Ich nahm mir noch etwas Zeit für mich, ich wollte nicht unbedingt mit Steven in einem Raum sein. Bei dem Verdacht den ich hegte, wohl kein Wunder. Er schien ja nett zu sein, konnte es aber Faustdick hinter den Ohren haben. Man konnte schließlich jemanden nur bis zur Stirn gucken und nicht hinein.
Ich überlegte leicht, was meine nächsten Schritte waren. Was als nächstes kommen würde. Natürlich hoffte ich, dass Tobi sich melden würde, nachdem ich ihm jetzt zum zweiten Mal angeschrieben hatte. Gestern und heute, wobei gestern wohl nicht durch gekommen war. Vielleicht hatte Tobi eine Antwort auf meine Fragen bezüglich den Dateien, die verschwunden waren. '
Jake hatte gemeint, dass sie bis jetzt nicht aufgetaucht waren, aber die Firma damit erpresste. Das ging wohl schon zwei Jahre so, anscheinend, wollte jemand, ein schlechtes Licht auf ihn werfen. Warum sonst würde man einem White Hat etwas anhängen, wenn er sonst gute Arbeit geleistet hatte.
Ich wusste also, dass es nur innerhalb der Gruppe passiert sein musste. Vor allem hatte mit Jake letztens gestanden, das die Firma erst seit kurzem erpresst wurde. Was wohl hieß, der Täter hatte etwas Zeit vergehen lassen. Und da Jake noch nicht verhaftet war, hatte er ein wenig Zeit gewonnen. Und das sie jetzt Erpresst wird, warf auch kein gutes Licht auf meinen Freund, den ich bis dato noch nicht gesehen hatte, ihm aber vertraute.
Ich fragte mich, wohin dieser Weg führen würde. Wenn alles gut werden würde, wäre Jake wieder ein freier Mann, wobei ich auch nicht wusste, wie alt er eigentlich war. War aber eigentlich auch egal. Es kam bei der Liebe ja auch nicht wirklich auf das Alter an. Aber es gab eine Grenze bei mir. Die ich nicht überschreiten würde. Aber bei Jake war ich mir da nicht so sicher.
Ich kramte in meiner Tasche als es am Türrahmen klopfte. „Tom und ich bereiten nun alles vor, wir sind also dann mal auf dem Weg, du kommst zurecht? Falls was sein sollte, Bianca ist drüben.“; gab Steven mir zu verstehen und ich nickte, sagte aber nichts. Denn ich traute meiner Stimme gerade nicht.
Ich suchte etwas, etwas das ich schon seit Jahren mit mir herum trug. Eine silberne Kette mit einem Herz als Anhänger. Dieses Herz ließ sich öffnen und das tat ich auch. Darin war ein Bild meiner Mutter. Ich wusste ja, das es nicht gut war, sentimental zu werden, aber es ließ sich nicht aufhalten. Natürlich vermisste ich sie und auch meinen Bruder, dessen Bild auf der anderen Seite war. Sie waren immerhin Familie, die einzige die ich hatte und seit langem kannte.
Ich nahm mir vor, wenn das alles irgendwann vorbei war, das ich längere zeit hier in dieser Gegend bleiben würde. Ein wenig mehr Zeit mit meinem Dad verbringen. Immerhin hatte ich ihn ja erst seit kurzem wieder gefunden, auch wenn ich vor einigen Wochen, ihm keinen reinen Wein einschenken konnte. Und er war mir gegenüber Misstrauisch geworden. Konnte ich verstehen, immerhin war ich irgendwie seine Hauptverdächtige.
Mein Handy riss mich mit einem Klingelton aus meinen Gedanken. Anscheinend war etwas angekommen und ich schloss den Anhänger wieder und verstaute ihn in der Tasche. Besser war es, wenn niemand wusste, dass ich noch etwas hatte, was mich an damals erinnerte. Ich hatte schließlich wenig davon mitnehmen dürfen. Und das war eines der Dinge gewesen.
