Dies ist eine Fortsetzung! Die Geschichte beginnt hier: https://belletristica.com/de/books/17559-writeinktober-2019/chapter/65204-01-gold
Ich bin froh, einen Rucksack mitgenommen zu haben! Leise nehme ich ihn vom Rücken und beginne, ihn mit Münzen zu füllen. Natürlich darf ich nicht alle einpacken, ich muss auf meinem Rückweg wieder über die Mauer klettern, und obwohl ich gut in Form bin, will ich es mir nicht unnötig schwer machen. Um die restliche Leere im Rucksack zu füllen, packe ich daher einige Dokumente ein, die ebenfalls im Schrank liegen – wer weiß, welche Geheimnisse sie enthalten! Dann verschließe ich alles wieder sorgfältig, damit der Diebstahl nicht sofort entdeckt wird, und gehe zurück zur Tür. Die nächste Patrouille müsste gleich die Treppe hinunterlaufen.
Kaum sind die beiden Wachen ins Erdgeschoss zurückgekehrt, eile ich den Weg zurück, den ich gekommen bin. Wieder ist der Gang leer – ich höre die anderen beiden wartenden Wachhabenden schwatzen und lachen. Die Patrouille muss sich wohl in einem anderen Teil des Gebäudes aufhalten – aber das kann mir jetzt egal sein!
Ich habe gerade die Tür zum Garten durchquert, als sich zwei starke Arme von hinten um mich schließen, meine Oberarme fest an meine Brust und den Rucksack schmerzhaft gegen mein Rückgrat pressen.
„Wusste ich doch, dass hier irgendwas nicht stimmt! Was hast du denn vor, Freundchen?“ Die Stimme der Wache ist rau, Erregung und Triumph schwingen klar erkennbar darin mit. Er glaubt, leichtes Spiel mit mir zu haben.
Sofort sacke ich in mich zusammen, beuge ich mich vornüber, um meinem Gegner das Aushebeln zu erschweren, und taste nach seinen Knien. Ich muss wissen, wie er steht, um schnell etwas unternehmen zu können – er drückt mir immer mehr Luft aus dem Oberkörper. Außerdem hilft es mir, seine Fähigkeiten einzuschätzen. So selbstverständlich, wie er sich in Balance hält, jeder meiner Abwehrbewegungen folgt, muss er ein erfahrener Nahkämpfer sein. Bei anderen mag das Umklammern sofort funktionieren, aber die haben nicht bei Hal den Straßenkampf gelernt – ich habe noch ein As im Ärmel! Mit einer raschen Bewegung fixiere ich seinen rechten Fuß mit meinem auf der Stelle, mache einen Ausfallschritt nach links. Das zwingt ihn, sein linkes Bein ebenfalls umzusetzen, um sein Gleichgewicht zu halten, und schlage mit der rechten Faust in seinen nun freiliegenden Schritt. Obwohl ich nicht präzise getroffen habe, krümmt er sich keuchend, lässt einen erstickten Schmerzenslaut hören, lockert seinen Griff dabei so weit, dass ich ihm meinen rechten Ellbogen in den Magen rammen kann. Damit gibt er mich frei, und ich drehe mich ein wenig, um den linken Ellbogen dem rechten folgen zu lassen. Das Würgen meines Gegners beweist, dass diese Schläge besser saßen als der erste! Während er sich vornüberbeugt, packe ich seine Schultern und ramme mein Knie gegen seinen Oberschenkel, was den Muskel erlahmen und ihn zu Boden stürzen lässt. Er kippt mit dem Kopf gegen die Hauswand, was ihn endgültig schlafen schickt – der Sieg ist mein, und ich komme endlich wieder zu Atem!
Keuchend rücke ich meinen Rucksack zurecht und will meinen Weg fortsetzen – doch da tritt die zweite Wache aus der Tür. Die Frau ist wesentlich beherrschter als ihr Kamerad und im Gegensatz zu mir noch im Vollbesitz ihrer Kräfte.