Der Morgen kam für meinen Geschmack viel zu schnell. Viel zu schnell klingelte mein Wecker. Der klingelte jeden Tag, von Montag bis Sonntag und immer in Wiederholung. Jede Woche, zur gleichen Uhrzeit. Na ja, normalerweise. Es war aber auch das erste mal, das ich nicht um 2 Uhr wach gewesen war.
Es war fast so, als hätte ich durch geschlafen. Das erste mal seit langem. Es kam mir komisch vor, denn um 7 war ich meistens wach. Ich räkelte mich in dem kuscheligen Bett und starrte an die Decke. Ich war wirklich hier, hier in Duskwood!
Natürlich fragte ich mich, ob Jake das mitbekam, falls er, ich wusste es natürlich, trackte. Würde er eine Information bekommen. Würde er sich melden? Ich drehte mich auf die Seite. Griff wie Selbstverständlich nach meinem Smartphone und es machte rummmmms.
Da lag ich nun, am Boden und ward aus dem Bett gefallen, da ich zu nah an der Kante gelegen hatte. Eine kleine Eigenheit von mir. Jede Nacht das gleiche Theater, ich drehte mich zu oft um, und am Morgen fiel ich mehr oder weniger, wenn ich mich umdrehte aus dem Bett. Zumindest war ich jetzt hellwach. Das Smartphone hatte ich dabei vom Ladekabel gerissen.
Ein flüchtiger Blick sagte mir, das es heil war, obwohl ich wahrscheinlich bald ein neues in die Hand gedrückt bekam, inklusiver neuer Nummer. So war das nun mal, wenn man fast monatlich die Identität wechselte. So langsam fragte ich mich, wie lange ich das Spielchen noch mit machen musste, bis ich in mein eigenes Leben zurück konnte. Das hier ging schon viele viele Jahre so.
Eigentlich, schon viel zu lange, aber meistens hatte es auch einen ziemlichen Grund. Ich hatte mich, oder eher meine Familie, mit den Flaschen Leuten angelegt. Seitdem spürte mein Leben vor Abenteuern. Denn ich wusste nie was der nächste Monat brachte. Ein Wunder überhaupt, das wir den Fall Hannah Donford in so kurzer Zeit abgeschlossen hatten.
Wie hätte ich es Jake erklären können, das bei mir auf einmal Funkstille herrschte und ich mich nicht mehr melden konnte? Auch ein Thema das ich noch mit ihm besprechen musste, wenn er sich denn mal wieder melden würde. Was er aber nicht tat. Sofort bereute ich den Gedanken an Jake. Er war seitdem nicht mehr präsent und ich hatte, zumindest für meinen teil damit abgeschlossen.
Warum belog ich mich eigentlich selbst? Weil es sich damit besser Leben ließ. So einfach war es. Wenn ich schon nicht wusste, wohin es mich als nächstes verschlug, dann sollte ich auch kein Trübsal blasen. Auch nicht wegen einem Schwarzhaarigen, blauäugigen Kerl, den ich nie getroffen hatte und nur vom schreiben kannte.
Und dennoch hatte ich das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen. Oder ansatzweise zu verstehen. Er hatte mir einige Dinge über sich verraten, obwohl er diese normal Geheim hielt. Und irgendwann hatten wir uns einfach vertraut. Eigentlich vertraute ich nur dem Agent, der mir die neue Identität gab und in die neu Stadt oder Dorf, oder was auch immer brachte. Ich gab meine Pin ein und überprüfte meine Nachrichten und schrieb Lilly.
Claire: Wann fängst du an?
Es war keine Frage, aber ich brauchte jemanden, bei dem ich meinen Frust ablassen konnte. Und Lilly verstand mich in der Sache wohl am besten. Immerhin hatte sie mal eine solche Frage gestellt. Sie und ich kannten Jakes Geheimnis. Deswegen wollte ich mit ihr reden.
Lilly: Guten Morgen erst einmal.
Claire: Ja, Guten Morgen, Lilly.....
