"Mein Fürst, die goldene Stadt liegt genau vor uns!", rief einer der Generäle Fürst Lewis zu. "Perfekt! Unserer Übermacht werden selbst die Mauern Minervas nichts entgegenzubringen haben", meinte der Fürst grinsend. "Es ist ziemlich neblig Sir, sollen wir mit dem Angriff noch warten?", fragte der General nun, doch der Fürst schüttelte den Kopf. "Nein, wir greifen sofort an, sobald die Armee in Position ist. Der Nebel bietet uns gute Deckung", meinte Lewis und der General nickte. Einige Zeit danach hatte sich schließlich die gesamte Armee auf den Hügeln vor Minerva versammelt. "Mein Fürst, die Soldaten sind nervös. Irgendetwas stimmt mit diesem Nebel nicht und von der Stadt sieht man gerade noch die Mauern", berichtete der General. "Das genügt mir voll und ganz! Die Männer sollen sich nicht verhalten, als ob sie Kleinkinder wären! In dieser Gegend gibt es keine Monster, die plötzlich aus dem Nebel auftauchen könnten. Und jetzt macht den Feuerball am Katapult fertig!", wies der Fürst ihn genervt an. Der General nickte und ritt zu dem großen Kriegsgerät. "Entzündet die Kugel!", rief er laut und die Soldaten steckten die Kugel in Brand. "Bereit machen! Und Feuer!" Die Männer schnitten die Schnur durch, die das Katapult zurückhielt und der flammende Ball flog auf die Stadt zu. Der Fürst blickte dem Feuerball grinsend hinterher. Doch dann geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Die Kugel prallte an etwas ab. Aber nicht an den Stadtmauern, oder an einem Haus. Durch den Nebel konnten sie schemenhaft erkennen, dass sie an irgendetwas abprallte, was über der Stadt in der Luft schwebte. Kaum war die Kugel auf dem Boden vor den Stadtmauern aufgekommen, leuchtete ein Muster im Nebel auf. Ein Muster, welches dem Fürsten nur allzu bekannt war, schließlich zog es jedes Jahr über seine Provinz hinweg. Es waren die Energielinien, die auf dem Boden von Skyfortress angebracht worden waren. Entgeistert starrten die Soldaten auf die gewaltige schwebende Insel, die sich langsam aus dem Nebel über der Stadt herausbewegte und auf sie zukam. Der Fürst kniff die Augen zusammen. Vor der Insel stand etwas in der Luft. Es war ein blau leuchtendes Wesen, in welchem sich Sterne widerspiegelten. Es hatte vier Hörner auf dem Kopf und ein Paar auf den Schultern. Sein einzelnes Auge, welches hell an der Stelle leuchtete, wo sein Gesicht hätte sein sollen, war selbst auf die Entfernung klar zu erkennen. Das Wesen machte eine Handbewegung und fegte den Nebel weg. Nun war Skyfortress ganz zu sehen. Die wunderschönen leuchtenden Linien, die auf ihrer Unterseite waren, der gewaltige Baum, der oben herausragte und die gigantischen Tore, welche auf allen vier Seiten der Insel in den Fels gehaut worden waren. "Ihr habt es gewagt, gegen den Vertrag zu verstoßen!", hallte eine Stimme über die Hügel. "Flieht, wenn ihr denkt, dass ihr davonkommen könnt! Kämpft, wenn ihr denkt, dass ihr gewinnen könnt! Fleht, wenn ihr denkt, dass dies etwas ändern würde! Am Ende des heutigen Tages werdet ihr sterben!" Die untere Spitze der Insel begann hell zu leuchten. Ein Summen ertönte, welches immer lauter wurde, bis es schließlich schon fast unerträglich war. "Lebt wohl", sprach die Stimme noch, dann passierte es. Urplötzlich schoss ein blauer Strahl aus der unteren Spitze von Skyfortress. Die Soldaten, Generäle und selbst der Fürst konnten nicht mal mehr reagieren. Der Strahl erreichte sie und ihnen wurde schwarz vor Augen.
