Prompt vom 10.08.2020
Unendlich weit erstreckt sich mein Weg vor mir. So weit, dass ich das Ende nicht mehr sehen kann. So weit, dass alles in der Ferne verschwimmt, wenn ich näher komme, immer näher, bis ich glaube, endlich am Ziel zu sein. Aber das Ziel liegt weit vor mir. Ich weiß nicht, wohin es mich führen wird. Ich weiß nicht, warum ich diesen Weg gehe. Weit und breit ist niemand zu sehen. Niemand, der an meiner Seite geht und niemand, der mir die Richtung zeigt. Hinter mir liegen Jahre der verzweifelten Suche des Sinnes und nach all der Zeit weiß ich noch immer nicht, wohin mich dieser Weg bringen wird. Vielleicht wird er mich ins Paradies führen, in den Himmel zu all den Menschen, die ich hinter mir gelassen habe, um jetzt hier zu stehen. Vielleicht bringt er mich in das Feuer, in die Hölle, zu all den Menschen, die ich kaum wahrgenommen habe und die trotz allem bei mir blieben, bis ich sie verstoßen habe.
Unendlich ist der Weg, der schon hinter mir liegt. All seine Steine und Wurzeln haben mir die Knie aufgeschlagen, meine Füße wund gemacht. Meine Augen müde. Müde von all den Schwierigkeiten, die ich nicht hinter mir lassen kann und wie Säcke schwerer Lasten an meinen Beinen baumeln. Mich auf den Boden ziehen, sodass ich nur mühsam weiterziehen kann. Die lange Reise hat mich erschöpft. Meine Ohren wurden einst von den Schreien und Worten, die ich ertragen musste taub. Meine Augen, die Dinge sahen, die sich niemals jemand wünschen würde, sehen nicht mehr richtig. Sind zu verängstigt von den Strapazen. Meine Hände, die Dinge trugen, die ewig in Erinnerung bleiben, fühlen sich kalt an. Eiskalt und zu nichts mehr fähig. Und mein Herz, das mich hierher gebracht hat, schlägt nur noch im Takt meines Atems. Um mich überleben zu sehen. Es ist taub vor Kälte, stumm vor Verzweiflung und unfähig zu lieben. Und doch schlägt es. Und schlägt einfach weiter. In meiner Brust, die sich kaum mehr heben und senken kann.
Weiter aber kann ich nicht. Es ist genug. Genug gelitten, genug von dieser unendlichen Sehnsucht, dass alles wieder besser wird. Denn es wird nicht mehr gut. Mein Kopf ist müde. Alles fühlt sich schwer an. Nur noch zum Atmen bin ich fähig. Ein. Aus. Meine Augen schließen sich wie von selbst, als hätten sie jahrelang auf diesen Moment gewartet. Darauf, dass ich aufgebe. Die Liebe verliere. Mein Herz verliere.
Und dieser Augenblick ist nun gekommen.