Die Gruppe der Quälgeister
Von allen Nervtötern, Plagegeistern, Störenfrieden und Nervensägen gehören die Schweinehunde zu den Schlimmsten ihrer Art. Wobei letzterer tatsächlich eher zur Gattung der Prokrastiere gehört. Nicht zu verwechseln sind die possierlichen Tierchen mit den Akrasia, die zwar von den Incontinentia abstammen, aber alles andere als feucht-fröhlich sind. Schon die alten Griechen wussten haarsträubende Philosophien über sie anzustellen. Doch widmen wir uns wieder den Quälgeistern, heute den Gewissensbissen. Diese kleinen Scheißerchen wird man im Gegensatz zu anderen Pestfetzen und Schreihälsen nicht so einfach durch den Entzug der Aufmerksamkeit, in der sie sich so gern sonnen, wieder los.
siehe auch: Kampfhahn, Landplage, Wimmerl, Quengeltasche und Fressack
Gewissensbisse haben eine hinlänglich bekannte Ähnlichkeit zur gemeinen Laus (Pediculidae). Sie gehören allerdings weniger zur Insektenfamilie der blutsaugenden Parasiten mit Stechrüssel und Juckreiz auslösendem Speichel. Das wäre etwas zu einfach. Die Gewissensbisse sind nicht einmal einen Millimeter groß. Unter einem starken Mikroskop sehen sie echt niedlich aus.
Der natürliche Lebensraum der Gewissensbisse sind die Menschen, gelegentlich fallen ein paar auch Haustiere an. Von wild lebenden Spezies ist es anzunehmen, aber ungewiss. Sie leben als Parasit mitten unter den Menschen und ernähren sich vom geistigen Abfall, der den lieben langen Tag so durch die Gegend weht und schon so manchem Kopf entsprungen ist. Wie typisch für die Quälgeister (siehe hierzu Hauptartikel Quälgeister, Abschnitt Wortherkunft, Bestandteil: „Geist“).
Gewissensbisse kommen immer im Schwarm, einer alleine wäre auch zu klein, um den nötigen Schaden und Schmerz zu verursachen, um einem ausgewachsenen Menschen zuzusetzen und Aufmerksamkeit zu erlagen. Meistens jedoch bemerkt ein Mensch seine unliebsamen Mitreisenden viel zu spät und kann sich dann nur noch über die Folgen wundern.
Gewissensbisse vermehren sich bei guter Fütterung und viel Heulen und Schimpfen ihres Wirtes rasend schnell. Sie verleiten ihren Wirt dann zu aus purer Verzweiflung entsprungenen Handlungen, die wiederum für viele unliebsame Nebenwirkungen verantwortlich sind.
Gewissensbisse sind weltweit verbreitet und sprechen jede Sprache (Aber Vorsicht, manche Gewissensbisse sind in anderen Regionen wesentlich schlimmer als in ihren heimischen Habitaten). Die Häufigkeit des Befalls mit Gewissensbissen schwankt und eine Immunisierung gibt es bislang nicht. Auch ein gerade befreiter Wirt, kann sofort wieder betroffen sein. Damit ist der Gewissenbiss-Befall die häufigste der parasitären Nervtöter.
Wer unter Gewissensbissen leidet, merkt das in der Regel von selbst sehr schnell. Sichere Anzeichen sind: Unruhe, Hibbeligkeit und Gefühle der Reue, Schuld und Ungerechtigkeit. Das kann sich bis in eine Depression und sogar einen Suizid steigern. Wer von so vielen Gewissensbissen gepeinigt wird, dass er sein einziges Entkommen darin sieht, seinem Leben ein Ende zu bereiten, der ist meist von einer regelrechten Wolke von diesen Biestern umschwirrt, die unablässig hinabstossen und ihre Bisse anbringen.
Was uns zu der Frage führt: Wie beissen die Gewissensbisse? Ist es eher ein Zwacken wie von der Pinzette, ein Stich wie vom Ischiasnerv oder der Stich eines Insektenstachels der eine Quaddel verursacht? Genau das alles. Es gibt ebenso viele Berichte über Stecknadeln und Scherben unter den Füßen, Heftzwecken und Nagelbretter, wie es Zeugnisse von ganzen Zaunlattenschlägen und ganzen Backsteinmauern gibt. Die Art und Schwere der gefühlten Verletzung hängt zum Einen von der Schwere der Gefühle des malträtierten Geistes ab, als auch der Anzahl der Gewissensbisse im Schwarm. Jedoch gilt: ein Schwarm kann gewaltige Ausmaße annehmen und etwa jahrelang um seinen Wirt herumschwirren, ohne je zuzubeissen, ja geradezu träge sein; als auch ein kleiner, aber sehr flinker und aufgeweckter Schwarm von Gewissensbissen unablässig den Schlaf rauben kann und somit zu unbedachten und unüberlegten Kurzschlußreaktionen führen kann.
Vorsicht ist auch geboten: am Steuer von Kraftfahrzeugen und beim Führen von Maschinen im Allgemeinen
Das wirksamste Mittel gegen Gewissensbisse ist meistens: Das „Sich Entschuldigen“ und das „Sich Erklären“ oft verbunden mit „Geschenk“, „Wiedergutmachung“ und anderen Handlungen (siehe auch „Verantwortung übernehmen“ und „Fehler eingestehen“), die die Ernsthaftigkeit hinter den Worten und Gefühlen des Wirtes untermalen. Abzuraten ist von Gegenattacken - das ist wie mit Mückenstichen: Auch wenn es juckt: Bitte nich kratzen. Vor allem in der Prävention ist man heutzutage schon sehr weit gekommen: Gewissensbissen kann man mit besonnenem, selbstreflektiertem Handeln entgegenwirken, bevor einem anderen ein Schaden oder eine Schmähung entstanden ist.