„Ach so! Ihr vielleicht, aber ich nicht. Ich habe besondere Fähigkeiten. Eine davon ist, Erinnerungen abzurufen ohne ein Denkarium. Ich brauche mich nur zu konzentrieren und den Spruch sagen“, erklärte sie ihm.
„Oh okay. Das wusste ich nicht. Eigentlich weiß ich von dir leider nur sehr wenig“, Draco fehlte die Vorstellungskraft. Er hatte von so einem Zauber bisher nie gehört. Umso verwunderter war er, dass dies möglich war. Dennoch war er voller Neugier auf das, was kommen würde.
„Bereit?“, fragte das schlanke Mädchen ihn, welcher zögernd kurz nickte.
Ihm war nicht Wohl bei der Sache. Sein Magen drehte sich und zog sich hin und wieder zusammen. Seine Hände fingen leicht zu flattern, als wäre ihm kalt. Mit einem großen Schritt trat an sie an ihm heran und griff nach dessen Hand. Kaum berührte, erlosch das Zittern und eine wollige Wärme durchschoss ihn. Sina holte tief Luft, schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf ihre Erinnerungen. Sie wusste, dass es erforderlich war, tief auszuholen. Es waren viele Momente, die sie ihm zu zeigen vermag. Sodass er es verstand. Als sie alles zusammen hatte, öffnete sie die Augen wieder und sagte:
„RERUMES“
Schwarzer Nebel quoll aus dem steinernen Boden empor und umklammerte ihre Beine. Die rauchigen Hände fingen ihre Körpern ein und wickelten sie in einem Schleier. Der imposante Zauber hielt sie in einem eisernen Griff und hatte sie von Kopf bis Fuß eingehüllt. In Sinas Zimmer war nur Dunst zu sehen. Sie hatte weiterhin Dracos Hand in ihrer. Dieser stand mit offenem Mund da und vermochte gar nicht glauben, was geschah. Auf einmal erhob sich das Nebelgemisch, und drehte sich immer schneller, als wenn es sich in eine Wand aus Nebel verwandeln würde. Um sie herum tobte ein wilder Sturm und verwüstete das Zimmer. Nichts lag mehr da, wo es vorher war. Das Bettzeug lag auf dem Boden verstreut. Die Schranktüren schlugen immer wieder auf und zu und der Inhalt flog quer durch den Raum. In seinem Innern wurden die zwei durchgeschüttelt. Es fühlte sich an, als verloren sie den Boden unter ihren Füßen. Ein Surren und Pfeifen war zu hören, es war nervtötend. Draco klammerte sich an Sina fest, da er es mit der Angst zu bekam. Sein Unwohlsein kehrte zurück und ließ ihn erneut erschaudern. Sie hingegen hatte ihre Augen fest verschlossen, um sich zu konzentrieren. Der Wirbelsturm rotierte weiter im gleichbleibenden Tempo. Bilder und Gestalten zogen an ihnen vorbei. Draco erkannte auf Grund der Geschwindigkeit keine Details. Was ihn etwas fuchste, da er gerne gewusst hätte, um was es sich dabei handelte. Im nächsten Moment wurden sie durch einen Ruck in die Knie gezwungen. Der Strudel hatte sein Ziel erreicht. Sie richteten sich auf, als sich der Nebel lichtete. Draco und Sina fanden sich inmitten eines Gartens wieder.
Ein frisch gemähter Rasen war zu riechen. Alle Pflanzen standen in voller Blüte und schenkten der Umgebung ein liebliches Ambiente. Duft, der einem in die Nase stieg. Es roch süßlich, wie ein Glas Honig.
Vögel zwitscherten im Chor und hörte die Bienen summen. In der Ferne war das Rauschen des Meeres zu hören. Daraus schloss Draco, das sie unmittelbar am Ozean waren. Der Slytherin sah sich um und erkannte inmitten des großen Gartens einen Pool, indem jemand zu schwimmen schien. Das war an den plantschenden Geräusche auszumachen. Doch um wen es sich handelte, wusste er nicht.
