Dann war Gertrud ein fünfzehnjähriges Mädchen, aber eigentlich war sie ein Mischwesen aus Ziege und Wurm, also eine Ziege mit dem Unterkörper eines Wurms, ein Ziegenwurm, mit verschiedenen magischen Kräften.
Dann war sie minderjährig, aber eigentlich nicht, weil Ziegenwürmer anders altern als Menschen und sie in Wirklichkeit schon dreihundert Jahre alt war und nur aussah wie fünfzehn.
Dann ging sie noch zur Schule, aber eigentlich ging sie nie hin, sondern setzte sich in den Park, las Groschenromane und lackierte ihre Zehennägel.
Dann war sie von ihren Eltern abhängig, aber eigentlich nicht, denn sie konnte Feuer speien, was ihre Eltern nicht konnten, wodurch sie eine gewisse Macht über sie hatte, die sie jedoch nie einsetzte, da alle glauben sollten, dass sie ein harmloses fünfzehnjähriges Menschenmädchen war.
Dann wollte sie Urlaub auf Mallorca machen, aber eigentlich wollte sie dort durch ein Portal in ihre Heimatwelt Jodelkropp gehen.
Dann wollten ihre Eltern das nicht, aber eigentlich wollten sie schon, sie hatten nur vergessen, beizeiten zu buchen, was sie Gertrud aber nicht erzählten.
Dann wollten ihre Eltern nach Island, aber eigentlich wollten sie dort auch nicht hin.
Dann bezahlten sie ihr den Mallorcaurlaub nicht, aber eigentlich wollten sie das schon, sie konnten nur nicht, weil sie nicht so viel Geld hatten.
Dann fand Gertrud das doof, aber eigentlich fand sie es gar nicht so schlimm, da sie auch von Island aus nach Jodelkropp gehen konnte.
Dann stieg Gertrud widerwillig ins Flugzeug nach Island, aber eigentlich hätte sie auch einen Tunnel durch die Erde nach Island graben können, aber dann wäre aufgefallen, dass sie ein magischer Ziegenwurm war, was ja außer ihr keiner wusste.
Dann flogen sie nach Island, aber eigentlich flog das Flugzeug gar nicht, sondern schwamm auf dem Meer, aber der Pilot war ein magisches Wesen, ein Sirenenadler, der ihnen die Illusion zu fliegen vorgaukelte. Eigentlich schwammen sie auch gar nicht nach Island, sondern nach Grönland.
Dann stiegen sie aus dem Flugzeug, aber eigentlich fielen sie mehr heraus.
Dann fuhren sie in ihr Hotel, aber eigentlich wurden sie von einem Taxifahrer in einem Taxi gefahren.
Dann gingen Gertruds Eltern einkaufen, aber eigentlich brauchten sie gar nichts, weil sie ja in einem Hotel wohnten.
Dann spazierte Gertrud in der Stadt herum, aber eigentlich hüpfte sie mehr.
Dann traf sie einen Jungen, aber eigentlich war das gar kein Junge, was Gertrud, da sie ja sehr begabt war, auch sofort erkannte.
Dann ging sie mit diesem Jungen auf einen Vulkan, aber eigentlich war der Vulkan gar kein Vulkan, sondern eine Kneipe.
Dann fand sie Island gar nicht mehr doof, aber eigentlich hatte sie es noch nie doof gefunden.
Dann fand sie Island spannend, aber eigentlich dann auch so spannend wieder nicht.
Dann küsste sie den Jungen, aber eigentlich lutschte sie ihn mehr.
Dann kam ein Troll, aber eigentlich war er die ganze Zeit schon da gewesen.
Dann entführte er sie, aber eigentlich fragte er vorher um Erlaubnis, sodass man es nicht Entführung nennen kann.
Dann setzte er sie in einen Kochtopf, aber eigentlich war das nur ein Spielzeugkochtopf, bei Trollen sind die eben auch schon ziemlich groß.
Dann schrie sie, aber eigentlich klang es eher wie wunderschöner, sirenenhafter Gesang.
Dann erschien ein tapferer Elf, aber eigentlich war er ziemlich dumm.
Dann rettete er sie, aber eigentlich musste er dafür nicht viel tun, denn der Troll fiel von selbst um, weil er Tabletten genommen hatte.
Dann schlugen sie den Troll k. o., aber eigentlich war er ja schon k. o. und sie taten nur so, als schlügen sie ihn k. o. (Weil sie den Konjunktiv so toll fanden.)
Dann warfen sie den Troll in den Vulkan, aber eigentlich taten sie das nicht, sie warfen ihn in eine Mülltonne, die sie Vulkan nannten.
Dann bedankte sich Gertrud bei dem Elf, aber eigentlich wollte sie das gar nicht, weil sie ihn ein bisschen doof fand.
Dann verwandelte er sich, aber eigentlich hatte er die ganze Zeit ähnlich ausgesehen.
Dann war es plötzlich der Junge von vorher, aber eigentlich hatte Gertrud das die ganze Zeit gewusst.
Dann erkannte Gertrud das, aber eigentlich hatte sie es schon lange erkannt.
Dann bestätigte er das, aber eigentlich war er sich selbst nicht sicher. Denn eigentlich war er in Wirklichkeit auch kein Elf, sondern eine Fee, aber das wusste er selbst auch nicht.
Dann zog Gertrud zu ihm ins Elfenland, aber eigentlich zogen sie nach Jodelkropp, denn sie fanden den Weg ins Elfenland nicht.
Dann stellte er ihr seine Familie vor, aber eigentlich war es gar nicht seine Familie, sondern Vampire, die er als Schauspieler angestellt hatte.
Dann kamen Gertruds Eltern zu Besuch, aber eigentlich waren Gertruds Eltern gar nicht ihre Eltern, denn Gertrud stammte von zwei Ziegenwürmern ab, die jedoch nach ihrer Geburt verschwunden waren, weshalb sie ein Adler bei ihren zukünftigen Adoptiveltern abgesetzt hatte.
Dann heirateten Gertrud und der Junge/Elf, aber eigentlich heirateten sie nicht wirklich, denn sie versprachen sich keine ewige Treue und sie unterschrieben auch gar nichts.
Dann lebten sie glücklich, aber eigentlich auch nicht immer, denn manchmal stritten sie sich auch.
Dann war die Geschichte zu Ende, aber eigentlich vielleicht doch nicht so richtig, weil es ja immer wieder neue Versionen geben kann.