Gerd verabschiedete sich und versprach, den Artikel sofort in Druck zu geben und per Email an alle namhaften Printmedien weiterzugeben um die breite Masse umfänglich zu erreichen. Selbstverständlich würde er uns Medien-spezifisch zur Seite stehen, denn wir würden uns noch wundern was nun alles folgen würde. (Presse, Fernsehen, Radio...) Er bat mich um mein Einverständnis, eventuell auch die damalige Exclusiv-Story noch verwenden zu dürfen. Ich gewährte ihm die Bitte, weil ich wusste, dass uns niemand so medienwirksam pushen konnte wie Gerd. Das sollte unser Kreuzzug gegen jene werden, die dem Wohl der Allgemeinheit im Wege standen und Gerd war ein mächtiger Verbündeter!
Es war sehr spät geworden und mein Schenkel schmerze vom langen Sitzen. Selina untersuchte noch die Wunden als ich mich entkleidet hatte und gab mir zur Sicherheit ein Pulverchen gegen die Schmerzen. Danach lagen wir noch eine ganze Weile wach, aufgekratzt wie wir waren. Meine Göttin lag wie immer an meiner rechten Seite und streichelte mich ein Wenig, sowie ich meine Rechte auf ihrer schlanken Taille liegen hatte und sie leicht mit dem Daumen liebkoste. "Weißt du, was da auf uns zukommt, Liebes?" fragte ich sie. "Ich glaube ja, aber da müssen wir durch! Und es ist eine einmalige Chance die Öffentlichkeit für uns zu gewinnen. Michael, Ich bin so froh, dich gefunden zu haben. Ich liebe dich! Und du bist auch noch der perfekte Mann für die Stiftung meines Vaters. Ich bin so stolz auf dich. Schade, dass er dich nicht mehr kennen lernen durfte." Ich küsste sie auf die Stirn. "Sein Tod hat dich zu mir geführt. Sieh es einmal so. Und ich habe großen Respekt vor ihm und seiner Einstellung, deshalb werden wir ihm mit unserem Vorhaben ein Denkmal setzen. Den Grundstein hat er mit seiner Stiftung schon gelegt." - "Oh Michael, ich liebe dich so sehr!"
Nachdem am Mittwoch Morgen im Tagblatt der Artikel erschienen war, wurde uns bewusst, dass wir einen Punkt erreicht hatten, den ich aus der Fliegerei kannte: Den point of no return. Er bezeichnet die Situation beim Start, wenn er soweit fortgeschritten ist, dass man ihn nicht mehr abbrechen kann. Das Ende der Startbahn naht, die Geschwindigkeit ist fast erreicht, es gibt kein Zurück! Es gibt nur noch hochziehn! Nachdem Gerd auch die Bild, die Salzburger Nachrichten, die Kronenzeitung, alle gängigen bayrischen und österreichischen Printmedien angeleiert hatte und auch zum Nachdruck noch ausdrücklich aufgefordert hatte, (Das war seine Rache am Staatsanwalt, der ihm sechs Jahre zuvor seine Exclusivstory über mich verboten hatte.) war der Teufel los. Wir hatten eine Lawine losgetreten. Nun hatten plötzlich "honorige Leute" Erklärungsbedarf. Die Katze war aus dem Sack, jeder Dementi-Versuch sinnlos. Man wusste, dass es Videomaterial gab, dass es Beweise gab, die auch Hauptkommissar Walther oder die Staatsanwaltschaft nicht wegdiskutieren konnten. Auch hatte Gerd keinen Zweifel daran gelassen, von dem Attentat auf mich vor sechs Jahren noch alle Fakten parat zu haben. Man hatte die Öffentlichkeit gegen sich aufgebracht. WIR hatten die Öffentlichkeit gegen unsere Gegner aufgebracht. Ein gefährliches Spiel, das keine Fehler erlaubte: Uns nicht, noch weniger aber der Obrigkeit, die uns bisher nachweislich so schmählich im Stich gelassen hatte. Gerd hatte sich bereiterklärt, uns für weitere Pressemitteilungen und Fernsehinterviews mit Rat und Tat und vor allen Dingen branchenüblichen Kenntnissen und Formulierungen zur Seite zu stehen. Und wir hatten nun erreicht was wir bezweckt hatten: Einer uns gewogenen Öffentlichkeit zu präsentieren, was sie liebt: Einen von höchsten Kreisen verschuldeten SKANDAL ungeahnten Ausmaßes...