Sie hatte bereits den ein oder anderen ihrer Gegenspieler kennengelernt. Und sie waren nicht sehr freundlich gewesen, überhebliche, arrogante, feige und stinkende Typen, die Menschen angriffen oder sich an ihrem Elend gütlich taten. Also eindeutig diejenigen, wegen denen sie hier sein sollte. Sie musste nämlich die Menschen beschützen, die von den komischen Leuten angegriffen wurden. Sie hatte schon beobachtet, dass es nicht nur diese Typen waren, sondern da war auch noch ein anderer Mann gewesen. Einer mit einer wunderschönen Maske, die reich verziert war. Er tauchte immer dann auf, wenn die komischen Leute sie beinah überwältigt hatten. Um dann ihr zu helfen. Und Elvyra wusste ganz genau, dass es das war was sie ihr zustand. Ein solcher Mann, ein Held, ein Liebhaber, der nur für sie bestimmt war. Für diesen Rettung-in-letzter-Sekunde-Moment, der gehörte bei ihrem Beruf dazu.
Und sie konnte sich haargenau vorstellen, wozu sie ihn haben wollte. Nämlich für ganz bestimmte Zeiten im Jahr. Natürlich nicht die ganze Zeit, die Frau von heute war eine emanzipierte, gut geschulte Karriere-Lady, die natürlich alles andere als der Durchschnitt war und darüber hinaus auch noch eine Größe in sich trug, die ihren Mut, ihre Courage und ihre Kraft auf eine ganz neue Stufe stellte. Sie war die She-Ra des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Und das war wirklich alles andere als Durchschnitt. Genauso wie dieser Mann nicht durchschnittlich war. Er war stattlich, charismatisch, groß gewachsen und schlank, beinah sportlich, aber nicht übertrieben bodygbuildet. Gab es das Wort überhaupt? Egal, jetzt gab es das Wort, sie hatte es so eben benutzt und somit wurde es gebraucht und darum ging es doch im Leben. Etwas das gebraucht wurde, wurde erfunden. Sie brauchte ein Ziel im Leben und entsprechend hatte sie sich eines ausgedacht, zusammen mit Murph, dem Hamster. Eben jenem kleinen Vieh neben ihr, welches nun auf ganz typische Weise fiepte. Nicht ganz typisch, es klang fast wie ein Meerschweinchen, was kein Wunder war, denn er hatte lange Zeit mit einem kleinen Kaninchen, einem Chinchilla und einem großen Schweinchen zusammengelebt bei ihr zu Hause. Doch inzwischen gab es die anderen nicht mehr und der Hamster war auf sich gestellt. Er hatte sich durchgesetzt, was aber nicht bedeutete, dass er die anderen um die Ecke gebracht hatte. Nein, er war einfach nur übrig geblieben. Und er war wirklich immer noch topfit und musste nie zum Veterinär.
Doch zurück zu dem maskierten, gut aussehenden Helden. Dessen Namen sie nicht kannte und von dem sie nicht wusste, ob er auch unter dem Leder gut aussehend war. Das Kinn allerdings war exquisit und passte hervorragend zu seinen Schultern und diesen hervorragendem Rücken. Wie konnte so ein Rücken nur so herrlich aussehen? So richtig gerade, wie er sollte, genau die Breite, die für einen Mann schicklich war. Elvyra geriet richtig ins Schwärmen und streckte die Zunge leicht heraus zwischen den Lippen. Oh ja, dieser wundervolle Mann, der musste einfach zu ihr gehören, er war genauso wenig durchschnittlich wie sie. Und deswegen passten sie so gut zusammen, Sie standen auf derselben Seite und traten gegen diese komischen Leute an. Sie hatten so etwas wie eine wichtige Aufgabe. Wie in den Comicbüchern und Animes. Deswegen musste es auch so sein, dass sie zusammengehörten und wie in jeder guten Geschichte, würde er ihr eines Tages verfallen. Erst würde er es nicht wahrhaben wollen, aber schon bald die Wahrheit erkennen. Immer wieder von ihr träumen, feucht. Und dann irgendwann, würden sie zusammen auf einem dieser Abenteuer sein und sich gegenseitig retten und dann würde sie ihn endlich einmal ansprechen und nicht immer nur anhimmeln. Sie traute sich noch nicht. Denn er wirkte so unnahbar, obwohl er der ‚Golden Boy‘ war. Der Goldjunge ihrer eigenen Geschichte und wer konnte das schon über sich sagen, dass er seine eigene Geschichte schon rechtzeitig vorher kannte? Nicht viele das war mal klar und deswegen war sie auch so aufgeregt heute.
Sie stand auf und ein leichter Wind wehte unter ihren Röcken her. Sie nahm ihn als beruhigenden Hauch wahr, der ihr überdies das Gefühl gab ein wenig ihre Vorfreude zu kühlen. Damit sie sich auf ihre bevorstehende Aufgabe einstellen konnte. Dann konnte sie sich dabei und danach nur umso mehr freuen. Sie verlor ja schließlich nicht absichtlich die Kämpfe. Elvyra bückte sich und öffnete den Reißverschluss ihrer Sporttasche, packte den Tennisschläger am Griff und drehte ihn ein paar Mal hin und her. Schließlich schlug sie ihn, wie einen Baseballschläger über die Schulter und grinste als sie ein paar Kniebeugen machte und dann ein bisschen auf der Stelle trippelte und dann zwei, dreimal kurz in die Luft sprang. Es war sicher ein Bild für die Götter, wie sie da auf der Mauer lauerte. Sie dehnte anschließend noch mal ihre Arme und blickte sich dann vorsichtig um. Links und rechts, wo würde es nun losgehen?
(Gehört inhaltlich zu meinem NaNoWriMoProjekt vor zwei Jahren: Anonyme Antagonisten. Hier zu sehen das "Magical Girl", welches normalerweise "die Gute" ist, aber bei mir gnadenlos durch den Kako gezogen wird, samt und sonders ihrem Love Interest. *rolleyes
Es passte ganz gut, weil ich den Großteil des Romans damals aus Sicht des "bösen" Unununium geschrieben habe und mir beim Überarbeiten aufgefallen ist, dass ihre Sicht etwas zu knapp kommt.)