Das kalte Wasser im Gesicht tat gut. Sehr sogar, sodass Lasse noch einmal beide Hände unter den laufenden Strahl hielt, um sich mit einer weiteren Ladung zu erfrischen. Er prustete, dann trank er ein paar volle Züge aus dem Hahn. Als er sich dann im Spiegel sah, musste er grinsen. Verschwitzt sah er aus, zerzaust und die Nase war von Rorys Barstoppeln ganz rot. Sein Freund war immer ein leidenschaftlicher bis stürmischer Liebhaber, aber heute, an seinem Geburtstag, war er kaum zu bremsen gewesen und so hatten sie sich beide ganz schön verausgabt.
„Willst du auch was trinken?“, rief Lasse über die Schulter ins Schlafzimmer.
„Ich will, dass du wieder herkommst!“, lautete die Antwort aus den Kissen.
Wieder lächelte der junge Mann, denn auch diese Ungeduld war so typisch für den anderen. Lasse ließ sich jedoch nicht hetzen. Er kannte Rory besser, kippte Zahnpastatube und Bürste aus einem Glas, füllte es und nahm es mit.
„Hier, Großer, damit du wieder zu Kräften kommst“, sagte er dann, als er das Wasser überreichte.
„Bild‘ dir das nur nicht ein, du Nimmersatt“, fand Rory, dann leerte er das Glas in Null Komma Nichts. „Dafür braucht es mehr als Wasser.“ Jetzt war er es, der grinste und die Bettdecke zur Seite schlug, damit Lasse sich wieder zu ihm legen konnte.
„Sag mir was, und ich hol’s!“
„Frechdachs!“
Beide lachten, während sie sich nun aneinanderschmiegten, sodass sie sich in den Armen hielten.
„Schade, dass dein Geburtstag vorbei ist“, murmelte Lasse und drückte seinem Freund praktisch einen Gute-Nacht-Kuss auf.
„Ja, na ja. Nächstes Jahr ist er ja wieder“, fand der.
„Schlaumeier.“
„Danke nochmal für dein besonderes Geschenk.“
„Kein Ding.“
Rory zog Lasse noch dichter zu sich. „Doch, ich finde schon, dass ich es dir sagen sollte. Es ist dir bestimmt nicht leichtgefallen.“
„Du meinst, wegen meiner Kleptomanie? Das ist vorbei, wegen dir mache ich das nicht mehr.“
„Eben. Das ist bestimmt nicht so einfach.“ Um seine Worte zu unterstreichen, begann Rory, Lasse sanft über den Rücken zu streichen und pustete ihm ins Haar, sodass es kitzelte.
„Du hast dich wohl über den Kassenbon mehr gefreut als über das schweineteure Rasierwassser …“
„In dem Fall schon. Es ist doch ein riesen Fortschritt …“
„Wenn ich will, dass du meine Geschenke behältst, hab ich gar keine andere Wahl“, nuschelte Lasse, wobei der Klang seiner Stimme dennoch verriet, wie stolz er auf sich war. Denn es war wirklich eine enorme Verbesserung.
„Du bist das einzige Geschenk, dass ich wirklich brauche“, betonte Rory und bewies damit wieder einmal mehr, dass er der Beste war, den Lasse sich nur wünschen konnte. Zufrieden und glücklich schlief er so ein. Rory summte noch ein wenig die Melody von „Maniac“, dem Song, den er für Lasse geschrieben hatte. Zu dessen Geburtstag im letzten Herbst.