»Was ist los?«, fragte Lan, der auf der Couch mümmelte und sah, wie sein Gefährte, den schwarzen Anzug anzog.
»Ich muss zum König!«, gab der Dark Servant zur Antwort und Lan sagte nichts mehr darauf. Inzwischen hatte es sogar er begriffen, dass sein Gefährte jeden Befehl des Königs gehorchen musste, ob er wollte oder nicht. Er war des Königs leibeigener Sklave. »Du brauchst nicht auf mich zu warten. Geh ins Bett, du hast morgen wieder Schule!«
»Ja Mama!«, grummelte er und bevor er sich versah, drückte sein Gefährte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Sofort sprenkelte alles in eine Region und der Dark Servant lächelte.
»Bis dann, schlaf gut!«
»Ja bis dann!«, sagte Lan und blickte ihm hinterher, wie er das Zimmer verließ. Tief atmete er ein. Der Tagesablauf hatte sich komplett geändert. Lan war den ganzen Tag alleine, okay nicht ganz, weil der Dark Servant schlief und er sich die Zeit am Computer vertrieb. Auch das gemeinsame Abendessen bei seinen Eltern, fiel aus und er ging alleine rüber.
Alles was sein Gefährte früh getan hatte, wie zum Beispiel, trainieren, verschob sich auf den Abend und er tat es nicht im Garten, sondern im Wohnzimmer, weil die Sonne noch nicht komplett untergegangen war.
»Ich muss wohl damit klarkommen, dass er tagsüber eigentlich schläft und ich ihn am Abend nur kurz sehe, weil ich ins Bett gehe und er dann wach ist. Oh man ey!«
***
Ohne anzuklopfen, ging der Dark Servant ins Sekretariat und der Mann blickte auf.
»Na toll, kaum habe ich wieder Nachtschicht und schon kommt der!«, dachte er sich. »Ihr wünscht!«, sagte er stattdessen und der Dark Servant verzog kurz seine Augenbrauen. Im Normalfall wussten die Sekretäre Bescheid, wenn er eine Audienz beim König hatte, und meldeten ihn an, dass er da war. Oder wenn es dringend war, ging der Dark Servant einfach an ihnen vorbei oder teleportierte sich gleich ins Arbeitszimmer.
»Audienz beim König!«, sagte er knapp und mit kühlem Unterton. Der Sekretär nahm den Hörer in die Hand und meldete den Dark Servant an.
»Bitte eure Majestät der König erwartet Euch bereits!«, sagte der Sekretär und der Dark Servant ging ins Arbeitszimmer.
Wie üblich wollte der Dark Servant auf die Knie gehen, doch dann ...
»Lass das und setzt dich auf die Couch!«, sagte der König und der Dark Servant blickte ihn ziemlich überrascht an. Er wusste nicht, was das sollte, und blieb stehen. »Brauchst du eine extra Einladung? Setz dich!«
***
»Kendrick musst du weg?«, fragte sein Vater ihn und er nickte.
»Ja ich habe eine Vorladung beim König, aber ich denke, dass es nicht all zu lange dauert.«
»Verstehe!«, sagte Elmet nur und blickte zum Sternenhimmel. »Nun dann geh! Einen König lässt man nicht warten!«
»Der kann warten!«, murrte Kendrick und heimste sich strafende Blicke von seinem Vater ein.
»Kendrick so etwas will ich nie wieder hören! Egal, wie du zu ihm stehst, du hast ihm die Treue geschworen!«
»Vater das ist es ja, das habe ich nicht. Ich diene ihm, weil das der letzte Wunsch meines wahren Königs war!« Kurzzeitig hoben sich Elmets Augenbrauen, doch dann wurde sein Blick traurig.
»Ein weiser Mann ... und doch grausam ... so hat er dich vor dem Tod gerettet und dir eine Last aufgezwungen. Dennoch hat er dies aus Liebe zu dir getan! Nun geh schon. Wie gesagt, einen König lässt man nicht warten!«
»Vater!«, sagte Kendrick kurz und verbeugte sich respektvoll. Kendrick verließ das Gästezimmer, welches seine Eltern im Schloss bewohnten und schon wurde Elmets Gesichtszüge sanft. Eine wunderschöne Frau, kaum älter als 30 im Aussehen, betrat das Wohnzimmer und er drehte sich zu ihr um.