Lilly: Nicht so gut geschlafen?
Sie neckte mich, das wusste ich, aber mir war ganz anders zumute.
Claire: Doch doch, gut geschlafen. Ich denke mal wieder an Jake :(
Lilly: Lass mich raten, du machst dir sorgen?
Claire: Nicht nur das... ich bin etwas enttäuscht. Ach ja, du wolltest mir letztens noch etwas sagen. Zwar persönlich... rufst du an, oder soll ich? Ich warne schon mal vor ich bin noch im Bett. Naja auf dem Boden :)
Es dauerte einige Zeit, aber auf einmal klingelte mein Handy, ein schwarzer Bildschirm erschien, mit dem Schriftzug Ny-mos. Es war etwas befremdlich, den Bildschirm wieder zu sehen. Hatte Jaake ihn denn nun vollendet, ich hoffte es, denn noch mehr Probleme brauchte ich nicht wirklich. Also klickte ich auf abwehren und ein paar Sekunden später, war der normale Bildschirm wieder da.
Lilly: Gehst du bitte auch ran, wenn man dich anruft!
Claire: Sry, Ny-mos hat einen Hack gemeldet, der hat anscheinen dann das Signal blockiert.
Lilly: Was?
Sofort klingelte mein Handy und ich tippte auch sofort auf den grünen Hörer. “Der Angriff wurde abgewehrt. Gleichzeitig hat es wohl mein Signal blockiert.”, seufzte ich.
“Sind es diese Kerle die an Jake wollen?”, kam es sogleich vom anderen Ende.
“Kann sein, ich bin mir aber nicht sicher. Wenn es Jake gewesen wäre, was ich ausschließe, dann hätte er mir einfach normal schreiben können, also gehe ich davon aus, das es nicht er war. Lilly.... Du und ich sind seine Schwachstellen. Also melde dich, falls sie auch dich anzapfen.”, meinte ich. “Ja, mach ich.”, gab sie zu und ich nickte leicht.
“Also was wolltest du mir den letztens nicht schreiben?”, fragte ich sie einfach, weil sie schon beim schreiben so lange gebraucht hatte.
“Na ja, da gibt es etwas..... Etwas das du vielleicht wissen solltest. Man hat noch eine Leiche gefunden, außer die von Amy Bell Lewis.”, begann mein Gesprächspartner.
Es ließ mich die Augenbraue heben. Noch eine Leiche? “Wo? Wann? Wie? Wer?”, stellte ich ihr die Frage.
“In der Eisenbruchmine. Einige Tage nachdem das Feuer gelöscht war, tief im inneren. Sie schien verkohlt zu sein. Wer, weiß auch die Polizei nicht, ich kann dir also nicht sagen, wer er ist, das müsstest du Alan fragen.”, druckste sie erst herum, bevor sie mit der Sprache heraus rückte.
Ich schluckte leicht meine Angst hinunter. Die Angst das es sich hierbei um Jake handeln könnte. Ich hoffte, betete, dass es nicht er war. “Danke Lilly, man sieht sich heute Abend, okay. Bis später.”, jetzt war ich kurz angebunden und legte auch gleich auf.
Jetzt war ich besorgt und öffnete den Messenger und Jakes Chat. Ich hatte einige Male geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen.
Claire: Hey, ich weiß, du bist nicht online, bist irgendwo... aber so langsam mach ich mir Sorgen. Du sagtest, das du dich so bald wie möglich meldest. Wenn du es geschafft hast da raus zu kommen um irgendwo unter zu tauchen. Gerade habe ich erfahren, das es eine weitere Leiche gibt....
Einige Zeit nichts. Minuten vergingen und Jake kam und kam nicht online.
Claire: bitte komm online. Jake?!
Aber auch das half nicht wirklich. Musste ich wirklich Alan fragen? Immerhin traf ich mich um 10 Uhr mit ihm. Ich erhob mich und zog mich um, denn einen Kaffee und ein zwei Brötchen brauchte ich schon zum Frühstück.