieser Sekunde wusste ich, dass Damian mehr war, als ein gefühlskalter Egozentriker.
Er hatte eine Geschichte, eine lange Geschichte, hinter seiner rauen Fassade und ich konnte mir nicht helfen, ich wollte wissen, was dahinter steckt.