Der Reinkarnitor prallte hart auf dem Strand auf. "Nicht möglich", flüsterte er, als er erkannte, dass bis auf ein Viertel alles von seiner HP ausgelöscht worden war. Mühsam rappelte er sich wieder auf, als etwas vor ihm aufsetzte. Der Staub legte sich und Omnix erkannte, was für eine Gestalt da vor ihm stand. Sie hatte rot leuchtende Augen und ihre Haut sah aus, wie Gestein, welches überall Risse hatte. Durch diese Risse leuchtete es orange, als ob im Inneren der Kreatur flüssige Lava fließen würde. In ihrem Mund hatte sie messerscharfe Zähne, welche ihm entgegengrinsten. "Wer bist du?", fragte Omnix ihn. Er hatte nicht wirklich Angst, er war eher neugierig. Die Kreatur begann zu lachen. Es war ein tiefes, raues Lachen und ihre Stimme war kein bisschen anders, als sie antwortete: "Du bist also auch noch nie einem anderen begegnet." Omnix‘ Auge leuchtete auf, als er begriff, was der Rote ihm sagen wollte. "Du bist ein Reinkarnitor", hauchte er und sein Gegenüber nickte. "Das bin ich, nur aus einer anderen Welt. Es gibt viele Reinkarnitoren im Multiversum." Omnix nickte. "Ja, mir wurde davon erzählt. Ich bin nur noch nie einem anderen begegnet", meinte er. "Wir kommen alle aus ähnlichen Originalwelten, aber unsere Hintergrundgeschichten unterscheiden uns meist sehr. Erlaube mir also, mich vorzustellen! Ich bin der Dämonenlord! Zerstörer von Welten!" Damit verbeugte er sich leicht und der lebende Nachthimmel musterte ihn nachdenklich. "Äh…und du bist?", fragte der feurige Reinkarnitor, als Omnix ihm nicht antwortete. "Oh natürlich. Ich bin Jo- äh ich meine Omnix. Ich bin…naja…keine Ahnung, was für einen Titel ich tragen könnte. Du sagtest, dass wir ähnliche Hintergrundgeschichten haben. Warum schaust du denn so aus, als hätte dich ein Vulkan ausgespuckt?" Der Dämonenlord sah ihn verwirrt an. Offenbar hatte er noch nie jemanden getroffen, der keinerlei Angst vor ihm hatte. "Dir ist schon bewusst, was ich gerade gesagt habe, oder?", hakte er nach. "Ich bin gekommen, um diese Welt zu zerstören, so wie ich unzählige andere schon zerstört habe." "Ist mir…äh ich meine dir so langweilig?", fragte Omnix und der rote Reinkarnitor zuckte überrascht zusammen. "Und was soll dieses Gerede, dass du hierhergekommen bist? Du bist rein zufällig hierhergeboren worden, also spiel dich nicht so auf, als wärst du irgendein auserwähltes Wesen." Der Dämonenlord lachte laut. "Hierhergeboren?", fragte er. "Ich kann auch ohne zu sterben durch die Welten wechseln und andere sogar mitnehmen. Wie glaubst du, ist meine Armee sonst hierhergekommen?" Zum ersten Mal sah Omnix ihn überrascht an. "Du kannst ohne zu sterben wechseln?", fragte er neugierig. "Ja. Allerdings nur in Welten, in denen ich bisher noch nicht war. Wenn ich einmal eine Welt verlassen habe, dann kann ich nicht mehr dorthin zurückkehren." "Oh, dann ist das ja eine komplett schwachsinnige Fähigkeit", meinte der blaue Reinkarnitor und der Dämonenlord riss die Augen auf. "Du gehst mir langsam aber sicher wirklich auf die Nerven", knurrte er. "Warum zerstörst du die Welten?", fragte Omnix, ohne auf seine Aussage einzugehen. "Wenn du wirklich aus einer Parallelwelt von meiner Ursprünglichen stammst, dann hat dir deine Lora sicher auch immer gesagt, dass es besser ist, den Leuten zu helfen." Der Rote schnaubte verächtlich. "Lora. Ich erinnere mich dumpf an den Namen. Sie war schwach, darum wurde sie auch getötet", meinte er und Omnix‘ Auge flackerte kurz auf, als er diese Worte aussprach. "Sie war nur ein stinknormaler Mensch. Irgendwann sterben die doch alle", fuhr der Dämonenlord fort. "Nimm das zurück", flüsterte Omnix und der Rote sah ihn fragend an. "Nimm das sofort zurück. Lora war jemand ganz Besonderes. Sie hat mir beigebracht, dass ich noch etwas wert bin. Sie hat mir beigebracht, dass jeder es wert ist, dass man ihm hilft. Sie hat mich davor bewahrt, mich zu verlieren. Sie hat mich zu demjenigen gemacht, der ich heute bin." "Dann hat sie dich schwach gemacht."
