Alle: Wie jetzt?
Alle: Claire, was los bei dir?
Solche Nachrichten kamen jetzt fast im Sekundentakt an, aber ich wusste auch nicht, wie ich dies meinen Freunden, die mir ans Herz gewachsen waren, erklären sollte. Wie erklärte man, das ich nicht die war, für die sie mich hielten. Nun zumindest zum Teil. Vieles was ich Ihnen erzählt hatte, war sogar wie ich selbst immer gewesen bin.
Ich denke, wir hätten wirklich gute Freunde werden können. Nicht zuletzt, weil Jessy und ich uns einfach blind verstanden. Und irrsinnigen Spaß hatten. Zu einem weil wir beide gleich einen Draht zueinander gehabt hatten. Wir mochten Gruselgeschichten, da war die Legende des Mannes ohne Gesicht einfach gut gewesen, auch wenn sie sich teils als wahr herausgestellt hatte.
Es gab da auch etwas, das ich gerne von Richy erfahren wollen würde, aber das musste ich hinten anstellen. Immerhin drängte bei mir die Zeit. Lilly schrieb mir Privat.
Lilly: Ich hoffe, dir geht es gut? Ist etwas passiert? Bitte sprich mit mir.
Wie sollte ich darauf nur antworten. Hi, ich bin Claire und werde von einigen Männern verfolgt, die mich umbringen möchten, weil ich etwas weiß, das meinen Stiefvater belastet? Das ginge vielleicht etwas zu weit. Auch wenn ich mir in diesem einen Monat, den wir gebraucht hatten um Hannah zu finden, meine Angst mehr unter Kontrolle gehabt hatte. Das lag aber auch daran, weil ich mich an Jake klammern hatte können. Ohne ihn hätte ich in mitten des Weges kehrt gemacht.
Doch jetzt, jetzt könnten Dan, Thomas, Cleo, Lilly und auch Jessy zur Zielscheibe werden, und das wollte ich so gut wie möglich verhindern. Ich wollte meine Freunde nicht in Gefahr bringen. Nicht wo ich, vielleicht so kurz davor war, wieder ein fast normales Leben zu führen. Käme der Prozess denn zum laufen.
Claire: Lilly, ich weiß, dass ich dich um etwas bitten muss. Es tut mir Leid das ich, das so machen muss. Ich weiß nicht wie ich das erklären soll... Es ist so viel.
Lilly: Um was musst du mich bitten? Was ist überhaupt passiert?
Claire: Stellst du mir morgen früh gleich die Rechnung, bitte? Ich weiß, ich hatte es für drei Wochen geplant, es ist etwas dazwischen gekommen, etwas das sich nicht aufschieben lässt. Ich weiß, ich verlange viel, von dir, von euch, aber könntest du die anderen etwas beruhigen. Ich werde mich melden, wenn ich in Sicherheit bin.
Lilly: Natürlich, aber kannst du mir verraten, was überhaupt los ist?
Claire: Gut, kannst du dich um 13:30 im Cafe Regenbogen auf mich warten? Alan wird auch dabei sein.
Lilly: Alan?
Claire: Keine Zeit für große Erklärungen, bitte, nur du sonst niemand.
Es war heikel, aber vielleicht könnte Lilly die anderen etwas ausbremsen, nach mir zu suchen, wenn ich von jetzt auf gleich verschwinden würde. Sie würde aber auch die einzige Person mit Alan Bloomgate sein, die darüber Bescheid wissen würde.
Was aber auch heißen würde, das Lilly das Geheimnis bewahren musste, egal was passierte, sie dürfte sich auch nicht verplappern.
Dan: Hey, Kleines, was los bei dir?
Dan: muss man sich Sorgen machen?
Jetzt meldete sich auch Dan bei mir privat. Würden das jetzt alle tun? Hatten sie so antennen, falls einer demanderen Schrieb. Was ich ja Theoretisch mit bekam. Immerhin bestand der uplink von Jake noch.
Claire: Dan das sind zwei Fragen auf einmal. Warte ab. Lilly wird euch denke ich morgen Abend das meiste erklären, so gut sie kann.
Dan: Hackerboy, involviert?
Claire: Jain. Also Ja und Nein, beides irgendwie. Ich verspreche, wenn ich wieder da bin, stehe ich euch allen Rede und Antwort, okay? Bis dahin Funkstille.
Das war es dann auch von meiner Seite, denn ich schickte die letzte beiden Sätze in den Gruppenchat, damit es alle anderen auch mit bekamen. Sie sollten sich keine Sorgen machen müssen. Zumindest hoffte ich das sie sich keine machen würden.
Inzwischen packte ich wieder meine Sachen in die Tasche und verstaute sie neben dem Bett. Es war früher Abend, und eigentlich hätte dieser so entspannt sein können, wenn ich denn den Abend in der Aurora zugelassen hätte.
Jake: Claire?
Claire: Jake :(
Jake: Ich weiß ehrlich nicht was ich sagen soll... es....
Claire: Ich sollte schon daran gewöhnt sein, Freunde zu verlassen.... neu anzufangen.... alles hinter sich zu lassen....
