Dies ist eine Fortsetzung! Die Geschichte beginnt hier: https://belletristica.com/de/books/17559-writeinktober-2019/chapter/65204-01-gold
Voll Tatendrang gehe ich durch die geschäftige Stadt. Dem zur Mittagszeit völlig überlaufenen Marktplatz weiche ich aus, um nicht in Menschenmengen zu geraten – ich hasse es, wenn andere mir zu nahe kommen, und in den Seitenstraßen fällt mir das Ausweichen so leicht, dass ich nicht darüber nachdenken muss.
Außerdem liegt mein Ziel in einer der unauffälligen Gassen. Abgelegen von den Hauptstraßen Oberwarunks, beinahe schon in der Unterstadt, befindet sich ein Gebäude, in dessen Erdgeschoss eine Schmiede beheimatet ist. Die Besitzerin, eine Zwergin namens Fugxea, nimmt sich Grobschmiedearbeiten an und stellt Hufeisen und andere Dinge des täglichen Bedarfs her. Bietet man jedoch die richtige Gegenleistung, fertigt sie auch speziellere Gegenstände an ...
Die genaue Lage ihrer Werkstatt ist mir nicht vertraut, dennoch muss ich nicht nachfragen. Das laute Hämmern und der Geruch nach heißem Schmiedefeuer und Eisen führt mich zielsicher zu ihr, und ich beobachte sie, während sie weiter auf ein Stück glühenden Metalls einschlägt. Sie trägt nichts außer Stiefeln, einer ledernen Hose und einer ebensolchen, stabilen Schürze, die ihre Vorderseite vor den Funken schützt, ihren schweißbedeckten Rücken jedoch frei lässt. Das Spiel ihrer kraftvollen Muskeln unter der Haut, wenn sie Arme und Schultern nutzt, um Eisen in eine Form zu zwingen, nur gelegentlich verdeckt von ihren zu einem dicken Zopf geflochtenen braunen Haaren, gefällt mir.
Rasch reiße ich meinen Blick los und lenke meine Aufmerksamkeit auf ihre Werkstatt. Routiniert fokussiere ich meine Gedanken auf nützliche oder anderweitig interessante Gegenstände – das Letzte, was ich gebrauchen kann, sind Emotionen, die mich unkonzentriert und verwundbar machen und zu Fehlern verleiten. Immer noch kenne ich keine Methode, zuverlässig und ohne anderen zu schaden für solche Fehler zu büßen – aber jetzt ist nicht die Zeit, sich mit diesem Problem zu beschäftigen.
Endlich schiebt sie das abkühlende Metall in die Glut zurück und wendet sich mir zu. „Was willst du?“
Ich mag ihre direkte Art, vor der man mich bereits gewarnt hat. „Dietriche“, antworte ich knapp.
„Zehn Silbertaler“, fordert sie. „Keine Dukate. Silber kann ich besser ausgeben.“
Wortlos greife ich nach meiner Geldkatze. Natürlich ist der Handel ebenfalls ein Aspekt Phexens und ich habe gelernt, auch festgesetzte Preise neu auszuhandeln, aber mit Fugxea ist das nicht ratsam. Sie weiß, was sie will, und wer nicht bereit ist, ihren Preis zu bezahlen, erhält auch keine Ware. Daher zähle ich zehn Silbertaler ab und lege sie auf eine Ablage in ihrer Nähe. Sie zählt nach, bevor sie mir drei verschieden gearbeitete Dietriche reicht. Ich untersuche sie genau, kann keinen Makel feststellen, und nicke ihr zu. Sie brummt zufrieden und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu.
Nun fehlt mir nur noch ein wenig Schlaf zur Vorbereitung auf die heutige Nacht!