Maxi öffnete gerade zu dem Zeitpunkt die Haustür, als er die bekannte Stimme vernahm.
„Wo warst du denn?“, hörte er Lisa sagen. Seine Halbschwester stapfte auf ihn zu und murrte ihn weiter an. „Ich habe hier eine halbe Stunde die Nachtbarschaft aus dem Bett geklingelt!“
Für Lisa war es normal, nicht vor dem Mittag aufzustehen. Daher war das Wort „Aufstehen“ und „Früh“ für sie in einem Satz nicht kompatibel.
„Es überrascht mich überhaupt, dass du so früh da bist.“, flüsterte Maxi beim Versuch, den richtigen Schlüssel zu finden. Lisa hatte es nicht gehört, denn sie sagte nichts darauf. Ein Klappern erregte seine Aufmerksamkeit. Mindestens zwei Koffer rollten auf den Fliesen des Treppenhauses umher.
„Kannst du nicht schneller aufmachen? Die kalte Luft bringt mich noch um.“, meckerte sie, als er den richtigen Schlüssel suchte. Der Bund war mit drei weiteren Schlüsseln versehen, doch sie fühlten sich alle gleich an. Maxi konnte nicht anders, als genervt zurück zu schießen.
„Du hättest ja nicht auch kommen müssen. Außerdem kann man sich auch einfach wärmer anziehen. In deinem mobilen Kleiderschrank gibt’s sicher genügend Klamotten!“
Maxi schaffte es, die Tür aufzuschließen und in die Wohnung zu treten. Sofort verzog er sich in sein Zimmer. Dass er Dreck auf dem Teppichboden hinterließ, störte ihn nicht. Aber Lisa, denn sie fing wieder an zu meckern.
„Siehst du nicht, dass ich bereits mit fünf Schichten in den kalten Süden komme?“, fragte sie aufgebracht. Die Haustür wurde zugeschlagen, dann stand sie an der Schwelle seines Zimmers.
„Ich habe auch keine Lust, aber wir haben nun mal keinen mehr in der Verwandtschaft, der auf dich aufpassen könnte.“
Wie Recht sie hatte. Seine Familie bestand tatsächlich nur noch aus sie und seiner Tante Hannah.
„Dann viel Spaß beim Babysitten!“, er wollte eigentlich cool wirken und an ihr vorbeirauschen. Seine Schulter traf jedoch den Türrahmen und er biss sich vor plötzlichem Schmerz die Zähne zusammen. Lisa sah ihn sicher komisch an. In dem Moment knurrte sein Magen.
„Ich mach dir erstmal was zu essen.“, knurrte Lisa und macht kehrt. Auch wenn Lisas Kochkünste dem experimentellen Chemieunterricht in der Schule entsprechen, beschwerte er sich nicht. Von Müsli und Cornflakes konnte man schließlich keine drei Tage überleben. Und Einkaufen musste man morgen auch und dazu würde er ebenfalls ihre Hilfe brauchen.
Er kam zur Garderobe, die direkt an die offene Küche an mündete. Er hing die Jacke auf, nahm sich die Zeit und roch gegartes Gemüse mit Nudeln. Ein einfaches Gericht, doch es würde den Hunger stillen. Lisa sagte nichts weiter, also nahm er sich vor, noch etwas im Freien auf der Liege zu schwelgen. Er wollte gerade die Terrassentür öffnen, als ein Kratzen ertönte. Maxi hörte genauer hin und ging auf das Sofa zu. Seine Füße stießen an einen Kasten, direkt ertönte ein Quicken.
„Du hast einen Hamster hierher gebracht?“, fragte er laut genug. Maxi ging in die Hocke und fühlte das Gitter samt Stroh.
„Das ist Jelly.“, sagte Lisa hinter ihm. „Außerdem ist das ein Meerschweinchen!“
„Du weißt, dass Hannah jede Form von Nagetieren nicht ausstehen kann?“, fragte Maxi mit hochgezogenen Augenbrauen. Würde seine Tante erfahren, dass seine Schwester Tiere in die Wohnung brachte, würde sie wahnsinnig werden.
„Ich weiß. Aber sie weiß es ja nicht und du sagst auch nichts!“, warnte Lisa ihn, als in dem Augenblick das Telefon klingelte.
Lisa schrak auf, Jelly ebenso. Das Läuten wurde lauter.
„Die Haustür!“, half Maxi ihr. Er schmunzelte, als er das hektische Laufen mitbekam und sein Lächeln wurde noch breiter, als er Hannahs Stimme vernahm.
„Wir haben etwas vergessen!“, meldete sich seine Tante hektisch und blieb beim Näherkommen mit einem Keuchen stehen, als sie neben ihrem Neffen den Käfig erkannte. Doch bevor er sich dazu äußern konnte, schritt Lisa ein.
„Das ist ein Geschenk für Maxi!“
„Was?!“, riefen Maxi und Hannah gleichzeitig.