Jake schwieg eine Weile. Ich wusste ja selbst wie er sich gefühlt haben musste, als er alle Zelte abgebrochen haben musste. Nur, das es für mich immer wieder einen Anfang, neue Freunde gab, die ich dann irgendwann wieder hatte verlassen müssen. Wie viele Seelen ich schon auf dem Gewissen hatte? Keine Ahnung, aber von Jahr zu Jahr fiel es mir schwerer.
Manches mal hatte ich daran gedacht, mich einfach finden zu lassen, dem allen ein Ende zu bereiten. Doch jetzt? Jetzt hatte ich etwas, für das ich Leben wollte. Für Jake, für meinen Vater, für Jessy und Co. Ich wollte irgendwann wieder bei ihnen sein.
Claire: So musst du dich damals gefühlt haben, als du....
Jake: Ich weiß. Das geht vorbei.
Claire: Ich denke ich bin jetzt erst einmal offline. Bis Morgen.
Ich fühlte mich nicht annähernd so stark, wie ich mich manches mal gab, aber ich hatte gelernt darüber zu stehen, auch wenn es mir noch so weh tat. Morgen noch die Sache mit Alan und Lilly bereden und dann musste ich weg. Wahrscheinlich für eine lange lange Zeit.
Obwohl ich mir auch Sorgen um Jake machte, immerhin hatte ich mich damals an die DEA gewandt und diese war auch teils mit der Regierung verbunden. Ich musste ihm dann wohl morgen auch alles erzählen. Alles von Anfang an. Wie es los gegangen war, was passiert war, und was kommen könnte.
Damit ich auf andere Gedanken kam, holte ich schnell noch mein handtuch heraus und mein Shampoo. Eine warme Dusche würde sicherlich Wunder wirken. Hoffte ich zumindest. Es wäre zumindest einen Versuch Wert.
Als ich auf den Gang trat, denn die Dusche befand sich ausßerhalb der Zimmer und wurde auch von anderen Gästen genutzt, hoffte ich, das nun erst mal frei war. Aber schon als ich vor zwei Tagen hier ankam, war wenig los gewesen, also war ich guter Dinge. Das Bad war auch frei und ich schloss die Tür hinter mir, und begann mich aus zu ziehen. Ich hatte hier und da eben auch ein paar Rundungen, nicht dick, aber so, das es jedem gefallen würde, der mit mir zusammen sein würde. Jedenfalls dachte ich so und das war auch gut so. Ich war mit meinem Körper einfach zufrieden. Ganz so, wie er war.
Das warme Wasser das ich eingestellt hatte, tat wirklich gut, es spülte für einen Moment lang die Gedanken, die mich verfolgten hinweg. Es war immer so, auch wenn ich in meiner Wohnung wäre. Etwas das so etwas immer gut machte. Daher genoss ich es richtig befreit zu sein und entspannte ich mich.
Gegen Zwanzig Uhr trudelte dann noch eine Nachricht ein. Aber eigentlich konnte ich mir denken, wer sich da gemeldet hatte. Phil, immerhin hatte ich ihm letztens noch gesagt, oder eher, er hatte es mit bekommen, das ich auch anwesend sein würde. Ich antwortete erst nicht, hatte ich die Nachricht auch noch nicht gelesen. Tat ich aber dann.
Phil: Hast du dich verlaufen?
Claire: Nein, ich hab mich nicht verlaufen, nur keine Zeit, mir ist ein Termin dazwischen gekommen.
Phil: Oh, schade, würde mich nur gerne bedanken, dass du meine Unschuld bewiesen hast. Also das ich mich irgendwie erkenntlich zeigen könnte.
Claire: Keine Ursache. Und das musst du nicht, mir war klar, das du Hannah nichts getan hast. Aber eine Sache, warum hattest du Jennifers Armband abgegeben? Würde mich nur interessieren.
Phil: Warum ich das Armband hatte? Jennifer und ich waren vor zehn Jahren ein Paar. Das Armband hatte ich ihr geschenkt gehabt. Leider hatte sie es beim letzten Besuch bei ihrem Vater und mir, bei mir vergessen. Den Besuch darauf war sie ja verunglückt. Ich wollte nicht mehr daran erinnert werden.
Claire: Ah, okay, ich will nicht weiter fragen. Nur ich denke, das Hannah darüber mit dir reden wollte als sie dich um das Treffen bat.
Phil: Wirklich, warum?
Claire: Sie hat das Armband beim Pfandleiher gefunden und erstanden. Daher, aber alles gut.
Phil: Kommst du dann morgen Abend mal rum?
Claire: Nein, und auch die nächsten Tage nicht. Muss jetzt erst mal arbeiten. Bis die Tage.
Es dauerte nicht lange, da meldete sich auch noch mal Jake bei mir. Wusste ich aber auch schon warum, das hatte einzig und allein mit Phil zu tun. Jake war wohl wirklich hinterher, das ich nicht zu sehr mit ihm flirte, wie ich es vor einigen Monaten getan hatte. Zumindest sah ich, dass er Onlie war. Also schrieb ich ihm, nur aus sicherheitsgründen.
Claire: Er kommt nicht ansatzweise an dich heran <3