»Ah meine Gefährtin. Wie hast du geschlafen?«
»In deinen Armen immer gut. Ist Kendrick schon weg?«, fragte sie und Elmet nickte.
»Ja er muss zum König!«
»So? Da kann man nichts machen, wenn man der Hauptmann der Bruderschaft ist!«
»Wie wahr, meine Liebe!«
***
Der Sekretär gähnte vor sich hin. Auf der einen Seite liebte er die Nachtschicht, sie ging immer sehr schnell vorbei, weil die Vampire nachtaktiv waren, aber auch auf der anderen Seite ...
Seine Tür wurde geöffnet und ein silberhaariges Mädchen, gefolgt von einer rassigen braunhaarigen Frau, betraten den Raum. Diese beiden Personen hatte er in seinem Leben noch nie gesehen, obwohl ihm die Braunhaarige doch bekannt vorkam. Aber er konnte sich nicht erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte.
»Sie wünschen?«, fragte er.
»Wir haben einen Termin beim König!«, antwortete die Braunhaarige und er blickte auf den Terminkalender des Königs. Da stand nichts drin. Das hieß aber nicht, dass sie keinen Termin hatten. Es kam oft vor, dass der König kurzfristig jemand zu sich einlud.
»Eure Namen?«, fragte er weiter.
»Ihr Name ist Akame und ich bin Yvette Leconte!«, stellte sie sich vor und der Sekretär nickte nur. Nahm den Hörer in die Hand und meldete die beiden Damen an.
»Bitte der König erwartet euch!«, sagte der Sekretär und lächelte freundlich. »Yvette Leconte ... Yvette ... Leconte ... wo habe ich den Namen schon einmal gehört?«, fragte er sich, aber er kam nicht drauf. Und kaum waren die beiden eingetreten, so wurde wieder seine Tür geöffnet und diesmal kam der Hauptmann mit einem Mann rein.
»Ich sagte doch, ich weiß nicht, warum der König dich sehen will?«, sagte Kendrick und wandte sich zum Sekretär.
»Hauptmann Nightheart!«, sagte der Sekretär und neigte höflich seinen Kopf. »Ihr habt einen Termin?«, fragte dieser.
»Ja haben wir. Sein Name ist Eckwin, der Germane!«
»Hey ... was soll ...!«, weiter kam Eckwin nicht, denn er bekam einen Ellbogen in seine Rippen.
Der Sekretär, der dies nicht mitbekommen hatte, meldete die beiden an und auch sie betraten das Arbeitszimmer. »Heute ist ganz schön was los?«, dachte dieser und kaum fertig gedacht, ging seine Tür wieder auf und ein weißhaariger Mann kam rein.
»Sie wünschen?«
»Ich habe eine Audienz bei eurer Majestät dem König. Mein Name ist Niallan vom Clan der Lichtvampire!«, stellte er sich gleich mit vor und in dem Moment als er ihn anmelden wollte, ging die Tür wieder auf und diesmal war der Sekretär ziemlich überrascht, wer da reinkam. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und ihm blieb die Spucke weg.
»Der Alpha der Werwölfe ... was wollen Sie hier?«, fragte der Sekretär barsch.
»Ich? Ich wurde zum Vampirkönig geladen ... gibts ein Problem, wenn ja, dann verschwinde ich wieder!«, knurrte Lorcc und seine Zähne kamen kampflustig hervor. Der Sekretär gab klein bei, denn der Werwolfalpha wurde bestimmt nicht ohne Grund zum König geladen und er meldete beide an. Wie gedacht, durfte der Werwolf auch vor dem König treten.
»Dich habe ich beim Jungen gesehen, wie er geheilt wurde!«, ging der Alpha gleich in die Offensive und sie betraten das Büro.
»Gute Augen und ja, ich habe bei seiner Heilung mitgeholfen! Woher kennt Ihr Phelan Talfon?«, fragte Niallan und die Frage wurde nicht aus reiner Neugierde gestellt. Niallans Augen glühten leicht rötlich auf.
