Dies ist eine Fortsetzung! Die Geschichte beginnt hier: https://belletristica.com/de/books/17559-writeinktober-2019/chapter/65204-01-gold
Erschöpft sinke ich auf alle viere, ziehe die herrliche nachtkalte Luft tief in meine brennenden Lungen, bis mir schwindelig wird. Mein Körper giert nach mehr und mehr, hat immer noch Angst, zu ersticken. Mit schierer Willenskraft kämpfe gegen den Drang an, zwinge meinen Atem dazu, langsamer zu werden, weniger tief Luft zu holen. Es wäre für Phex wie für mich in höchstem Maße peinlich, wenn ich so weit gekommen wäre und an dieser Stelle wegen fehlender Selbstkontrolle ohnmächtig würde!
Endlich beruhigt mein Körper sich so weit, dass ich meine Konzentration wieder auf die Umgebung richten kann, die Feuchtigkeit des Bodens spüre, der an den Knien durch meine Beinkleider dringt, mehr als nur das Rauschen meines eigenen Blutes höre.
Um mich herum ist es immer noch still, das Licht der Laterne strahlt schwach aus der geöffneten Tür in den Garten. Die übrigen beiden Wachen sind nicht zu hören.
Die übrigen beiden Wachen ... Erst jetzt wird mir bewusst, was in den letzten Minuten hier geschehen ist. Ungläubig versuche ich, den Schatten in meiner Nähe einen Sinn abzuringen. Habe ich wirklich gegen zwei Söldner gekämpft und gewonnen, und das auf eine Art, die ihre Kameraden nicht alarmiert hat?
Sind sie tot?
Wie ein Schock durchfährt mich der Gedanke, viel zu spät, um noch etwas zu unternehmen, sollte er sich bewahrheiten. Ich taste beklommen nach meiner letzten Gegnerin, finde sie – sie atmet, den Zwölfen sei Dank!
Was ist mit ihrem Kameraden?
Ich kann wieder aufstehen, schleiche so leise ich kann zur Tür zurück und überprüfe den Mann, der dort gegen die Wand gesunken ist. Blut benetzt meine Finger, als ich seinen Kopf entlangtaste, doch auch sein Atem ist spürbar.
Erleichterung durchflutet mich und ein Hochgefühl breitet sich in mir aus. Im Licht von Phexens Sternen liegen Garten und Anwesen still in der Nacht, das Gewicht der Beute presst den Rucksack auf meinen Rücken, und meine Begegnung mit den Wachhabenden verlief höchst glimpflich. Der Listenreiche muss Wert auf mich und meine Dienste legen, wie sonst wäre es zu erklären, dass ich heute Abend so erfolgreich bin? Ich brauche nicht zu warten, bis mein Gott mir eine Aufgabe offenbart – ich finde ohne ihn! Phex hilft dem, der sich selbst hilft!
Ich verleihe meiner Freude mit einem begeisterten Lachen Ausdruck, als ich siegesgewiss aufstehe, um zur Mauer hinüberzugehen. Ich stehe in der Gunst des Gottes der Diebe! Wer sollte mich jetzt noch aufhalten?