Prompt vom 21.07.2020
Wind peitscht mir durchs Gesicht und bringt den Regen mit sich, der sich seit Tagen in den dunklen Wolken am Himmel angestaut hat. Die Wassertropfen vermischen sich mit denen auf meinem Gesicht, die jedoch salziger ausfallen, als sie eigentlich sein sollten.
Ich blicke hinab in die unergründliche Tiefe. Das Meer schäumt unter mir, kracht an die Felsen und zieht sich dann zurück, nur um mit neuer Kraft Geröll aus der Klippe zu brechen. Das schäumende Nass übergießt mich mit den Wellen der Unvernunft und Unberechenbarkeit.
Ich denke zurück an all die Zeit, die ich hier verbracht hatte. An all die Gedanken, die mir dabei durch den Kopf geschossen waren und an die Tränen, die hier das Gras bewässert hatten. Und an all die Tage und Nächte in denen ich wieder zurück nach Hause gegangen war.
Doch diesmal würde es anders sein. Nicht, dass mich weniger Gedanken geplagt hätten oder ich weniger Tränen vergossen hätte. Nein. Diesmal würde ich nicht zurückkehren. Niemand würde mich vermissen, denn niemand brauchte mich. Ich war ein Wimpernschlag in der Geschichte der Menschheit und eine Mücke unter vielen, die niemand vermissen würde. Denn wer trauerte schon lästigen Insekten nach?
Ich trat an die Klippe, immer näher, bis ich Gestein unter mir bröckeln hörte. Noch näher wollte ich gehen, doch das Meer hatte mich bereits als sein Opfer erspäht. Eine Welle nahm mich an die Hand und zog mich mit sich. Wasser vermischte sich mit meinen Tränen, sodass sie unkenntlich wurden. Es füllte meine Lungen und unwillkürlich musste ich lächeln. Das Meer hatte mich geholt und würde mich nie wieder zurückgeben.
Meine erste und einzige Ausnahme war der Tod.