»Nun wer ...!«, weiter kam er nicht, denn er war sehr überrascht, dass fast die komplette Truppe von Dark Servant anwesend waren, und er auf der Couch saß, als ob er ... Lorcc schüttelte diesen Gedanken ab, denn es wäre absurd, dass der Dark Servant, der Leibsklave des Königs auf gleicher Augenhöhe mit dem König stand. Aber auch die anderen, die sich respektvoll hinter der Couch, hinter dem Dark Servant gestellt hatten, sahen nicht minder überrascht aus.
»Nun wie ich sehe, sind jetzt fast alle da!«, nahm der König das Wort in die Hand und der Dark Servant hob kurz die Augenbraue, denn nach seiner Meinung waren alle da, außer Jan Jänicke, der auf die Schnelle keinen Flug zurückbekommen hatte.
***
Kurz nachdem Kendrick seine Eltern verlassen hatte, klopfte es an der Tür.
»Ja bitte!«, sagte Audra, Elmets Gefährtin und Mutter von Kendrick und die Tür wurde geöffnet. »Vize-Hauptmann Ian Bhrem, was können wir für Euch tun?«
Höflich verbeugte er sich und richtete sich wieder auf.
»Mit Verlaub, eure Majestät der König wünscht eure Anwesenheit, Gräfin Audra und Graf Elmet Nightheart!«, sagte Ian und Audra und Elmet sahen sich gegenseitig an.
»Und warum möchte eure Majestät uns sehen?«, fragte Audra überrascht.
»Ich bitte um Entschuldigung, verehrte Gräfin, aber das hat mir eure Majestät nicht mitgeteilt!«
»Nun, wenn das so ist. Bitte geht voran Vize-Hauptmann Bhrem!«, sagte Elmet und Ian verbeugte sich wieder.
»Bitte, wenn ihr mir folgen mögt!«
***
»Dark Servant, ich gebe dir den letzten Befehl, als dein Gebieter ...!«, fing der König an und alle sahen jetzt noch mehr überraschter auf. Aber am sprachlosesten war der Dark Servant selbst und schluckte hart.
»Mein letzter Befehl ... ab ...!«, dachte der Dark Servant, kam aber mit seinen Gedanken nicht weit, obwohl sie sich überschlugen.
»Ich befehle dir, Graf Elmet und Gräfin Audra mit allen Mitteln zurückzuhalten!«
»WAS? Was habt Ihr vor?«, schrie der Dark Servant auf und stand von der Couch auf.
»Ihnen alles erzählen!«
»Seid Ihr verrückt?! Das ... das ...«, weiter kam er nicht, denn es klopfte von der Seitentür her und sogleich wurde sie geöffnet.
»Gräfin Audra Nightheart und Graf Elmet Nightheart!«, sagte Ian und ließ sie eintreten. Audra betrat das Zimmer als Erstes und musterte die Anwesenden, von denen sie nur Kendrick, Niallan und Eckwin kannte. Doch dann blieb ihr Blick bei jemanden haften und ... und drehte sich zu ihrem Gefährten. Fragend blickte sie ihn an, ob er das Gleiche gesehen hatte wie sie. Denn es gab eine Zeit, da hatte sie ihn nicht nur in ihren Träumen gesehen, sondern auch wenn sie wach war und immer tat sie es als ihre Trauer ab, obwohl er nicht ihr leiblicher Sohn war, aber sie zog ihn auf, wie ihren eigenen Sohn.
»Elmet ... bitte sag mir, dass ich nicht wieder träume!«, sagte sie flehend und selbst er, schien es nicht verstehen zu können und er drehte sich zum König.
»Wer ist das?«, fragte er und zeigte auf Dark Servant. »Und warum sieht er genauso aus, wie mein Sohn?«
Im Büro wurde es mucksmäuschenstill. Jeder der Dark Servant wahre Identität kannte, blickte verlegen auf seine Hände oder in eine dunkle Ecke, um dort etwas zu finden, was diesen traurigen und auch peinlichen Moment wegspülte.