Die Zwerge gaben ein großes Festmahl zu Ehren des alten Gottes, als welcher sich Omnix in ihren Augen nun bewiesen hatte. König Torre ließ Omnix und seine Freunde rechts und Finrir und seine Elfengarde links neben sich an seinem goldenen Tisch sitzen. Es wurden riesige gebratene Wildschweine, ganze Berge an Fischen und vieles mehr serviert. Neben dem riesigen Langtisch spielten Zwergenbarden auf ihren Flöten und Lauten und sangen alte Lieder über die Schätze des Drachengebirges. "Da Ihr nun auch von uns anerkannt worden seid, was werdet Ihr nun tun?", fragte König Torre Omnix zwischen zwei beherzten Bissen von seiner Fleischkeule. Omnix, der selbst etwas zivilisierter sein Essen zerlegte überlegte kurz, doch dann antwortete er schließlich: "Ich werde mich auf die Suche nach den letzten beiden alten Göttern machen." Der Reinkarnitor führte seine Silbergabel zu seinem nicht vorhandenen Mund, wo sich das Essen in der Luft zersetzte. "Ihr müsst nämlich wissen, es gibt noch zwei alte Götter. Sie haben diese Welt verlassen, nachdem sie die Rassen erschaffen hatten", erklärte er dem König, wobei er sich an Sekoias Worte erinnerte. Wenn er alles richtig zusammengefasst hatte, dann muss es tatsächlich so abgelaufen sein. "Sie heißen…" "Vitae und Mortem", schloss Torre seinen Satz ab und das Auge des Reinkarnitors leuchtete überrascht auf. "Ich hätte nicht erwartet, dass Ihr das wisst." Torre legte seine Fleischkeule ab und sah ihn ernst an. "Ihr müsst wissen, dass diese alten Götter tatsächlich nicht von hier kamen. Sie kamen durch eine Türe. Und durch die verschwanden die beiden Letzten laut der Legende auch wieder", erklärte er. "Woher wisst Ihr davon?", fragte Omnix ihn. "Ich weiß davon, weil wir Zwerge seit unserem ersten Atemzug über diese Türe wachen. Sie ist noch heute unter diesem Berg." Omnix ließ seine Gabel sinken. Er musste sich gerade sehr bemühen, um nicht auszuflippen. "Torre, bringt mich zu dieser Türe!"
Omnix stand vor der gigantischen steinernen Türe, die tief im Inneren des Berges lag. Sie war mit kunstvollen Gravuren übersät, die gemeinsam ein Bild von zehn Wesen zeigten, die gemeinsam die Welt behutsam in ihren Händen hielten. Über der Türe befand sich eine Steintafel, mit einer Inschrift, die selbst Omnix nicht zu lesen vermochte. "Das ist sie!", meinte der Zwerg feierlich. "Es heißt, als die alten Götter starben, gingen die letzten beiden durch diese Tür zurück in ihr Reich." "Vitae und Mortem“, murmelte der Reinkarnitor. "Ganz genau!", bestätigte Torre ihm. "Diese Tür ist älter als mein Volk. Die ersten Zwerge, die sie fanden wussten, dass sie von den Alten stammen musste, weil eine Energie von ihr ausgeht, die anders ist als alles, was wir kennen. Diese Runen auf der Türe sind so alt, dass wir sie nicht lesen können." Finrir trat vor und begutachtete die Türe eingehend. "Mehr als die Überschrift kann ich leider nicht entziffern", meinte der Elf. "Wenn ihr es nicht lesen konntet, woher wollt Ihr dann wissen, dass diese Türe tatsächlich zu den letzten beiden alten Göttern führt?", fragte Marilyn Torre verwirrt und der Zwerg lachte schallend. "Nun, wie bereits gesagt, von dieser Tür geht eine Kraft aus, die wir noch nie gespürt haben. Ihr, Lord Omnix, kommt wohl am ehesten an sie ran, was mich in meiner Annahme wohl bestätigt", erklärte er. Der lebende Nachthimmel sah nachdenklich auf die Türe. "Die alten Götter kamen also durch dieses Tor, erschufen die Welt und starben dann", überlegte er laut und Torre nickte. "Bis auf die zwei, die zurückgingen", fügte er noch hinzu. "Und was bedeutet dieser Schriftzug nun?", fragte Omnix schließlich. "Der ganze Text ist wie bereits gesagt unlesbar. Aber diese Überschrift da konnte ich entziffern. In unserer Sprache heißt es etwa so viel wie: ‚Wer würdig ist, tritt ein. Wer nicht, der lässt es sein.‘", antwortete Finrir ihm. "Naja, bis jetzt hat sich noch nie jemand getraut, da reinzugehen…Und selbst wenn, wir halten es fest verschlossen, da wir keine Ahnung haben, was dahinter liegt", meinte der Zwergenkönig. "Kaum zu glauben, dass Ihr einen solchen Schatz in Euren Hallen habt", meinte Tomoko bewundernd. Der Reinkarnitor nickte. "Gut. Dann öffnet die Türe!", meinte er bestimmt und Marilyn sah ihn an, als wäre er übergeschnappt. "Ihr seid wahnsinnig! Wenn dahinter wirklich die letzten beiden alten Götter sind, was werdet Ihr dann tun?", fragte Hiroki aufgeregt. "Jo- Lord Omnix. Selbst ich denke, dass das viel zu riskant ist", stimmte nun auch das Werbiest zu. "Wenn die alten Götter wirklich durch dieses Tor kamen, dann kamen sie aus einer anderen Welt. Das ist für mich unfassbar spannend! Und ich wusste von Anfang an, dass ich ihnen gegenübertreten muss", meinte Omnix. "Ich komme mit!", rief das Mädchen. "Du bleibst hier! Das wäre viel zu gefährlich!", widersprach Omnix bestimmt. Marilyn sah ihn hoffnungslos an. Sie wusste, dass sie ihn nicht davon abbringen konnte. "Du kommst wieder!", rief sie und Tränen stiegen ihr in die Augen. "Ja, ich verspreche es dir", antwortete er ihr sanft. Marilyn stürzte vor und küsste ihn, obwohl er in dieser Form keinen Mund hatte. Torre blickte die beiden ungläubig an. "Hey, sagt mal, passiert das hier etwa gerade wirklich?", fragte er. Omnix antwortete nicht, stattdessen wandte er sich wieder dem Tor zu. "Wenn ich sage, dass ich würdig bin, dann bin ich es nicht. Wenn ich sage, dass ich nicht würdig bin, dann bin ich es auch nicht. Darum sage ich folgendes: Ob ich würdig bin, entscheidet alleine der, der hinter dem Tor auf mich wartet! Und niemand anderer!" Damit öffnete er das Tor. Ein Windstoß fegte ihm entgegen und er blickte in die Leere. Langsam trat er vor, bis ihn das schwarze Nichts schließlich verschluckte.