Selbst wenn der Ort herrlich aussah, war er sich nicht sicher, an welchem Ort sie sich aufhielten. Einzig was er bemerkte, war, dass hier äußerst warm war. Da die Sonne senkrecht vom Himmel schien, schützte er die Augen mit seiner Hand, indem er sie wie ein Schirm über diese hielt.
„Wo sind wir?“, fragte der Slytherin aus Neugier.
„In LA, also Los Angeles, meiner Heimat. Hier lebe ich. Mit einem unterschied, dies hier ist eine Erinnerung aus meiner Kindheit. Ich möchte, dass du genau verstehst, was mich quält und mir so schmerzen bereitet. Ich wollte dir .....“, weiter kam sie nicht, denn in dem Moment wurde ihr Name gerufen. Sina erstarrte beim Gehör der Stimme. Wie lange hatte sie diese nicht erhört. Es waren zwar erst wenige Wochen her, doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Die junge Frau traute sich nicht sich um zudrehen, aus Angst wieder in ihre Trauer zu fallen. Stattdessen drehte sich Draco um und erblickte zuerst ein Haus, welches er so nicht erwartet hatte. Nach der Gegend zu beurteilen, hatte er mit einer prunkvollen Villa gerechnet.
Doch was er sah, war ein kleines und zerbrechliches Haus. Es sah aus wie eine alte Ruine, die kurz vor dem zusammen Brechen war. Sie danach zu fragen, hob er sich für später auf. Die Tür der Terrasse öffnete sich und eine weibliche Gestalt kam zum Vorschein.
„Sina, Kleines kommst du rein. Das Essen ist fertig“, rief eine Frau, mit spanischem Akzent und schritt hinaus. So erhaschte der Blonde einen besseren Blick auf sie. Die Frau war kleiner als Draco, leicht mollig und erinnerte ihn an Mrs. Weasley. Ihr Lächeln, welches sie auf den Lippen hatte, als sie das Mädchen rief, wirkte ehrlich, liebevoll und warmherzig. Sie trug eine blaue Jeans, ein weißes Shirt und an den Füßen hatte sie keine Schuhe an. Ihre Haare waren so schwarz wie die Nacht. Sie wirkte streng, strahlte aber eine herzliche Wärme aus.
„Ja Maria ich komme“, rief das kleine Kind lachend, welches gleich darauf aus dem Pool kletterte, ein Handtuch schnappte, sich da drin einwickelte und hopsend auf die in der Tür stehende Maria zu rannte.
Diese schloss die kleine Sina in ihre Arme, um sie kurz darauf erst mal ordentlich mit dem Handtuch trocken zu rubbeln, weil sie derzeit komplett nass war. Gebannt schaute Draco sich die Szene an, welche ihm geboten wurde.
„Hattest du Spaß?“, fragte Maria die Kleine.
„Ja. Ich kann jetzt sogar ganz lange tauchen.“, erzählte sie stolz wie Oskar.
„Das ist toll. Du bist ja auch schon ein großes Mädchen“, lächelte die Frau sie an, „ und komm das Essen wird sonst kalt.“
Maria nahm das Handtuch an sich und die Kleine stolzierte durch die Glastür. Die Frau folgte ihr und schloss hinter sich die Terrassentür.
Kaum waren die beiden verschwunden, drehte Draco seinen Kopf zu Sina und schenkte ihr wieder die Aufmerksamkeit. Diese stand wie versteinert vor ihm.
Sie kämpfte mit ihren Tränen. Welchen sie verlor, und sie kullerten ihr über die Wangen, wie ein Wasserfall. Ohne ein Wort zu verlieren, schloss Draco sie in die Arme. Hemmungslos fing sie laut an zu schluchzen. Vieles gemeinsam mit der vergangenen Erscheinung hatte das Mädchen in seinen Armen nicht. Einzig das Aussehen.