Ich hatte nur das Micro vom Headset angestöpselt, um Selina nötigenfalls etwas zuflüstern zu können, ihren Gesprächspartner sollten wir über die Lautsprecher des Laptop hören können. "Tuut, Tuut,...Sie sprechen mit der Mobilbox von Robert Meister...klick".
Selina war es offenbar gerade recht, ihn nicht erwischt zu haben. "Du zitterst, Liebling." Sie legte das Micro weg und stand auf. Sie wirkte auf mich wie der Kater den ich einmal hatte, wenn er nervös war. Sie ging Richtung Tür, dann wieder zurück, wieder zur Tür. Ihre Bewegungen hatten nichts von der gelassenen Grazie, mit der sie sich sonst bewegte. "Komm her!" - "Bist du böse?" - "Warum sollte ich böse sein?" - "Weil ich gleich aufgelegt habe. Ich will nicht mit diesem Arschloch reden! Ich weiß, es muß sein, aber ich ekle mich vor dem Typen! Es tut mir leid!"- "Gar nichts muß! Liebhaben musst du mich! Das ist wichtig, aber nicht der Blödmann. War eine schlechte Idee, aber manchmal hab ich auch Gute, mein Schatz." Man sah Selina förmlich an, wie sie sich über ihr Verhalten von eben ärgerte. "Komm her zu mir Schatz!" sagte ich nochmal und als sie sich an mich lehnte, küsste ich sie auf die Schläfe! "Wir brauchen den Typen nicht. Nicht wirklich. Oder aber ICH rufe in an..." Selina wand sich blitzschnell aus meiner Umarmung und sah mich an: "DU?" - "Was spricht dagegen? Wir sind beide Opfer seiner Machenschaften! Ich würd ihn liebend gern einmal zur Sau machen!" Ines, die sich bisher ruhig verhalten hatte, grinste breit und nickte heftig. Dabei blinzelte sie Selina zu und zeigte den nach oben gestreckten Daumen. "Ich weiß nicht Michael..." Es brauchte noch ein Wenig, um Selinas Zustimmung zu erhalten.
Schließlich setzte sie sich neben mich und hielt sich an meinem Oberarm fest. Ich kannte diese Haltung von ihr aus dem Seehaus. Sie signalisierte äußerste Anspannung. Als ich nun anrief, hob Robert Meister sofort ab: "Robert Meister am Aparat." - "Guten Tag Herr Meister, sie möchten gerne mit Selina Bücker sprechen?" - "Wer spricht da? Wer sind sie? Wo ist Selina? Geben sie sie mir! Sofort!" - "Wer ich bin, Herr Meister, tut nichts zur Sache und ich möchte ihnen dringend raten, ihre Worte etwas freundlicher zu wählen! Im Übrigen bin ICH es, der hier die Fragen stellt!" Meister war überrascht. Dann :"Was bilden sie sich ein! Selina ist in großer Gefahr, aus der nur ich ihr helfen kann!" - "Ach was sie kleiner Zauberlehrling! Die Geister die ich rief, die werd ich nicht mehr los! Zuerst die Killer auf Selinas Vater ansetzen um ihn aus dem Weg zu schaffen um sich dann seine Tochter unter den Nagel zu reissen! Wenn sie glauben, sie könnten einen Viktor Lejbosz zurückpfeifen, weil ihnen die Tochter gefiele, dann muß ich ihnen sagen, sie sind noch bescheuerter als Selina sie beschrieben hat!" - "Herr Montar, ich habe nichts mit diesen Leuten zu tun! Ich würde niemals gegen die Interessen ihres Vaters handeln und schon gar nicht gegen Selina!"
Selina, die bisher meinen Oberarm gewürgt hatte, ballte ihre zarten Hände zur Faust und schien zehn Zentimeter zu wachsen: "Und jetzt werd ich dir mal was erzählen du lüsterner kleiner Wixer!" (Ines und ich tauschten Blicke, die soviel wie "Junge, Junge" bedeuteten) Bisher hab ich dich gesiezt, aber dafür bist du mir nun zu blöd! Du hast dich eben verraten du Idiot. Woher solltest du wissen, dass es Michael war, der dich angerufen hat? Wohl nur, weil du von Anfang an mit den Killern in Verbindung standest, du Schwein! Du hast meinen Vater auf dem Gewissen und ich schwöre dir: Ich habe den Eid des Hippokrates geschworen und ich kann Menschenleben retten. Für dich werd ich ihn brechen, du Gottverdammtes Arschloch! Denn ich weiß auch, wie man Menschenleben beendet! Und bei dir werd ich üben! Für Viktor!" - "Klick, Tuuut...Tuuut...