Ich griff nach dem Smartphone und schaltete es ein und wischte über den Bildschirm, um es zu entsperren. Ich sah, das eine Mail angekommen war und ja ich erkannte sofort die Mailadresse. Tobi hatte sich nur Stunden danach gemeldet. Vielleicht saß er noch am PC. Und da es dringend war, öffnete ich sie und überflog schnell, was er geschrieben hatte.
Ich tippte auf antworten und schrieb darauf los. Ich musste ihn dazu bringen, hier her zu kommen und das wichtigste Equipment mitzubringen.
Tobi,
danke das du dich meldest. Ich hatte dir eigentlich schon gestern eine Mail geschrieben. Ich nehme an du hast sie nicht bekommen, oder? Wenn das stimmt, schwebe ich vielleicht in Gefahr, wie mein Kumpel. Sag bitte nichts, okay, ich kann auf mich aufpassen, ja. Und ich bin hier auch bald wieder weg, wenn nicht sogar schon heute Abend.
Aber das ist nicht der Grund, warum ich Hilfe brauche. Ich weiß, du hast Technisches Wissen und genau davon muss ich Gebrauch machen. Gerne bei einem Kaffee oder auch ein oder zwei Energys, je nachdem was du Lieber hast. Meinetwegen sehe es als Date, okay, aber ich kann dir gleich sagen, das zwischen uns nichts laufen wird. Ich habe seit kurzem einen Freund. Sei mir nicht böse ja, aber du bist für mich ein gutes Freund, den ich sehr mag, aber nur in diesem Sinne.
Kannst du hier her kommen, in ein Café. Bring bitte das wichtigste Equipment mit, das du brauchst um arbeiten zu können. Ich bzw. mein Freund ist einer wie du, nur macht er das beruflich, für einen guten Zweck. Aber mehr davon wenn du zusagst, ich will nicht so über ihn schreiben, okay.
Ich würde mich freuen, wenn das klappen soll. Sag bitte Bescheid, wann du da bist. Ich brauche wirklich dringend Hilfe. Und ich weiß niemanden an den ich mich wenden könnte.
Lisa
damit war die Mail auch nun abgeschickt. Ich brauchte wirklich Hilfe. Und wenn es Tobi helfen würde, wenn er das Treffen im Café als Date sah, war alles schon in Ordnung. Jetzt musste ich nur noch Jake vorwarnen, das ich ein wenig von ihm erzählen musste. Nichts wichtiges natürlich. Nur das, was jeder wissen konnte.
Ich brauchte einige Zeit, bis ich mich beruhigt hatte. Ich spielte auf Zeit, das wusste ich, aber was anders blieb mir nicht übrig. Ich öffnete einen Chat, den mit Jake.
Claire: Tobi hat sich gemeldet.
Jake: …
Claire: Eifersüchtig?
Jake: ein wenig :(
Claire: Keine Sorge, ich denke du siehst sehr gut aus. ;)
Jake: was macht dich da so sicher?
Claire: Keine Ahnung? Nenn es weibliche Intuition ;)
Jake: Also muss ich mir keine Sorgen machen?
Claire: Nein, musst du nicht. Tobi ist Blond, ich stehe nicht auf blondhaarige Männer ;)
Jake: Aber auf Schwarzhaarige?
Claire: ganz Recht <3
Jake: Wie ist Tobi so?
Die Frage kam unerwartet.
Claire: Nett, ein wenig Nerdig, vielleicht ein bisschen flirty gegenüber mir.
Jake: Ich bin auch ein Nerd, naja fast :)
Claire: Na und? Macht mir nichts aus ;)
Jake. Dann gebe ich dir schon mal den Identkey von Stevens PC. Einen Moment.
Ich wartete einfach ab, währenddessen klingelte mein Handy nochmals und zeigte an, das noch eine Mail angekommen war. Ich öffnete sie sofort, als ich sah, das es Tobi war. Er saß also gerade wirklich an seinem PC. Wieder las ich mir das durch. Ich öffnete aber erst einmal die Map, damit ich gucken kann, wo wir was trinken gehen konnten. Am besten ein Café mit W-LAN. Ich googelte sie und öffnete eines und schickte ihm mit der nächsten Mail die Adresse.
