Während ich in der (Krebs-) Klinik der Martin Bücker-Stiftung von Selina zusammengeflickt worden war, tauchte Viktor mit meinem Porsche unter und leckte seine imaginären Wunden. Er war gewohnt, seine Aufträge in kurzer Zeit präzise abzuwickeln. Dazu kam noch, dass Selinas Tod mehr oder weniger in Auftrag gegeben worden war, während mein Tod sein reines Privatvergnügen war. Er hatte sich geschworen, mich zu töten und es machte ihn krank das erste Mal in seiner Laufbahn gescheitert zu sein, Am Auftrag, die Ärztin zu töten war er gescheitert, weil sie sich mit mir zusammengetan hatte. Und an meiner Liquidation gescheitert zu sein, das nahm er wirklich persönlich!
Früher, hatte er seine Vorgangsweise immer minutiös geplant gehabt. Seine Morde liefen perfekt nach seinen Vorstellungen ab, ohne ihn auch nur einmal in Verlegenheit zu bringen. In seinem Cousin Dimitri hatte er den perfekten Gehilfen an seiner Seite gehabt. Nicht mit Viktors Intelligenz ausgestattet, aber mit bedingungslosem Gehorsam und unbeschreiblicher Treue zu seinem Partner. Dessen Verlust ging auf meine Kappe! Viktor begriff, dass unsere List, ihn aus der Reserve zu locken, ihn so wütend zu machen, dass er Fehler beging, ihn um seinen Status in der Gesellschaft gebracht hatte! Vom gerne gesehenen Security in höchsten Kreisen, war er zum europaweit gesuchten Verbrecher degradiert worden. Und das DANK MIR!
Man stelle sich vor, mit welch gewaltiger krimineller Energie, mit welch unbändigem Zorn, Viktor sich auf unser Ende vorbereitete. Und so, wie ich aus meiner ersten Begegnung mit ihm gelernt hatte, so hatte er begriffen, dass er wieder mit seinem kühlen Verstand agieren musste und keinesfalls aus Zorn! Das GPS-Signal, Das Selina und mich noch verraten hatte, war bereits Geschichte...(Mein Porsche leider auch.) Viktor verdrängte seinen Zorn und bemühte sich, emotionslos wie früher einen "totsicheren" Doppelmord zu planen. Wenn möglich, mit ausgedehnter Folter vor dem Exitus...
Währenddessen versuchte ich, Selina davon zu überzeugen, dass wir die Klinik verlassen mussten, wollten wir deren Patienten nicht unnötig in Gefahr bringen. Sie verstand sehr wohl wie gefährlich unsere Anwesenheit für ihre Patienten war, sah aber nicht ein, dass ich in meinem Zustand die Klinik schon verlassen wollte. "Ich bin dein behandelnder Arzt! Du scheinst nicht zu begreifen, dass du fast dein Leben und noch eher dein linkes Bein verloren hättest! Wir hatten unwahrscheinliches Glück, dich durchzubringen! Ich kann es nicht verantworten, jetzt mit dir aus der medizinischen Sicherheit zu fliehen. Du bist noch nicht so weit, Michael! Es macht mir keinen Spaß, mich dir zu widersetzen! Ich tu ´s für dich mein Liebling! Ich will dich, wenn möglich im Ganzen behalten und nicht scheibchenweise! Wenn sich eine Infektion einstellt kommst du um dein Bein! Also sei lieb und hör auf deine kleine Kröte! Ich liebe dich und würde nie was unsinniges von dir verlangen! Das weißt du!"
Selina konnte sehr überzeugend sein und ich hatte, wie schon im Seehaus, kein Argument, dass sie hätte gelten lassen. Außerdem war es mir nach wie vor nicht möglich, mein rechtes Bein kontrolliert zu bewegen, geschweige denn, es zu belasten... "Selina, ich weiß nicht, ob das was nützen würde, aber glaubst du, wir sollten Polizeischutz beantragen?" - " Aber Liebling! Vor der Klinik, in der Anmeldung, vor deinem Einzelzimmer, überall steht schon ein Polizist! Es war das erste, was ich nach der Operation veranlasst habe!" - "Und heute Nacht? Wo wirst du schlafen?" - "Bei dir natürlich, mein Schatz! Aber in einem eigenen Bett, das ich bringen lasse." - "Du bist einmalig Kleines!" - "Ich weiß..." lächelte sie. "Ich war nicht so, als ich zu dir kam. Aber ich lerne schnell..."
Es klopfte und Schwester Ines trat ein. Frau Dr., "Sie möchten sich bitte nochmals ein paar Minuten Zeit für Herrn Hauptkommissar Walther nehmen." - "Ich komme gleich!" Ines verließ das Zimmer und ich konnte mir nicht verbeißen anzumerken: "Dieser Polizeikasper, der steht auf dich glaub ich! Wie der die ganze Zeit um dich rum scharwenzelt. Der sollte eigentlich geschnallt haben, dass du zu mir gehörst!" Das hätte ich mir sparen sollen. "Michael, Liebling, du bist ja eifersüchtig!" Das schien ihr sehr zu gefallen, erst recht, als ich puterrot wurde im Gesicht. "Ich finde, der hat zu respektieren, dass du mich liebst, oder? Das hast du mehr als bewiesen!" - "Na siehst du! Dann weißt du ja, dass es für mich nur dich gibt.... mein eifersüchtiger Held! Meine Liebe gehört dir Michael....Exclusiv!" Sie küsste mich und verließ belustigt mein Zimmer.