Das genügte. Omnix raste auf ihn zu und verpasste ihm eine derartig starke Ohrfeige, dass der rote Reinkarnitor fünfzig Meter durch die Luft flog und bei seinem Aufprall zehn Bäume am Waldrand entwurzelte. "Wenn du dich nicht sofort entschuldigst, dann breche ich dir das Genick und du kannst mal erleben, was es heißt, durch den Tod in die nächste Welt zu gelangen!", rief Omnix wütend. "Niedlich", stöhnte der Dämonenlord. Über ihm blinkte seine HP-Anzeige, die gerade Mal ein Achtel verloren hatte, welches sich bereits wieder regenerierte. "Aber ich glaube du hast vergessen, dass ich genauso bin wie du!" Mit diesen Worten schnipste er mit den Fingern und schleuderte den lebenden Nachthimmel mit einer gewaltigen Druckwelle zurück. Dann schoss er in die Luft und schnipste erneut, woraufhin die Luft um ihn herum Feuer fing und die Flammen auf Omnix zurasten, welcher nur mit großer Mühe ausweichen konnte. Doch der Dämonenlord hatte bereits den nächsten Angriff gestartet und drängte seinen Gegner immer weiter zurück. Die beiden rasten in unglaublicher Geschwindigkeit durch den Wald, bis sie schließlich an einer Steilwand ankamen. "Du setzt nicht mal deine Realitäts-Kräfte zur Verteidigung ein! Hast du etwa Angst, sie einzusetzen? Du bist erbärmlich!", rief der Rote schließlich und rammte ihn in die Felsen. "Sagt derjenige, der nichts anderes tut, als Welten zu zerstören", keuchte Omnix, dessen HP inzwischen orange leuchtete. Sein Gegenüber sah ihn mit seinen rot leuchtenden Augen an. "Warum machst du es nicht so wie ich? Siehst du denn nicht, dass wir genau gleich sind? Wir sind wie Spiegelbilder!", rief er sauer. Omnix keuchte, als sein Gegner ihm den Hals zudrückte. "Du bist…selbstverliebt…und denkst…dass alle schlechter sind…nur weil du…stärker bist. Du…du bist mein Spiegelbild…in einem zerbrochenen Spiegel!", presste er hervor. Der Dämonenlord drückte ihn fester gegen die Wand. "Dich hält irgendetwas hier. Darum bist du noch nicht gegangen", murmelte er. "Und dieses Etwas ist auf dieser fliegenden Insel, von der ich gehört habe." Omnix sah ihn entsetzt an. "Dacht ich’s mir doch", meinte der feurige Reinkarnitor grinsend. "Ich werde dieses Etwas vernichten und deine ganze Insel gleich mit. Dann hast du keinen Grund mehr hierzubleiben. Vielleicht lasse ich dich dann ja mit mir kommen." Mit diesen Worten rammte er ihn ein letztes Mal in den Fels und hob dann mit Überschallgeschwindigkeit ab. Omnix stöhnte, als er sich aus der Steinwand schleppte. Mit letzter Kraft legte er einen Finger an seine Schläfe und flüsterte: "Marilyn. Sie kommen."