Viktor war Profi! Zwar hatte er sich mit seinem Amoklauf viel Bewegungsfreihet genommen, doch war er aus dem Untergrund heraus noch gefährlicher. Dem Tod des Erfinders räumte er höchste Priorität ein. Er würde seiner Aufgabe gerecht werden und die Ärztin eliminieren, aber er wollte Spaß dabei haben. Und das bedeutete, dass er beide: Michael und Selina lebend brauchte! Immer wieder spielten sich in seinem kranken Hirn Szenen ab, grausame Szenen, wie man sie sich nicht ausmalen möchte. Er wollte die rote Schlampe vor Den Augen des Erfinders zu Tode quälen und ihn dann langsam und gemein töten...Scheibchenweise...
Den Porsche hatte er in die Donau geschickt, als die Tankfüllung zu Neige ging. Danach hatte er sich an den Strassenrand gelegt als wäre er ein Unfallopfer. Als der erste Wagen anhielt und der Fahrer nach ihm sah, jagte er diesem ein Neun-Millimeter-Projektil in den Kopf und warf ihn die Uferböschung dem Porsche hinterher. Kollateralschaden...
Der Audi des Opfers war unauffällig und hatte Diesel für mindestens 6-700km imTank. Das reichte dreimal um durch das österreichische Mühlviertel in die Tschechei zu kommen. Dort hatte er genug Kumpane, die ihm was schuldeten. Er würde sich gut ausrüsten für seine Rückkehr. Diesmal würde er sich nicht aus der Reserve locken lassen.
Während Viktor dabei war aufzurüsten, lag ich in meinem Krankenbett und überlegte fieberhaft, wie es nun weitergehen sollte. Ich hatte keinen Anhaltspunkt, wo Viktor sich jetzt aufhielt oder was für weitere Möglichkeiten er jetzt noch hatte. Ich wusste allerdings, wie Viktor tickt und mir war klar, dass er in erster Linie mir Schmerz zufügen wollte und das, indem er Selina quälen würde. Menschen wie er sind so. Selina und ich mussten so schnell als irgend möglich untertauchen, wenn möglich, diesmal mit mehr Erfolg. Wenn nur mein Bein mitspielen würde... Ich läutete. Schwester Ines kam sehr schnell. "Ines, wissen sie wo Selina grade ist?" - "Das darf ich ihnen leider nicht sagen Herr Montar." Ich stutzte."Schwester Ines! Wollen sie damit sagen, dass meine... dass Selina nicht im Hause ist?" Ines druckste herum und mir wurde übel bei dem Gedanken, dass sie sich in Gefahr befand.
"Schwester Ines ich brauche sofort ein Telefon und ich brauche die Nummer ihrer Chefin! Sofort! Bitte!" Sie griff in ihre Tasche und gab mir nachdem sie eine Schnellwahltaste gedrückt hatte ihr Diensthandy in die Hand. "Sie wird mich dafür feuern." murmelte sie tonlos... "Tuuut, Tuuut,Tu...Ines, was ist denn so wichtig, dass es nicht eine halbe Stunde warten kann?" - "Das werd ich dir sagen, Kleines, wenn du mir gesagt hast, wo du grade bist!" - "Ich biege gerade zur Klinik ab mein Liebling. Bitte reg dich nicht so auf! Ich hab nur ein Bisschen eingekauft." - "Selina, bist du verrückt geworden?" - "Aber ich bin ja schon da mein Schatz. ich komme sofort zu dir rein. Und jetzt gib mir bitte Schwester Ines!"- "Lass Schwester Ines in Ruhe, Ich habe sie massiv bedroht, um an ihr Handy zu gelangen!" - "Darüber reden wir noch. Ich bin gleich bei dir." Ines war blass geworden. "Keine Angst, es war richtig, mir das Handy zu geben." Da kam auch schon Selina ins Zimmer. "Ines!" Ui, das klang scharf! Ines verließ sofort das Zimmer. "Selina, sie durfte mir nicht sagen, wo du bist, also hab ich sie ausgetrickst! Sie hatte schließlich die Order, mir jeden Wunsch zu erfüllen... und ich bat sie um ihr Telefon... "Du bist ein unverbesserlicher Schlingel! Und außerdem: Jeden Wunsch ist relativ!" - "Du hast recht, mein Engel, aber sexuelle Wünsche hege ich nicht für Schwester Ines, Ich liebe nur dich!" Nun musste sie doch ein Wenig schmunzeln. "Und außerdem" sagte ich, "bin ich dran mit schimpfen! Es wär für Viktor der größte Triumph, dich zu kriegen, um mich zu erpressen und um uns beide schließlich zu terminieren." - "Genau! Aber da du nicht mehr salonfähig bist, mein lieber Michael, hab ich dir neue Sachen besorgt, von denen ich hoffe, dass sie dir passen, um dann mit dir fliehen zu können, mein Held." - "Komm und halt mich, Schatz! Solang dieses Schwein frei rumläuft hab ich Angst um dich. Ich will dich nicht verlieren Selina, versteh mich doch!" Als sich Selina etwas unvorsichtig zu mir setzte berührte sie meinen Oberschenkel und ich zog im Reflex das Bein an. "Ahh!" Selina entschuldigte sich schuldbewusst, aber durch dieses Missgeschick zeigte sich, dass mein Bein auf dem Weg der Besserung war.
Es klopfte und Schwester Ines steckte den Kopf zur Tür rein. "Entschuldigung! Herr Montar, Herr Schmeisser von der Polizei möchte sie sprechen." - "Bitte!" Sie öffnete die Tür und ein großer korpulenter Mann kam ins Zimmer! "Schmeisser, Kriminalpolizei. Freut mich, dass es ihnen besser geht!" Selina stand auf und begrüsste Herrn Schmeisser mit Handschlag. Michael, diesem Mann verdankst du dein Leben. Er hat den Hubschrauberflug durchgesetzt!" Ich streckte ihm die Hand entgegen: "Ich bin ihnen sehr dankbar Herr Schmeisser! Und ich freue mich, wenn sie jetzt unser Ansprechpartner sind!" - "Ich auch Herr Montar. Ich habe aber eine nicht sehr gute Nachricht für sie: Ihr Wagen wird gerade im Mühlviertel aus der Donau geborgen. Unweit der Fundstelle trieb eine männliche Leiche mit Kopfschuss. Wir gehen davon aus, dass Herr Lejbosz mit dem Auto der Leiche unterwegs nach Tschechien ist. Wir haben mit den hiesigen Behörden bereits Kontakt aufgenommen..."