Omnix beobachtete, wie der Energiestrahl auf die Armee traf. Er jagte den gesamten Landstrich in die Luft, dann wanderte er langsam weiter die Hügelkuppe entlang und vernichtete alles, was ihm in die Quere kam. "Erinnert mich bitte daran, Euch niemals zu verärgern", sprach das verschwommene Bild des alten Königs, welches neben ihm in der Luft schwebte. Der Reinkarnitor hatte ein Sichtfenster geöffnet, damit der Herrscher zusehen konnte. "Ich verspreche Euch, dass ich alles wieder wachsen lassen werde, sobald es vorbei ist", meinte Omnix und der König nickte. Dann schwiegen die beiden wieder und sahen zu, wie der Strahl sein Werk vollendete. Unter lautem Zischen gab Skyfortress riesige Mengen an Dampf frei, als der Laser abgeschaltet wurde. Omnix hatte die Apparatur vor einigen Monaten entdeckt, als er durch die schwebende Insel gestreift war und beschloss, sie sich für den geeigneten Moment aufzusparen. Und was wäre besser geeignet, als ein Exempel, welches er statuieren wollte? Nun würde nie wieder jemand den Mut aufbringen, einen Vertrag mit ihm zu brechen. Er führte seinen Finger an seine Schläfe. "Tomoko, an Höhe gewinnen und dann Kurs Nordwesten. Ich will die Insel in zwei Wochen beim Drachengebirge haben. Und gib Hiroki Bescheid. Er soll die Pflanzen auf den Hügeln nachwachsen lassen", sprach er. "Wie Ihr wünscht, mein Lord", antwortete die Stimme des Erzengels und die Insel setzte sich erneut in Bewegung. Omnix seufzte. Diesmal musste er nicht mal einen Finger rühren. Insgeheim bereute er es bereits, dass er diesmal nicht selbst gekämpft hatte.
Marilyn saß auf dem Bett des kleinen Zimmers, als die Luft plötzlich zu flimmern begann und Omnix erschien. Kaum hatte er sich materialisiert, nahm er auch schon wieder seine menschliche Gestalt an. Mit einem tiefen Seufzer ließ sich John auf das Bett fallen. "I-ist alles in Ordnung?", fragte das Mädchen besorgt und der Junge nickte. "Ich habe gerade eine ganze Armee vernichtet und musste nicht mal Magie einsetzen." "Das ist doch gut“, meinte sie grinsend. "Das ist überhaupt nicht gut!", rief John und das Mädchen zuckte zusammen. "Wenn ich nicht bald mal wieder etwas Spannung bekomme, dann drehe ich noch durch!" "Spannung im Sinne vom Üblichen, habe ich recht?", fragte Marilyn schmunzelnd und er nickte abermals, dann vergrub er sein Gesicht im Kissen. "Ich hätte da etwas, das dich vielleicht interessieren könnte", meinte sie plötzlich und er drehte sich im Bett um, um sie ansehen zu können. "Es geht um einen Auftrag, der schon länger auf den Infobrettern der Gilde steht, weil sich aufgrund der hohen Schwierigkeit niemand traut, ihn anzunehmen. Es scheint, als würde eine Gruppe Piraten immer wieder Schiffe überfallen, die Fracht vom östlichen Königreich ins südliche Imperium bringen." "Piraten?" "Ganz genau. Stell dir vor, eine Gruppe von Seeräubern, auf einem Schiff. Eine ganz andere Umgebung, als unsere bisherigen Kämpfe. Das wäre doch mal eine tolle Abwechslung." John seufzte. "Das klingt zu schön, um wahr zu sein." Plötzlich setzte er sich kerzengerade im Bett auf. "Gut es steht hiermit fest! Wir werden den Geleitschutz des nächsten Schiffes übernehmen!", entschied er, dann fiel er wieder zurück auf die Matratze. "Aber erst morgen. Heute bin ich hundemüde", brummelte er in das Kissen und im nächsten Moment war er auch schon eingeschlafen. Marilyn schmunzelte und legte sich zu ihm. "Du hast in den letzten Wochen härter gearbeitet, als jemals zuvor", flüsterte sie. "Und doch hast du dich bis jetzt nie ausgeruht. So lange hast du noch nie ohne Schlaf ausgehalten." Sie strich dem schlafenden Jungen sanft die Haare hinter sein Ohr und küsste ihn auf die Stirn. "Ruh dich jetzt aus John. Du hast es verdient."