Also musste ich schon wieder etwas warten. In der zwischen-zeit hatte auch Jake mehrmals geschrieben. Ich öffnete wieder den Chat und fing an zu schreiben.
Claire: Sry, Tobi hat sich nochmal gemeldet, habe ihm eine Adresse genannt.
Jake: Ich dachte Steven wäre vielleicht dahinter gekommen
Claire: keine Angst ich gucke, ob ich etwas günstiges hier bekomme.
Jake: Am besten jetzt!
Claire: Du machst dir sorgen, das ist süß <
Jake: Ich bin nicht süß.
Das brachte mich irgendwie zum lachen. Je mehr er sich wehrte, um so süßer war er wohl für mich. Es brachte mich zum schmunzeln und lachen zugleich. Es war einfach herrlich.
Claire: Lass mich dich süß finden ;)
Jake: Kann ich das aufhalten?
Claire: NEHEIN! :P
Jake: Schon gut, so lang du es anderen nicht sagst.
Claire: Zu Befehl ;)
Claire: danke für den Identkey. Ich guck mal, wann er dann da ist. Ich hoffe er hat dafür eine Lösung. Welche Firma war es denn?
Jake: Eine Bank die National Bank oder Ohio.
Claire: Vielleicht sollten wir es bei der machen. Was meinst du?
Jake: Wäre eine Überlegung wert, immerhin haben die Anzeige erstattet.
Claire: Dann bin ich heute mein Auto abholen.
Jake: gute Idee, park es auf einen öffentlichen Parkplatz.
Claire: Ich suche dann mal, bis dann, ich melde mich.
Jake: Claire?
Claire: Ja?
Jake: Warum gehst du dieses Risiko ein?
Ich musste etwas überlegen, aber ich wollte das zumindest einer von uns ein normales leben führen konnte. Wenn nicht schon ich dauerhaft den Ort wechseln musste, dann sollte zumindest Jake bei seiner Familie sein, auch wenn es sich dabei um Bianca und Tom handelte.
Claire: Weißt du, du bist viel kürzer auf der Flucht als ich. Du willst so ein Leben nicht mehrere Jahre führen wie ich es tue. Und da ich nun weiß, wer oder was du bist, bin ich gewillt dir zu helfen, das du wenigstens hier her zurück kannst. Ich meine, ich bin schon mehr als sechs Jahren unterwegs und habe schon vielerlei Identitäten angenommen. Und mit jeder Neuen fällt es schwerer damit zu Leben und ich wünschte, dass es ein Ende hat. Und wenn ich dir dabei helfen, kann, ist schon mal der halbe Weg geschafft. Zumindest für dich.
Claire: Nenn mich gerne Lisa, ja. Das C steht eigentlich für Clarissa ;) So kannst du mich natürlich auch nennen. Claire ist nur ein Deckname, den ich vor Monaten bekommen habe.
Jake brauchte wohl eine Weile, bis er es gelesen hatte. Und ehrlich, ich war etwas Nervös. Immerhin wusste er jetzt, das ich schon mehrere jahre untergetaucht bin. Ich konnte also wissen, wie es war, wenn man niemanden Vertrauen konnte.
Mein Handy piepte nochmals und es war mal wieder Tobi, der sich meldete und meinte, das er zwei tage brauchen würde. Aber er sich gerne treffen würde, um mir zu helfen, da er mich ja ochte. Und das er fragen hatte.
Claire: Ist okay, das ich Tobi deine Eckdaten gebe?
Jake: … das ist schon eine Geschichte. Ich werde mich, wenn es klappt erkenntlich zeigen.
Claire: Ich hab mich daran gewöhnt. Also darf ich ihm ein wenig von dir erzählen?
Jake: Wenn es sein muss.
Claire: Gut, er ist in zwei Tagen hier.
Damit endete erst einmal der Kontakt, denn ich hatte noch einiges zum Vorbereiten. Vielleicht ging mein Agent, der für mich zuständig war, in die Falle. Dann würde ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Frage war, wie ich nun weiter vorgehen würde.