Vulpis hatte gewusst, dass Waldgeister stark waren. Aber das war lächerlich. Er blickte auf die Verwüstung vor ihm. Er hatte es entgegen aller Erwartungen tatsächlich geschafft, alle Stämme zu vereinen und in die Schlacht zu führen. Doch der Waldgeist Hiroki hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, sich vor ihnen zu verstecken. Die Krieger waren auf ihn zugestürmt, bereit alles zu geben. Doch das beeindruckte ihn nicht im Geringsten. Die Äste der Bäume schnellten vor und rissen ihnen die Waffen aus den Händen, dann öffnete sich der Boden selbst und verschluckte die Werbiester, bis nur mehr ihre Köpfe heraussahen. Vulpis war der einzige, der noch übrig war. "Ich habe Euch aus einem bestimmten Grund über der Erde gelassen", sprach Hiroki da plötzlich. "Mir wurde gesagt, dass Ihr der Anführer seid, der diese Armee zusammengebracht hat. Darum wollte ich mit Euch ein faires Duell veranstalten." Vulpis rümpfte die Nase. "Was genau ist fair an einem Duell gegen einen Gegner, der alles um mich herum zu seinem Vorteil nutzen kann?", fragte er. Die Bäume hinter Hiroki knirschten bedrohlich. "Oh, meine Freunde werden sich nicht einmischen", beruhigte der Waldgeist ihn grinsend, während neben ihm eine Dornenranke aus dem Boden wuchs und sich langsam zu einer Sichel in seiner Hand formte. "Es sind nur Ihr und ich." Vulpis fletschte die Zähne. "Ihr seid ein junger Gott, ich bin ein normaler Sterblicher. Ihr wisst ganz genau, dass ich keine Chance habe", murmelte er, während sich die beiden umkreisten, ohne sich aus den Augen zu lassen. "Natürlich weiß ich das", lachte Hiroki. "Aber je nachdem, wie lange Ihr aushaltet, werde ich entscheiden, was mit Euch und Euren Kriegern passiert." Der Anführer der Werbiester sah den Waldgeist sauer an. Aus irgendeinem Grund regte ihn die selbstgefällige Art seines Gegners extrem auf. Ohne weiter nachzudenken stürmte er auf ihn zu. Hiroki grinste noch, dann sauste die Klinge des Werbiestes auf ihn nieder und traf…nichts als Luft. Der nächste Schlag auch und der nächste ebenso. Jedes Mal, wenn das Schwert den Waldgeist fast erreicht hatte, trat er einen Schritt zur Seite. Und währenddessen hatte er weiterhin das spöttische Grinsen im Gesicht. "Überschall!", rief Vulpis und durchbrach die Schallmauer. Ein wahrer Hagel an Schlägen regnete auf Hiroki herab, doch er wehrte jeden einzelnen mit seiner Sichel ab. Vulpis kam völlig außer Atem zum Stehen. "Verdammt, nicht gut genug!", rief er wütend. "Hyperdrive!" Er attackierte den Waldgeist erneut, diesmal so schnell, dass seine Arme fast nicht mehr zu sehen waren. Hiroki wehrte die Schläge lachend ab. "Wahnsinn! Ihr seid sogar schneller, als eine Freundin von mir. Und sie ist eine der schnellsten Kriegerinnen in ganz Skyfortress!", rief er begeistert, während er die Schläge einzeln abwehrte. ‚Er kann sogar noch reden, während ich hier fast keine Luft mehr bekomme. Mir bleibt nur mehr eine einzige Möglichkeit.‘ Vulpis brachte sich mit einem Sprung nach hinten in Sicherheit und begann, rot zu leuchten. "Oh, habt Ihr etwa noch ein Ass im Ärmel?", fragte Hiroki lächelnd. "Blutrausch!", rief Vulpis und aktivierte damit den letzten Skill, den ältere Werbiester für ganz besonders schlimme Notfälle hatten. Mit allen vorherigen Geschwindigkeiten zusammen, welche sich nun noch mal verdoppelten, raste er auf ihn zu. Hiroki hatte tatsächlich zum ersten Mal Mühe, die Schläge abzuwehren. Und dann geschah etwas, womit Vulpis gar nicht mehr gerechnet hätte. Er erwischte den Waldgeist am Arm. Hiroki bemerkte das offensichtlich auch, denn seine Augen leuchteten grün auf und er durchbrach Vulpis Angriffskette. Nun war er dran, mit seiner Sichel auf das Werbiest loszugehen. Vulpis hatte enorme Schwierigkeiten, die Angriffe abzuwehren, da der Waldgeist nun sogar noch schneller als er war. Bald schon hatte er dem Werbiest das Schwert aus der Hand geschlagen und die Sichel nur wenige Millimeter vor seinem Hals zum Stillstehen gebracht. Die beiden Kontrahenten atmeten schwer, als sie nun endlich einen Moment verschnaufen konnten.
"Ihr…Ihr scheint ja ziemlich wütend zu sein, weil ich Euch erwischt habe", meinte Vulpis erschöpft. "Niemand sonst…hat mich jemals getroffen, außer ein anderer Waldgeist", antwortete Hiroki und grinste ihn an. Mit einer einzigen Bewegung ließ er die Sichel wieder in der Erde verschwinden, gleichzeitig brach der Boden hinter ihm auf und gab die anderen Krieger frei. "Du bist in der Tat würdig, Häuptling genannt zu werden", meinte er. "Und ich denke, dass auch ich mich bewiesen habe, oder?", fragte er. Vulpis nickte. "Wenn Ihr tatsächlich mit Eurer ganzen Kraft gekämpft hättet, dann wären wir jetzt alle tot. Ich spreche im Namen von allen Werbiestern, wenn ich sage, dass wir Euch und die Waldgeister respektieren." Er kniete vor Hiroki nieder und die anderen taten es ihm gleich. "Dann wäre das ja erledigt", ertönte plötzlich eine Stimme über ihnen und alle sahen auf. Omnix‘ leuchtende Gestalt schwebte über dem Kampfplatz und sein helles Auge blickte auf sie herab. Sanft landete der Reinkarnitor zwischen den beiden Kontrahenten. "Ich freue mich, dass ihr beide die Lektion gelernt habt, die ich euch erteilen wollte." "Lektion?", fragte Hiroki verwirrt. "Ihr beide wurdet noch nie zuvor im Kampf besiegt und habt darum eine ziemlich hohe Meinung von euch selbst gehabt. Aber nun habt ihr hoffentlich gemerkt, dass es Leute gibt, die euch auch gefährlich werden können", erklärte Omnix. "Gefährlich wohl kaum", meinte Hiroki. "Ach wirklich?", hallte Omnix‘ Stimme über die Landschaft und der Waldgeist zuckte zusammen. "Wäre Vulpis nur ein paar Level höher gewesen, hätte er dich schlagen können!", rief das leuchtende Wesen und der Junge senkte betreten den Kopf. "Ihr habt recht Lord Omnix. Bitte vergebt mir." Anstatt ihm zu antworten ergriff Omnix seine und Vulpis‘ Hand und brachte sie zusammen. "Aber zusammen seid ihr stärker, als alleine. Darum war es mir so wichtig, dass ihr Werbiester eure Götter endlich respektiert. Denn vielleicht werden eines Tages Zeiten kommen, die ihr nicht alleine überstehen könnt."